erste Version: 1/2012
letzte Bearbeitung: 8/2012
Vorgeschichte:
F129. Voriges:
Niemand braucht Sklavenjungen
Kanto erzählt:
Einige Tage später, als wir wieder in der Wüste unterwegs waren, rief mich der Schamane
zu sich. Er erklärte mir, daß er mich brauchte
- als seinen Gehilfen. Er ließ mich einige Kleinigkeiten tun und gab mir dann einen reifen
Granatapfel.
"Was soll ich damit machen?" fragte ich.
"Den darfst du essen. Der ist ganz allein für
dich. Und dann darfst du dich in die Ecke
meines Zeltes schlafen legen."
Fassungslos starrte ich die reife Frucht in
meinen Händen an, konnte gar nicht glauben,
daß die wirklich für mich war.
"Hast du keinen Hunger?" fragte er.
"Doch." sagte ich und aß sie hastig auf.
In den folgenden Tagen mußte ich ihm helfen verschiedene Rituale vorzubereiten und bekam jeden Abend zu essen und er redete freundlich mit mir, manchmal streichelte er mich sogar. Ich faßte Vertrauen und bemühte mich alles, was er mir sagte, perfekt zu machen. Ich war glücklich. Ich wußte ja, daß niemand Sklavenjungen braucht - und wenn er mir trotzdem zu essen gab, dann gewiß, weil er mich liebte. Er lobte mich oft.
Während der Rituale mußte ich mich in mein Zelt zurückziehen. Sklaven durften bei den Ritualen nicht zusehen, weil sie unrein sind.
Eines Tages bereitete ich wieder ein Ritual
vor. Diesmal befahl mir mein Herr, mich rituell
zu reinigen und beim Ritual dabei zu bleiben.
"Was ist denn diesmal das Opfer?" fragte ich.
Zu jedem Ritual gehört ein Opfer - manchmal
ein kleines Tier, wenn es wichtiger ist, ein
großes Tier. Ich würde auch das Opfer rituell
reinigen müssen.
"Wart nur ab. Du wirst es schon begreifen."
Während des Rituals mußte ich dem Schamanen helfen, auswendig gelernte Sätze vortragen, das Feuer anzünden - dann fragte der Schamane mich, ob ich ihn lieben würde.
"Ja." antwortete ich.
"Bist du bereit, wenn nötig dein Leben für mich zu geben" fragte er.
"Ja." antwortete ich.
"Knie dich vor mich hin."
Ich gehorchte ihm. Er packte mich am Hals
und drückte meinen Kopf zu Boden. Dann
stach er in meinen Rücken, dort wo das Herz
ist.
Da erst begriff ich, daß es doch etwas gibt, wofür man Sklavenjungen braucht. Ich bäumte mich verzweifelt gegen seinen harten Griff auf, der mich in der zusammengekauerten Stellung hielt. Jeder Atemzug tat stechend weh, blutiger Schaum trat vor meinen Mund und behinderte die Atmung. Schließlich gab ich den Kampf auf, entspannte mich und wartete auf den Tod. Der Schamane ließ mich los und führte das Ritual fort, als wäre nichts besonderes geschehen. Ich hörte, wie er dem König nach Ende des Rituals sagte, daß er gewiß innerhalb des nächsten Jahres den heiß ersehnten Sohn bekommen würde, jetzt wo das Opfer dargebracht sei. Ich hörte noch, wie sie weggingen, dann verlor ich das Bewußtsein.
Als ich erwachte, stand sie Sonne hoch am Himmel. Ich hatte immer noch bei jedem Atemzug stechende Schmerzen in der Lunge. Vor meinem Mund im Sand sah ich einen Fleck getrockneten Blutes. Aber rätselhafterweise war ich noch am Leben und hatte Durst.
Ich stand auf. Kurz wurde mir schwarz vor Augen, ehe sich mein Blick wieder klärte. Dann ging ich langsam zur Wasserstelle und trank mich satt. Das Lager war längst fort. Die Spuren der Karawane waren deutlich zu sehen. Ich überlegte ob ich ihnen folgen sollte, kam aber zu denm Schluß, daß das eine dumme Idee war - wenn er merkte, daß ich noch lebe, würde mich der Schamane bestimmt endgültig töten.
Fortsetzung:
F131. Fortsetzung:
Eunuchen sind wertvoll
Dieselbe Geschichte aus Ansicht meines damaligen Herrn, einer Ahrimaninkarnation erzählt:
FF159.
Der andere Tiuval
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
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