erste Version: 10/2014
letzte Bearbeitung: 11/2014

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Dämonenkind

F383.

"Man könnte sich natürlich fragen, ob jemand, der so unmenschlich wirkt, eventuell mit dem Feind kollaboriert"

Vorgeschichte: F382. Kersti: D

Karl erzählt:
Nach einigen Stunden verließen die meisten Verhörteilnehmer - darunter auch Göring und Hitler - den Raum und wurden durch andere abgelöst. Langsam empfand ich das Verhör als sehr anstrengend und bekam Probleme, alle Details wahrzunehmen, die wichtig waren. Ich merkte, wie meine Konzentration nachließ und bekam langsam Hunger.

Darauf nahm jedoch niemand Rücksicht. Ich wurde die ganze Nacht und den nächsten Tag hindurch weiter verhört. Abends befahl jemand, ich solle mich ausziehen. Ich sah Göring, der jetzt wieder anwesend war, fragend an und als er nickte, gehorchte ich.

Während ich mich auszog, wurde es totenstill im Raum. Ich konnte die Gesichter um mich herum nur vage erkennen, doch die Gefühle von Schock und Fassungslosigkeit, die ich von allen empfing, sprachen Bände. Sobald ich nackt vor ihnen stand, fragte ich, ob jemand dazu Fragen hätte. Von hinten näherten sich Schritte und jemand strich mir mit der Hand sacht über die Haut. Eine Stimme, deren klinisch kühler Tonfall überhaupt nicht zu der bösartigen Schadenfreude in den Gefühlen ihres Besitzers passen wollte, sagte:
"Man fragt sich, ob jemand, der einen so wenig menschlichen Körper hat, überhaupt als Mensch fühlen und Loyalität zur Menschheit empfinden kann."
Heiße Wut kochte in mir hoch. Ich hatte den Sprecher erkannt. Es war einer der SS-Männer, die mich vor Jahren in Himmlers Auftrag gefoltert hatten. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihm in die Augen. Er trat augenblicklich einen halben Schritt zurück, so daß er in normaler Gesprächsentfernung stand. Seine emotionale Reaktion war wesentlich heftiger. Der heiße Zorn in meinem Blick hatte ihn so sehr erschreckt, daß er am liebsten in Panik weggerannt wäre. Er hielt diesen Impuls aber gewaltsam unter Kontrolle.
"Dieses veränderte Aussehen ist durch Gentechnik erschaffen worden. Aber da ich mich von früher kenne, kann ich Dir versichern, daß ich mich von dem menschlichen Kind, das ich einmal war charakterlich vor allen Dingen dadurch unterscheide, daß ich erwachsen geworden bin." antwortete ich kalt.
"Setzt dich." Das war ein scharfer Befehl von Göring. Er schien meine Wut gespürt zu haben und wollte offensichtlich eine kontrolliertere Situation schaffen. Als ich nach meinen Sachen greifen wollte, um mich wieder anzuziehen, verbot er mir das mit einem angedeuteten Kopfschütteln. Ich gehorchte und setzte mich nackt auf den Stuhl.
Ein anderer Mann kam von hinten, strich wieder beinahe zärtlich über meine Haut. Die Wut kochte noch mehr hoch und ich unterdrückte gewaltsam den Impuls, aufzuspringen und ihm eine Ohrfeige zu versetzen. Die Müdigkeit hatte doch erheblich an meinen Nerven gekratzt. Als ich zuletzt diese kaum beherrschbare rasende Wut gespürt hatte, war ich ein Jugendlicher mitten in der Pubertät gewesen.
"Man fragt sich natürlich, warum jemand sich solchen gentechnischen Manipulationen aussetzen könnte. Vielleicht war da von vorneherein keine Loyalität zu Menscheit." Es war ein anderer der SS-Männer, die mich damals gefoltert hatten und auch von ihm spürte ich diese bösartige Schadenfreude.
Ich unterdrückte gewaltsam den Impuls, aufzuspringen und ihn zu schlagen und versuchte meinen Körper zu entspannen. Als ich antwortete konnte wohl jeder die heiße Wut in meiner Stimme hören.
"Niemand der seinen Verstand noch beisammen hat, setzt sich so etwas freiwillig aus. Wenn ich irgendetwas hätte dagegen unternehmen können, hätte ich das getan, denn die meisten hierbei verwandten Methoden waren übelste Foltern." Ich kam zu dem Schluß, daß ich den Männern einen Dämpfer versetzen mußte, sonst würde ich noch gewalttätig und das konnte nur zu meinem Nachteil sein.
"Man könnte sich natürlich fragen, ob jemand, der so unmenschlich wirkt, eventuell mit dem Feind kollaboriert." meinte wieder eine andere Stimme. Auch einer von diesen SS-Männern.
Ich machte in meiner Antwort eine Andeutung auf die Intrige gegen Hitler, die nach meinen Recherchen Himmler geplant hatte, die so formuliert war, daß die Männer genau wußten, worauf ich hinaus wollte. Göring würde ebenfalls merken, daß ich von der Intrige redete und daß ich über diese Intrige mehr wußte als er. Allen Uneingeweihten mußten meine Worte aber harmlos vorkommen. Die SS-Leute stockten und stellten dann eine harmlose Frage.

Göring reagierte augenblicklich mit einer Reihe von gezielt wirkenden Fragen, die von dem heiklen Thema ablenkten und ich antwortete darauf mit Ja oder Nein und mit einigen knappen Erklärungen.

Als ich mich wieder anziehen durfte, hatte ich damit Schwierigkeiten. Meine Hände bebten unkontrollierbar aus einer undefinierbaren Mischung von Kältezittern, Wut und Erschöpfung und es gelang mir kaum, die Knöpfe zu schließen. Schließlich merkte ich, daß ich die Jacke falsch zugeknöpft hatte, sah meine zitternde Hand an und dachte mir, daß ich mir den Versuch, es besser zu machen, sparen konnte. Es würde mir möglicherweise kein zweites mal gelingen die Knöpfe überhaupt zu schließen. Ich ließ die Hand mit einem resignierten Lächeln sinken und konzentrierte mich wieder auf die Fragen.

Das Verhör wurde noch 24 Stunden weitergeführt. Gelegentlich prüfte ein Arzt meinen Puls und die letzte Stunde hielt ich jemand von hinten am Stuhl fest, weil ich zwei mal vor Erschöpfung vom Stuhl gefallen war. Gegen Ende gelang es mir oft nicht, die Konzentration lange genug aufrecht zu erhalten, um einen Satz zu verstehen und ich bat deshalb mehrfach, die Fragen zu wiederholen. Da meine Konzentration zu schlecht war, wich ich heiklen Themen weiträumig aus und spielte den zerstreuten Professor, wenn ich etwas nicht beantworten wollte.

Schließlich griffen zwei Männer nach mir und hoben mich hoch. Das Signal für das Ende des Verhörs hatte ich wohl irgendwie nicht mitbekommen, aber meine Frage ob ich jetzt endlich schlafen dürfe, wurde mit ja beantwortet. Ich fühlte mich jämmerlich und hätte am liebsten vor Erschöpfung geweint. Ich versuchte, während sie mich stützten, einen Fuß vor den anderen zu setzen, doch meine Erinnerung bricht ab, bevor ich den Raum verlassen hatte. Ich muß wohl im Gehen, wenn man das gehen nennen kann, eingeschlafen sein.

Kersti

Fortsetzung:
F384. Kersti: W

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI13. Kersti: Inhalt: Dämonenkind

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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