470Kersti:

Als ihr mit dem Essen fertig seid, reitet Oma Junata mit dir auf der Silberschlange über das Land. Weit unter dir siehst du die Landschaft vorüberziehen. Die Städte, die verstreut in dem flachen Land liegen, sind klein wie Spielzeug. Wildherden laufen weit unter euch dahin. Schließlich kannst du in der Ferne eine riesige Felswand erkennen.

Die Silberschlange landet am Boden und setzt euch ab. Ihr macht Mittagspause und eßt euch an den Vorräten von Oma Junata satt. Dann kommt die Silberschlange mit einer großen Antilope, die sie geschlagen hat, zu euch zurück. Gemeinsam zerlegt ihr das Tier und füllt damit einen Beutel. Den Rest verspeist die Silberschlange. Dann fliegt ihr weiter.

Unterwegs erklärt Junata dir, wie du dich in der Bruthöhle zu verhalten hast:
"Wenn Daheira die Mutter der jungen Silberschlangen zu dir kommt, bleibst du ruhig sitzen. Solange du nicht wegläufst und ihre Eier nicht in Gefahr bringst, wird sie dir nichts tun.
Bleib bei den kleineren Eiern, aus denen die Männchen schlüpfen. Sobald sie aus der Schale sind, schnappst du dir die erste Silberschlange, die dir über den Weg läuft und fütterst sie so lange mit dem Fleisch aus dem Beutel, bis sie satt ist. Achte darauf, dich langsam und bedächtig zu bewegen. Auch die jungen Silberschlangen haben Giftzähne und sie schnappen bei jeder schnellen Bewegung zu, weil sie Menschen noch nicht kennen."

Während ihr euch der Felswand nähert, scheint sie immer größer zu werden. Viel größer als jede Felswand, die du in deinem Leben je gesehen hast. Obwohl die Silberschlange so hoch fliegt, daß die Menschen, die in den Städten am Fuße der Felswand leben, nur noch winzige, sich bewegende Punkte sind, reicht die Felswand über euch noch viele hundert Meter in die Höhe. Zielstrebig fliegt die Silberschlange auf eine bestimmte Höhle zu und setzt dich in ihrem Inneren ab. Außer dir sind noch einige andere junge Leute dort. Alle haben sie weißblondes Haar und Augen von der Farbe sehr hellen Bernsteins. Ohne viele Worte verteilen sie sich auf die ledrigen, runden Silberschlangeneier, mit einem halben Meter Durchmesser.

Nach einiger Zeit fangen die ersten Eier an, sich zu bewegen. Die Jungen zeigen aufgeregt auf eines, dessen ledrige Hülle schon ein Loch hat, laufen dorthin. Auch du schaust zu, wie das kleine Tier sich aus der Schale befreit. Plötzlich spürst du etwas kaltes, das dich von hinten berührt. Entsetzt willst du herumfahren, doch gerade noch rechtzeitig fällt dir ein, daß du dich langsam bewegen mußt. Die junge Silberschlange wirkt so hilflos, so kindlich und so vertrauensvoll, als sie dich vorsichtig mit ihrem Maul anstupst, einfach süß.

Sanft streichelst du sie, fütterst sie mit dem Fleisch aus deinem Beutel, bis sie satt ist. Dann nimmst du das kleine Tier auf den Arm und trägst es hinter den anderen Jungen her in einen Raum, wo ein Tisch für euch Menschen gedeckt ist. Erst als das Tierchen schon schläft, kommt dir in den Sinn, daß es absurd klingt, eine Schlange als niedlich zu bezeichnen.

Weiter in Buch 2 ("Das Volk der Silberschlangenreiter") Nr. 10


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