Also wanderte er auf langen, gefahrvollen Wegen in das Land des goldenen Sandes
und brachte von dort so viel Gold mit, daß er sich davon alles kaufen konnte, was
er sich je gewünscht hatte. Lange Zeit lebte er im Lande Noramis und kaufte sich
von seinem Golde alles, was man mit Geld kaufen kann. Doch jedesmal, wenn er
darüber nachdachte, ob er glücklich sei, fiel ihm noch etwas ein, das zu seinem
Glück fehlte. Der Waldelf ließ sich wundervolle Säle bauen, in denen er Bankette
feierte, wie man sie nur aus Märchen kennt. Er ließ Gärten pflanzen, deren
Schönheit im ganzen Lande gerühmt wurde. Er umgab sich mit weisen Männern,
mit Sängern, Märchenerzählern, schönen Frauen und hübschen Knaben, er probierte
mancherlei Zauberkräuter. Jahre vergingen, doch glücklich wurde er nicht.
Du hast immer noch keinen Menschen gefunden, der dir auch nur ein paar
Sekunden zugehört hätte.
"Es würde lange dauern, alles aufzuzählen, was der Waldelf auf seiner Suche nach
dem Glück ausprobierte. Er wurde Sänger und wandernder Geschichtenerzähler, lernte
zaubern, Flöte spielen, trieb Handel, zähmte eine große Silberschlange und ritt mit
ihr durch die Lüfte, dressierte wilde Tiere, feierte Liebesorgien. Er probierte alles aus,
von dem man meinen könnte, es mache glücklich. Jahre, Jahrhunderte vergingen so,
doch der Waldelf wurde nicht glücklich.
Die Leute schenken dir so wenig Beachtung, daß du beinahe selbst beginnst zu
überlegen, ob du dir vielleicht nur einbildest, daß du wirklich existierst.
"So saß der Waldelf eines Abends trübsinnig auf dem Marktplatz einer kleinen Stadt
und beobachtete die Leute um sich herum. Auch von diesen schien keiner glücklich
zu sein. Langsam zweifelte der Waldelf daran, daß es Glück überhaupt gibt.
Irgendwann raffte er sich schließlich auf und entschied:
"Für mich habe ich schon auf jede denkbare Art nach Glück gesucht, jetzt will ich einmal sehen, ob ich
nicht andere glücklich machen kann."
So begann der Glückssucher für andere nach Glück zu suchen. Manchen Leuten
machte er Dinge zum Geschenk, die sie sich ein ganzes Leben lang gewünscht
hatten. Er lehrte einem Kind das Lautenspiel, leistete einer einsamen alten Frau,
deren Leben leer und sinnlos geworden war, Gesellschaft. Er erlöste einen Werwolf
von seinem Fluch, so daß er wieder als Mensch unter Menschen leben konnte,
führte einige Wanderer zur Silberwiese, damit sie sich an der sagenhaften Schönheit
der Einhörner ergötzten ... "
Du wirfst einen flüchtigen Blick auf deinen Hut, in dem immer noch gähnende
Leere herrscht. Langsam beginnst du dich zu fragen, ob das, was du machst
überhaupt einen Sinn hat. Flüchtig kommt dir in den Sinn, daß irgendein weiser
Mann gesagt haben soll: "Ich denke also bin ich." Leider hat er nicht bemerkt,
daß das nichts nützt, wenn die anderen es nicht merken. Entmutigt brichst du
ab.
Kersti / 62: | Du suchst dir einen besseren Platz und erzähltst die Geschichte noch einmal. | |
Kersti / 147: | Du versuchst zuerst einmal deinen knurrenden Magen zu besänftigen. | |
Kersti / 61: | Du hörst der Geschichtenerzählerin eine Weile zu. | |
Kersti / 67: | Du bettelst um Essen. |
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/ E-Mail an Kersti
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