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Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Das erste Gehirnschiff

F44.

Der Pilot

Die nächsten Tage verbrachte ich mit einem erneuten Streit mit dem Leiter der Abteilung. Ich erklärte dem Herren daß ich mich strikt weigern würde, ohne einen Piloten auszulaufen. Es ist schließlich eine Zumutung, ganz allein wochenlang durch den Weltraum zu fliegen, mit niemandem reden zu können und sich dann auch noch so tot zu fühlen.

Er wollte nicht nachgeben, bis ich ihm erklärte, daß ich es dann doch vorziehen würde in die Sonne zu fliegen - wozu soll ich schließlich noch leben, wenn es in meinem Leben nichts lebenswertes mehr gibt - nur ausgedehnte totlangweilige Weltraumflüge? Dasselbe erklärte ich dem Psychologen, der es mir glaubte und schließlich seinen Vorgesetzten überzeugte, daß es unklug wäre, das teure neue Schiff zu riskieren, nur weil man die Kosten für den Piloten einsparen wollte.

Tatsächlich wollte ich nicht sterben - aber das konnten sie ja nicht wissen.

Danach gaben sie ziemlich schnell auch in der zweiten Frage nach: sie stellten mir mehr als die geforderten zehn geeigneten Leute zur Auswahl.

Ich nahm über das Netz mit den Leuten auf der Liste Kontakt auf und verabredete mit allen, die nicht gleich ablehnten, Vorstellungsgespräche. Der, den ich am Ende wählte, war mir gleich positiv aufgefallen.

Ich hatte durch die Internetleitung bei ihm angeklopft und da er da war, nahm er das Gespräch sofort an. Er sah auf den Bildschirm und stutze, weil dort kein Bild erschien, wie es normalerweise bei Gesprächen üblich war.
"Mein Gesicht kann ich dir leider nicht zeigen. Ich habe keins mehr. Ich bin Kara, das Gehirnschiff 1 und rufe an, weil ich einen Piloten suche." erklärte ich.
"Dann haben sie mit ihren unsäglichen Experimenten schließlich doch noch Erfolg gehabt?" fragte er und sah aus, als sei ihm schlecht geworden.
"Ja." antwortete ich.
Seine Reaktion gefiel mir, ich hätte niemanden haben wollen, der solche Methoden auch noch gut findet.

"Aber soweit ich weiß, waren doch keine Piloten vorgesehen?" meinte er.
"Das stimmt. Aber ich war anderer Meinung. Ich sagte ihnen, ich fliege in die Sonne, wenn ich keinen kriege."
Er lachte: "Das gefällt mir. Ein durchsetzungskräftiges Schiff."
Ich verabredete ein Vorstellungsgespräch bei mir im Schiff - hatte aber im Grunde längst entschieden, daß ich ihn haben wollte.

Kersti

Quelle: Erinnerungen an eigene frühere Leben


FA45. Kersti: Fortsetzung: Abschiede
FA43. Kersti: Voriges: Ich weiß, daß Du mir zuhörst
FI1. Kersti: Inhalt: Das erste Gehirnschiff
V4. Kersti: Merkwürdige Erfahrungen
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
Z51. Kersti: Erinnerungen an frühere Leben
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de