erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F559.

Sie werfen uns ständig Kröten vor und verlangen, daß wir sie für Diamanten halten. Und dann kommen die Tempelsklaven her und bringen einem bei, wie man aus Kröten Diamanten macht, und ich bringe es nicht einmal mehr fertig, so stinksauer zu sein, wie es dieser Schwachsinn verdient!

Vorgeschichte: F558. Kersti: D

Erigon erzählt:
Ich erinnerte mich daran, daß ich meinem spirituellen Lehrer viele Fragen dazu stellen wollte, wie denn die Gesellschaft funktionierte, in der er aufgewachsen war. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie eine Gesellschaft sein könnte, in der es keine Eunuchen gab, in der jeder Mann eine eigene Frau hatte, wo es keine Sklavinnen gab und was er noch so alles für seltsame Dinge über sein Zuhause erzählt hatte. Und viel Zeit, ihn zu fragen, hatte ich ja auch nicht mehr.

Zunächst erzählte ich ihm meine Gedanken zu Bevölkerungskontrolle und daß ich so meine Zweifel hatte, daß das, was wir hier in Ägypten machen, sinnvoll ist. Mein Lehrer stimmte mir zu, denn es gäbe Kräuter, die ein Mann nehmen könne, wenn er keine Kinder zeugen will und es gebe Kräuter, die eine Frau nehmen könne, wenn sie keine Kinder empfangen will. Deshalb wäre jeder Mensch bei ihm zu Hause in der Lage, zu kontrollieren, wie viele Kinder er bekommt, ohne sich dafür Körperteile abschneiden lassen zu müssen. Da seine Eltern arme Leute gewesen seien, hätten sie nur ein Kind bekommen wollen und aufziehen können, aber sie hätten ihn sehr geliebt und es wäre eine gute Kindheit ohne viele Härten gewesen. Er wäre auch der Ansicht, daß bei ihm zu Hause vieles besser gewesen sei als in Ägypten, aber sein Dorf existiere nicht mehr, da es von Ägypten erobert worden sei und alle Bewohner versklavt worden seien. Er hätte damals zusehen müssen, wie sie seine Mutter immer und immer wieder vergewaltigt hatten, wie sie seinen Vater kastriert hatten.

"Und dann kam ich in diesen Tempel, wo mir gleich noch mehr furchtbare Dinge aufgetischt wurden. Eigentlich wollte ich dann nur noch sterben. Und dann kommen diese Tempelsklaven her und beweisen mir, daß mein Glück gar nicht davon abhängt, ob die Welt gut oder schlecht zu mir ist. Sie beweisen mir, daß ich glücklich sein kann, ganz egal wie schlimm und furchtbar das ist, was man mir antut. Du kannst dir vorstellen, daß ich von dem Augenblick an, wo ich begonnen habe, mich auf diesen Unterricht einzulassen, ständig nur noch verwirrt war!"
"Du auch? Ich bin auch ständig verwirrt." sagte ich.
"Das sind wir alle hier. Verwirrung ist ein Motor des Lernens. Kein Mensch ist allwissend, doch die meisten Menschen wissen nicht, was sie alles nicht wissen. Wenn man verwirrt ist, zeigt das an, daß man eine Stelle entdeckt hat, an der man etwas noch nicht verstanden hat und daß man begonnen hat, nach Verständnis zu suchen. Deshalb ist Verwirrung gut." erklärte er.
Das klang zumindest logisch.

Mein spiritueller Lehrer trug in der kurzen Zeit, die ihm blieb, bis er in den Tempel des Schweigens gebracht wurde, kräftig zu dieser Verwirrung bei, indem er seine andere Weltsicht aus der Kindheit nutzte, um mir zu zeigen, daß man alles auch ganz anders organisieren kann und wie man alles in Ägypten viel besser machen könnte, wenn die Menschen denn begreifen würden, daß es besser ist. Er erklärte aber auch, daß bei ihm zuhause nicht alles besser gewesen sei, sondern daß es ganz schlimme und sehr gute Dinge dort gegeben hätte, man bräuchte die Verwirrung, die daraus entsteht, daß man zwei völlig verschiedene Kulturen kennengelernt hat, um sich echte Verbesserungen ausdenken zu können. Und danach hätte man dann das Problem, daß einen keiner versteht und ernst nimmt, weil keiner, auf den es ankommt, sich eine bessere Kultur als die eigene überhaupt vorstellen kann, weil sie alle nur Ägypten kennen.

