erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F551.

Aber ich dachte mir, wenn ich sowieso nichts dagegen tun kann, dann kann ich mich auch einfach über das freuen, was mir gefällt und den Rest so nehmen wie er nun einmal ist

Vorgeschichte: F550. Kersti: D

Erigon erzählt:
Am nächsten Morgen wurde ich von einem etwa siebenjährigen Jungen geweckt, der mir das Frühstück brachte. Er wirkte recht gut gelaunt, als er mich freundlich bediente und fragte mich, wie ich denn damit zurecht kam, daß ich kastriert worden war. Ich fragte ihn, ob er denn kastriert sei.
"Ja. Ich bin schon Priester." antwortete er.
"Und wie hast du das gefunden, als sie das gemacht haben?"
"Ich habe mich gefreut, daß ich jetzt Priester bin." antwortete er.
"Wolltest du denn kastriert werden?"
"Nein natürlich nicht. Das machen sie doch nur, weil es bequem für sie ist. Aber ich dachte mir, wenn ich sowieso nichts dagegen tun kann, dann kann ich mich auch einfach über das freuen, was mir gefällt und den Rest so nehmen wie er nun einmal ist." erklärte er und fragte: "Wolltest du denn Priester werden?"
"Nein. Ich wollte eine Familie und Kinder."
Er sah bestürzt aus:
"Oh. Ich fürchte dann mußt du einfach alles so nehmen wie es ist, obwohl du nichts davon wolltest."
Darauf lief es wohl hinaus.

Ich sah dem fröhlichen kleinen Jungen nach und fragte mich, wie er dazu kam, so fröhlich zu sein, obwohl so weit ich wußte, hier viele schlimme Dinge mit Sklaven gemacht werden. Oder dachte er sich bei all diesen schlimmen Dingen "Die nehme ich halt, wie sie sind und freue mich über das, was mir gefällt?"

Etwas später kam ein Erwachsener, der sich mir als mein spiritueller Lehrer vorstellte. Er fragte mich ebenfalls, wie es mir damit ginge, daß ich kastriert worden bin. Ich fragte ihn, ob er sich das nicht vorstellen könne. Er lachte und meinte, er wüßte, wie er auf die Aussicht, kastriert zu werden, reagiert hätte. Dann erzählte er, daß er sich geweigert hatte, sich über diesen Graben zu stellen.
"Und dann haben sie dich mit Gewalt dahin gezerrt?" fragte ich.
"Nein, viel schlimmer. Sie haben mich in einen Kerkerraum gebracht und mir eine Woche lang jeden Tag zehn Peitschenhiebe gegeben. Dann meinten sie, heute wäre wieder Sonntag und ich hätte endlich eine zweite Chance, mich kastrieren zu lassen. Ich weigerte mich. Sie brachten mich in der nächsten Woche nicht einmal mehr nach draußen, um mich zu schlagen, sondern ich mußte den ganzen Tag im Kerker bleiben. Ganz allmählich wurde mein Leben immer düsterer, immer verzweifelter immer langweiliger, aber ich weigerte mich. Ich hielt fast ein Jahr durch, bis irgendwann die Frage zu mir durchdrang, ob ich ein Leben in einem Kerker wirklich einem Leben als Eunuch vorziehen würde. Nicht daß ich das sofort mit nein beantwortete, aber ich dachte darüber nach. Und irgendwann beantwortete ich die Frage, ob ich bereit zur Kastration sei mit Ja. Sie führten mich nicht nach draußen, sondern banden den Penis hoch, damit er nicht im Weg war und befahlen mir mir meine Hoden selbst mit einem Messer abzuschneiden. Ich gehorchte, weil ich nicht noch mehr Zeit in diesem Kerker verbringen wollte. Danach waren sie freundlich zu mir und halfen mir behutsam, mich in das Priesterleben einzufügen, aber ich habe nie wieder gewagt, mich derart aufzulehnen." erzählte er in einem heiteren Ton, der so gar nicht zu der schrecklichen Geschichte passen wollte.
Ich war einerseits froh, daß ich es gar nicht erst versucht hatte, andererseits schockiert über die Methode, mit dem sie ihn kleingekriegt haben. Ihn mit drei Männern festzuhalten und dann zu kastrieren, wäre weitaus weniger grausam gewesen.
"Daß du jetzt hier in diesem hübschen Zimmerchen liegst und bereits kastriert bist, deutet doch sehr darauf hin, daß du irgendwie anders reagiert haben könntest, als ich. Aber davon weiß ich noch lange nicht, wie du dich jetzt fühlst." meinte er.
"Traurig. Ich habe mir immer eine Familie gewünscht und die werde ich wohl nicht mehr haben."
"Und wie kommst du damit zurecht?"
"Ich werde mich wohl damit abfinden müssen."
"Das ist schon einmal eine gute Einstellung. Doch es reicht noch nicht. Damit du Glück findest, wirst du einen Weg finden müssen, wie du dich mit diesem Leben anfreundest."

