5/09

Das Drachenreich: Der erste Drache

F76.

Ausbildung

In dem Jahr, das auf die Operation folgte, saugten wir so viele Informationen aus dem Internet, wie wir nur durch unseren Kopf schleusen konnten. Gleichzeitig absolvierten wird die Ausbildung für künftige Offiziere, indem wir in jede der Vorlesungen einen von uns setzen und das Wissen dann über die Drachen austauschten. Die Arbeiten gab derjenige, der die Vorlesung besuchte, für uns alle gesammelt ab.

Die anderen künftigen Offiziere waren neidisch, denn sie hatten den Eindruck, wir müßten uns viel weniger als sie anstrengen, um zu einem Offizierspatent zu kommen. Das war natürlich Unsinn. Wir hatten seit Jahren den größten Teil des Tages damit verbracht Wissen zu suchen und miteinander auszutauschen. Wir hatten, seit wir 15 waren, keinerlei wirkliche Freizeit gehabt und ausschließlich für unsere Drachen gelebt. Wir hatten viel mehr Zeit unseres Lebens mit Lernen verbracht als die anderen künftigen Offiziere und in den vorhergehenden Jahren ein Wissen angesammelt, das ihre bisherige Schulbildung sowohl in der Menge als auch in der Qualität bei weitem übertraf und teilweise fachbezogen war.

Während der Ausbildung dachte ich zeitweise, es gäbe dort nur zwei Sorten Kadetten: solche die uns haßten, beneideten und unfreundlich zu uns waren und solche die in uns ihre Aufstiegschance sahen und sich bei uns einschmeicheln wollten. Mit beidem wollten wir nichts zu tun haben.

Doch eines Tages fragte einer der Studenten mich mit echter Neugier zu den Drachen aus und ich lud ihn zu uns ein, damit er sich selber ein Bild machen konnte. Er gefiel den Drachen, die neugierige Menschen immer besonders gerne mochten und brachte bei weiteren Besuchen dann verschiedene Leute aus seinem engeren und weiteren Freundeskreis mit.

Viele von ihnen wollten nur einmal die Drachen anschauen oder probieren wie es sich anfühlt auf einer Drachenhand zu stehen. Doch manche kamen öfter, weil sie merkten, daß die Anwesenheit der Drachen ihnen beim lernen half und weil sie gerne mit uns diskutierten und lachten.

Am Ende des Jahres gehörten unsere regelmäßigen Besucher durchweg zu den besten 10% ihres Jahrganges. Die anderen behaupteten, das läge daran, daß die Drachen ihnen heimlich die Lösungen in den Prüfungen verraten hatten, was nicht stimmt. Oder weil sie von uns Nachhilfeunterricht bekommen hatten - das war nur halb richtig, denn genau wie Drachen jeden Menschen ausfragen, beantworten sie auch gerne Fragen, die ihnen Menschen stellen. Nicht wir hatten Nachhilfe erteilt, sondern die Drachen. Doch ich denke, eine mindestens ebenso große Rolle spielte, daß sie schon vorher zu den wissensdurstigsten ihres Jahrganges zählten und schon eine größere Allgemeinbildung mitgebracht hatten als diese, als sie mit dem Kurs begannen.

Auf die theoretische Ausbildung folgten diverse Manöver, bei denen wir unsere Führungsqualitäten trainieren sollten. Die Drachen hielten das für ein wunderbares Spiel, bei dem sie eifrig versuchten sich gegenseitig auszutricksen und die Schiedsrichter mit ihren Aktionen in völlige Verwirrung stürzten. In denjenigen Manövern, in denen eine Partei nicht von einem Drachen geführt wurde, hatte diese von vorne herein verloren. Allerdings geschah das oft auf ziemlich skurrile Art und Weise.

Unsere Herren waren davon begeistert.

Uns beruhigte das gar nicht, denn es war vorhersehbar, daß sie bei weitem nicht so begeistert wären, wenn sie ihre eigenen Ziele auf merkwürdige Weise genauso wenig erreichen würden, wie unsere Mannövergegner.

Kersti

Quelle: Erinnerung an ein eigenes früheres Leben


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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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