erste Version: 1/2012
letzte Bearbeitung: 2/2012

Reinkarnationserinnerung - Niemand braucht Sklavenjungen

F146.

Mein kleiner Junge

Nach Dinias Tod wurde der Herr plötzlich sehr viel freundlicher zu mir, begann mich nach meiner Meinung zu politischen Dingen zu fragen und redete überhaupt viel mehr mit mir. Offensichtlich hatte Koris völlig recht gehabt, als er sagte, daß mein Herr sehr wohl eifersüchtig auf Dinias Liebe zu mir war. Und als ich ihn danach fragte, gab er das auch zu. In meinem Buch hatte ich ziemlich schonungslos beschrieben wie ich über ihn dachte, deshalb hatte es mich ja so gewundert, daß er mich nicht bestraft hatte. Aber offensichtlich hat der gute Mann ein paar positive Eigenarten, die ich vor lauter Eifersucht nicht hatte zur Kenntnis nehmen wollen.

Die wenigsten Menschen hätten einen Sklaven weiterhin fair behandelt wenn sie so eifersüchtig gewesen wären, wie er es war.

Jedes von Dinias Kindern hatte eine Amme. Zum Glück hatten die Ammen der Jungen Mädchen zur Welt gebracht, denn die durften gesund aufwachsen. Ich sorgte dafür, daß alle Kinder lesen und schreiben lernten, auch die der Nebenfrauen des Fürsten, die nach Dinias erstem Kind zur Welt kamen - schon damit ich mit ihnen reden konnte. Dennoch ist mir unerklärlich, warum all die Kinder unbedingt mit mir spielen wollten, warum sie mir besser gehorchten als ihrem eigenen Vater und warum sie ständig um mich herumliefen. Es hatte aber immerhin zufolge, daß ich die Kinder so erziehen konnte, wie ich das für richtig hielt.

Mein besonderer Liebling war und blieb jedoch der kleine Junge der ersten Amme, den sie kastriert und die Zunge herausgeschnitten hatten. Das lag vor allem daran, daß sich außer mir niemand wirklich um ihn kümmern wollte.

Da mir sehr bewußt war, daß er sobald er alt genug dazu war zum Leibwächter ausgebildet würde und daß zwei Drittel der Jungen in den ersten beiden Jahren, wo man beginnt sie zur Wache einzuteilen, getötet werden, animierte ich ihn so oft wie möglich zu unterschiedlichen Kampfspielen. Ich brachte ihm bei, wie man ein Schwert richtig hält und achtete darauf, daß er die Bewegungen richtig lernte, lange bevor die eigentliche Kampfausbildung beginnen konnte.

Koris, der Offizier behauptete zwar, daß so kleine Kinder noch nicht zum Kampf ausgebildet werden können. Wenn man jedoch sorgfältig darauf achtet, daß es ihnen Spaß macht und sie es als ein lustiges Spiel sehen, können sie halt doch eine ganze Menge lernen, nur darf man von ihnen nicht erwarten, daß sie den Ernst und die Ausdauer an den Tag legen, die man älteren Jungen abverlangen kann.

Als mein Junge alt genug war, um richtig ausgebildet zu werden, war Koris dann auch begeistert von seinem Können. Ich mußte ihn jedoch regeläßig bremsen, damit er von meinem Kind keine Dinge verlängt, die erst viel ältere Kinder wirklich leisten können. Doch obgleich ich ihm dafür regelmäßig auf die Finger klopfen und an das Alter des kleinen Jungen erinnern mußte, hielt sich Koris letztlich an meine Ansichten zur Ausbildung meines Jungen - unter der Vorraussetzung, daß ich mit jedem der gleichaltrigen Jungen gelegentlich kämpfen trainiere, damit diese sich nicht vernachlässigt fühlen.

Den Jungen tat das offensichtlich gut, denn von da ab hatte ich zehn kleine Sklavenjungen um mich, die auch außerhalb des normalen Trainings bei mir sein wollten und auf jede freundliche Geste mit noch mehr Anhänglichkeit reagierten. Innerhalb von kürzester Zeit hatte ich sie allesamt ins Herz geschlossen.

Nach zwei Jahren Grundausbildung galten sie als alt genug, um zur Wache eingeteilt zu werden - und das Jahr danach war das schlimmste Jahr meines Lebens, denn von diesen zehn Jungen überlebten nur drei. Jeder, der irgendwie in einen Kampf verwickelt wurde, war nachher tot. Und mein kleiner Junge war unter den Toten. Er war erst zwölf, als er starb.

Kersti

Quelle: Erinnerung an ein eigenes früheres Leben


F147. Kersti: Fortsetzung: Die Verletzung
F145. Kersti: Voriges: Wenn ich einen Aufstand planen wollte, hätte ich kein Buch geschrieben
FI11. Kersti: Niemand braucht Sklavenjungen
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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