Er zeigte mir, daß die wirklich schlimmsten der Dinge, die ich über diesen Tempel gehört hatte, Vorschriften waren, die dem Tempel von außen gemacht wurden. Wir waren beispielsweise durch den Staat verpflichtet, alle Tempelsklaven zu kastrieren. Auch die richtig grausamen Aufgaben, für die wir ausgebildet wurden, waren uns vom Staat vorgegeben.
"Sie werfen uns ständig Kröten vor und verlangen, daß wir sie für Diamanten halten. Und dann kommen die Tempelsklaven her und bringen einem bei, wie man aus Kröten Diamanten macht, und ich bringe es nicht einmal mehr fertig, so stinksauer zu sein, wie es dieser Schwachsinn verdient!" meinte er.

Mein Lehrer klang immer noch sehr viel aufsässiger, als ich je gewesen war, fand ich. Wenn sie ihn für den Dienst im Tempel des Schweigens vorgesehen hatten, das wußte ich inzwischen, mußten seine Vorgesetzten der Ansicht sein, daß er sehr viel Hingabe gelernt hatte, aber ich hatte wirklich keine Ahnung, wie sie darauf kamen. Das sagte ich ihm dann auch und fragte, wie er sich das erklärte.
"Keine Ahnung, wie sie darauf kommen. Du kannst dir vorstellen, daß ich kein Interesse daran hatte, ihnen diesen Eindruck zu vermitteln und daß ich nicht den Wunsch hege, im Tempel des Schweigens zu dienen. Daran habe ich auch nicht den geringsten Zweifel gelassen. Andererseits hatte ich durchaus ein Interesse daran, Hingabe zu lernen, weil ich gemerkt habe, daß man damit aus Kröten Diamanten machen kann."
Ich grinste, weil ich mir das bildlich vorstellte und fragte ihn dann, wie er damit umgehen würde, daß man ihn zum Tempel des Schweigens schickt.
"Letztlich werde ich einfach brav tun, was man mir sagt. Wenn man auf der Flucht erwischt wird, wird man zu Tode gepeitscht und da ich keinen Ort weiß, wo ich gerne hinfliehen würde, habe ich nicht ausreichend Wunsch zu fliehen, um das Risiko einzugehen. Ich habe einfach nicht genug Angst davor, stumm zu sein, um gleich auf diese umständliche Weise Selbstmord begehen zu wollen." erklärte er.
"Es gibt aber auch Leute, die erfolgreich außer Landes fliehen." sagte ich.
"Korrekt, aber die wissen wo sie hinwollen und was sie damit erreichen wollen. Ich dagegen bin im Augenblick viel zu sehr von Hingabeübungen fasziniert, um mir allzuviele Gedanken zu machen, wo und unter welchen Umständen ich denn jetzt Hingabe üben will. Nicht, daß man nicht auch beim zu Tode gepeitscht werden Hingabe üben könnte, aber dabei bleibt einem halt nicht besonders viel Zeit für die Übung. Ich bin auch überzeugt, daß man in jedem anderen Land Hingabe trainieren könnte, nur bleibt halt ein sehr hohes Risiko, daß es zu schnell ein Ende findet."
Diese Antwort klang fröhlich und humorvoll. Ich verstand aber nicht so ganz, was der Witz an der Sache war.
"Andererseits denke ich, daß es möglicherweise einfacher ist, im Tempel des Schweigens glücklich zu sein, als ich mir bisher vorgestellt habe. Ich wurde, bevor sie mir mitgeteilt haben, daß ich jetzt endgültig für den Dienst im Tempel ausgewählt bin, von einem der Stummen zu dessen Herrn geführt. Der wollte mit mir reden, um zu entscheiden, welche von den ihm vorgeschlagenen Kandidaten denn am besten für den Dienst geeignet sind. Wie du dir denken kannst, hatte ich nicht das geringste Interesse daran, einen guten Eindruck auf ihn zu machen und habe mich entsprechend verhalten."
Das war mir klar. Ich bin sicher, das tun alle Tempelsklaven, die zu einem solchen Gespräch gerufen werden. Nur die Taktiken, die sie verwenden, dürften unterschiedlich sein.
"Der stumme Diener trat als Diener auf, der uns bei dem Gespräch mit Essen und Trinken versorgte. Sein Herr aß nicht viel, wahrscheinlich weil er noch mehrere solche Gespräche führen wollte und stellte mir einige Fragen. Während ich mich also nach Kräften bemühte einen schlechten Eindruck zu machen, konnten beide mich ganz gut beobachten und sahen sich, wann immer von mir etwas besonders Freches kam, kurz an, um dann zu lachen. Sie hatten also eindeutig ihren Spaß an dem Gespräch. Ich hatte den Eindruck, als würden die beiden sich heimlich hinter meinem Rücken über mich unterhalten und als hätten sie ihren Spaß daran, mit welchen Tricks ich mich bemühte, einen möglichst schlechten Eindruck zu machen. Daher denke ich, daß der Sklave nach dem Gespräch nach seiner Meinung gefragt wurde und daß er sich ziemlich gut mit seinem Meister versteht und verständigen kann. Ich habe mich sehr durchschaut gefühlt." erklärte er.

