erste Version: 4/2013
letzte Bearbeitung: 5/2013

Reinkarnationserinnerung: Der Schreiberpriester

F180.

Ich ahnte nicht, warum er mir diese Frage stellte

Vorgeschichte: F167. Kersti: Sehnsucht nach dem Nomadenleben

An'ptah, der höhere Priester erzählt:
Ich bin ein Priester aus dem Priesteradel Ägyptens und wurde für meine Aufgabe von frühester Jugend an ausgebildet. Seit entschieden wurde, daß ich für die höchsten Weihen geeignet sei, durfte ich mich nicht mehr zu einer Frau legen, doch niemand wäre auf den Gedanken gekommen, einen Prister von meiner Abkunft zu kastrieren.

Ich habe jahrelang einen stummen Diener gehabt. Als ich ihn bekam, war ich noch ein junger Mann gewesen und er ein altgedienter Schreiber, der seine letzten Jahre bei mir verbrachte. Die Zunge herauszuschneiden ist eine schmerzhafte Operation und sie beschneidet die Möglichkeit sich mit anderen einfachen Menschen zu verständigen auf das lebensnotwendige Mindestmaß. Daher hätte ich angenommen, daß er unglücklich darüber wäre, für mich als persönlicher Schreiber ausgewählt worden zu sein und unglücklich bleiben würde. Die ersten Wochen merkte ich auch oft, daß er geweint hatte und mich sehr haßte, weil er wegen mit der Zunge beraubt worden war. Doch nichts davon schrieb er mir auf. Hätte ich seine Gefühle nicht spüren können, hätte ich glauben müssen, daß er über seine neue Aufgabe glücklich ist.

Als mein Lehrer mir sagte, daß das Unglück des Dieners mit der Zeit verschwinden und er zu einem tiefen inneren Frieden finden würde, glaubte ich das zuerst nicht. Dennoch gab ich meinem Diener die Ratschläge, die mir mein Lehrer empfahl, leitete ihn geduldig dazu an, wie er die vorgeschriebenen vielen Stunden der Meditation verbringen sollte, um daraus den größtmöglichen Gewinn zu ziehen. Und mein Lehrer behielt recht: Mein Diener hörte auf, sich unglücklich zu fühlen öffnete sich mehr und mehr der Liebe und dem Frieden.

Es ist normal, daß beim Meditieren immer wieder alter Schmerz und alte Verletzungen ins Bewußtsein kommen. Und ich hatte genau mitbekommen, wie mein erster Diener die schlimmen Erfahrungen aus seiner Kindheit aufarbeitete. Ich spürte wie die Eifersucht auf seinen jüngeren Bruder aufarbeitete, der viel liebevoller behandelt worden war, weil seine Eltern wußten, daß sie ihn behalten durften. Ich spürte, wie sein Heimweh wieder hochkam, das er als Kind an der Schule empfunden hatte. Ich bekam mit, wie er die Schmerzen nach der Kastration aufarbeitete. Doch insgesamt hatte ich den Eindruck, daß er kein unglückliches Leben gehabt hatte und auch jetzt die meiste Zeit zufrieden war. Er war viel glücklicher als die meisten Menschen, die keine Priester sind.

Ich selbst merkte, daß es für mich zusehends zur Qual wurde, wenn ich mit normalen Menschen umgehen mußte, ihre Gefühle zu spüren, ihre kleinlichen boshaften Gedanken mitzubekommen, ihre Übergriffe auf mein Energiefeld abzubekommen. Daß mein Diener so sehr mit sich in Frieden war und mir seine liebevolle Nähe deshalb zu jeder Zeit angenehm war, war Balsam für meine Seele. Nach und nach wurde er auch selbstbewußter und offener mir gegenüber.

Doch er war schon alt gewesen als er mir zugeteilt wurde und in dem elften Jahr, in dem er mir diente, wurde er zusehends schwächer und kranker und konnte seine Aufgaben immer schlechter erfüllen. In dieser Zeit fragte ich ihn, ob er mir immer noch böse sei, daß ihm die Zunge herausgeschnitten worden war, damit er mein Diener werden könnte. Er schüttelte den Kopf und schrieb dann auf sein Tontäfelchen:
"Zuerst war ich dir böse. Aber ich wußte nicht, wie viel ich dafür bekommen würde."
Das erleichterte mich unheimlich, besonders weil ich spüren konnte, daß es ihm ernst war.

Jedes Jahr, wenn die Nomaden in der Trockenzeit an den Nil kamen, weil sie anderswo nicht genug Wasser fanden um ihr Vieh zu tränken, wurde ich eingeteilt, um für den Tempel mit ihren Schamanen zu verhandeln. Ich wurde für diese Aufgabe gewählt, da ich die Schamanen nicht unheimlich sondern eher faszinierend fand und mich deshalb nicht gegen diese Aufgabe wehrte. Man war der Ansicht, daß Schamanen alte Dämonenseelen sind, die sehr gefährliche Magie wirken konnten, wenn man sie verärgerte. Ich habe sie aber nie anders als freundlich und höflich erlebt.

Diesmal war ich überhaupt nicht begeistert, sie übernehmen zu müssen, weil ich befürchtete, daß mein Diener im sterben lag und ihm beistehen können wollte. Wegen seiner Stummheit hatte er keine andere tiefgehende zwischenmenschliche Beziehung und ich war der Ansicht, daß ich deshalb bei ihm bleiben mußte. Die anderen höheren Priestger sahen das nicht ein. Sie meinten er würde im Tempel ausreichend versorgt werden und hätte gelernt, in der Einsamkeit seinen Frieden zu finden. Ich war empört über diese Herzlosigkeit, konnte mich aber nicht durchsetzen.

Für die Verhandlungen wurde mir einer der älteren Schreiberpriester als Gehilfe zugeteilt, der auffallend selbstbewußt und spirituell fortgeschritten war. Er erfüllte seine Pflichten vorbildlich. Außerdem hatte er zu allem eine eigene Meinung, die er mir mitteilte, ob ich sie hören wollte oder nicht. Trotzdem hatte ich den Eindruck, daß er nicht offen zu mir war, sondern irgendetwas Wichtiges geheim hielt.

Mir gefiel aber wie offen und respektvoll er mit den Leuten aus den Stämmen umging und mich wunderte, wie respektvoll er von den Schamanen behandelt wurde. Ich fragte mich, was diese Dämonenseelen in meinem Schreiber sahen.

Er fand es beispielsweise sehr gut, daß ich die Verhandlungen jeweils auf den Abend und den darauffolgenden Morgen legte, um dazwischen über 24 Stunden Zeit zu haben, in denen ich zum Tempel laufen und meinen stummen Diener besuchen konnte. Ich glaube ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht so viel gelaufen, wie in diesem Jahr wo ich ständig zwischen dem Krankenbett meines Dieners und dem Außenposten für die Verhandlungen mit den Nomaden hin und herlief. Gegen Ende der Tockenzeit starb mein stummer Diener. Als der Leiter des Tempels mich kurz darauf fragte, ob ich mit meinem Gehilfen zufrieden sei, bejahte ich das. Ich ahnte nicht, warum er mir diese Frage stellte.

Kersti

Fortsetzung:
F168. Kersti: Bist du bereit für Die Göttlichkeit auf die Sprache zu verzichten?

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI14. Kersti: Inhalt: Der Schreiberpriester

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
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