Er erklärte mir, daß und wie ich mich darauf konzentrieren sollte, das Leben, so wie es jetzt ist, lieben zu lernen. Mit den Schmerzen, mit allem drum und dran. Doch zunächst war ich einfach sauer wegen diesem Vorschlag und versuchte das nicht einmal.

Am nächsten Tag fragte ich ihn dann:
"Bist du sehr unglücklich damit, daß du ein Eunuch bist?" fragte ich.
"Nein gar nicht." antwortete er.
"Warum nicht?" fragte ich.
"Dies ist eine Schule der Hingabe. Unterwerfung kann manchmal der erste Schritt sein. Und du kannst dir vorstellen, daß es mich richtig angekotzt hat, daß ich das dann auch noch selber machen mußte. Aber sie geben sich hier niemals damit zufrieden, daß du einfach nur tust, was sie sagen. Sie bearbeiten dich immer so lange, bis du dich dem, was dir angetan wurde, ohne Vorbehalte hingibst. Bis du deine inneren Widerstände losläßt und die Situation so annimmst, wie sie ist, das Schwere akzeptierst und das Gute genießt." erklärte er.
"Bist du dann glücklich, ein Eunuch zu sein?"
"Ach wo. Das habe ich mir doch nicht ausgesucht. Ich habe den Kampf aufgegeben, weil ich keine Chance gesehen habe, ihn zu gewinnen. Aber ich werde bestimmt nicht anfangen, mich über Unfreundlichkeiten zu freuen. Es ist eher so, daß ich mich vom Eunuchsein nicht daran hindern lasse, glücklich zu sein. Hingabe ist die Kunst, unabhängig von dem Umständen glücklich zu sein, nicht die Kunst gut und böse zu verwechseln." erklärte er.
"Wie alt warst du, als du hierhergekommen bist?" fragte ich.
"Vierzehn."
"Und warum hast du so heftig rebelliert, wenn doch abzusehen war, daß du damit keinen Erfolg haben konntest?"
"Ich war Kriegsgefangener und daher nicht gewöhnt, wie ein Sklave zu denken." erklärte er.
Er war also ein Wildfang, eine Person, die bevor sie zum Sklaven wurde als Wilder gelebt hat und keine Kultur hatte.
"Warst du glücklicher als du noch frei warst oder bist du jetzt glücklicher?" fragte ich.
"Das merkwürdige ist, daß ich jetzt glücklicher bin. Du kannst dir vorstellen, daß ich jetzt weniger Gründe zum Glücklichsein habe, schließlich setzen sie einem hier ständig irgendetwas vor, von dem man glaubt, es gar nicht ertragen zu können und bearbeiten einen dann, bis man doch in der Lage ist, damit glücklich zu sein. Aber vorher hatte ich irgendwie so wechselhafte und sehr oberflächliche Gefühle, mal ein bißchen Ärger, mal ein bißchen Verzweiflung, mal etwas Glück. Jetzt habe ich ein durchgehendes Glücksgefühl, das durch das, was sie sich so an Gemeinheiten ausdenken, kaum beeinflußt wird." erklärte er.

Er befragte mich, was bei meiner Meditation herausgekommen war und wirkte nicht überrascht, als ich zugab, daß ich es gar nicht erst versucht hatte. Er erklärte mir wieder geduldig, daß ich nur mir selbst schade, wenn ich sauer bin weil das Leben nicht so ist, wie ich mir das wünsche.

Irgendwie hatte mich seine Geschichte beeindruckt und ich dachte mir, daß es sicherlich kein Fehler ist, seinem Ratschlag zu folgen. Immerhin hatte niemand versucht, mir einzureden, daß die Kastration nur zu meinem Besten wäre, wie ich das von Zuhause kannte, wenn sie einem Dinge aufzwangen, die man nicht will. Mit diesem "Wir zwingen dir häßliche Dinge auf und du mußt lernen trotzdem glücklich zu sein", kam ich besser klar. Es war ehrlicher, auch wenn es ziemlich schräg war, so etwas zu verlangen.

Kersti

Fortsetzung:
F552. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
Werbung - auch in Form spiritueller Newsletter - ist nicht erwünscht und ich bin nicht damit einverstanden, daß diese Adresse für Werbezwecke gespeichert wird.