Tage später nahm ich Abschied von meinem ersten spirituellen Lehrer. Er wurde von einem Schreiber eines anderen Tempels begleitet, der ihm den Weg zeigen sollte und gleichzeitig unterwegs noch andere Arbeit zu erledigen hatte, bei der mein Lehrer ihm helfen sollte. Wir witzelten darüber wie Zungen herausschneiden durch irgendwelche absurden Mechanismen dazu führen könnte, daß sich materielle Kröten in reale Diamanten verwandeln und wurden mitten im Gespräch von dem Schreiber unterbrochen, der uns fragte, ob denn jemand meinem Lehrer erzählt hatte, daß er als stummer Diener für den Tempel des Schweigens vorgesehen sei.
"In unserem Tempel erfährt der Betroffene immer davon, sobald die Entscheidung feststeht." antwortete mein Lehrer.
"Ja haben die denn keine Angst, daß die Leute fliehen?" fragte der Schreiber.
Mein Lehrer und ich sahen uns an und begannen lauthals zu lachen. Wir brauchten lange, bis wir uns wieder einkriegten, was den Schreiber in völlige Verwirrung stürzte.
"Ja willst du denn die Zunge herausgeschnitten bekommen?"
"Selbstverständlich nicht. Ich bin doch nicht bescheuert." antwortete mein Lehrer.
"Und was ist daran dann so lustig."
"Das ist nicht leicht zu erklären, aber wenn es dich ernsthaft interessiert, werde ich unterwegs versuchen, die richtigen Worte zu finden." antwortete er.
Danach umarmten wir uns zum Abschied und sie brachen in die Richtung des Tempels des Schweigens auf. Ich konnte sehen, daß sie in ein angeregtes Gespräch vertieft waren, während sie gingen. Ich fragte mich, wie mein Lehrer damit umgehen würde, wenn er jahrelang leben würde, ohne mit einem Menschen sprechen zu können. Sorgen schien er sich darum nicht zu machen, aber ich wußte nicht, wie man mit so etwas fertig wird. Ich stellte mir das sehr schwer vor.

Andererseits war ich inzwischen sicher, daß unser Tempel nur Leute vorschlagen würde, von denen er sicher war, daß sie ungefähr wußten, wie man aus dieser speziellen Kröte einen Diamanten macht. Und da ich das noch nicht wußte, kam ich noch nicht für diesen Dienst infrage. Da ich aber eifrig dabei war, mich in der Disziplin der Hingabe zu üben, konnte ich damit rechnen, daß mir die Zukunft vergleichbar freudige Überraschungen bereithält ....

Ich schüttelte innerlich mit dem Kopf und ging zurück in den Tempel.

Kersti

Fortsetzung:
F560. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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