erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F562.

Vater hat gesagt, ich soll mich nicht so anstellen, ich werden schon merken, daß ich nachher glücklicher bin, als wenn sie mich nicht kastriert hätten

Vorgeschichte: F561. Kersti: D

Erigon erzählt:
Relativ früh am Morgen kam der erste Wagen. Danach kam ein Bauer von einem so großen Gehöft, daß zwei Wagen nötig waren, um die Abgaben an den Tempel zu liefern. Hier war ein vielleicht elfjähriger Junge dabei, der als Sklave dem Tempel übergeben wurde und ich sollte mich um ihn kümmern.

Ich stellte mich vor und sagte ihm, daß ich ihn jetzt zum kastrieren bringen würde. Er sah mich mit einem hilflosen Gesichtssausdruck an und blieb stehen.
"Was ist? Willst du nicht mitkommen?"
Er sah mich noch hilfloser an und ich fand meine eigene Frage sofort blöd, denn natürlich wollte er nicht mitkommen, wer will das schon?
"Wie fühlst du dich jetzt?" fragte ich.
"Bin ich dumm wenn ich Angst habe?" fragte er.
"Nein, absolut nicht. Warum hast du Angst?"
"Vater hat gesagt, ich soll ich nicht so anstellen, ich werden schon merken, daß ich nachher glücklicher bin, als wenn sie mich nicht kastriert hätten."
"Glaubst du das?"
"Nein!" sein Gesicht zeigte einen Ausdruck hilfloser Angst.

"Offensichtlich wird das ein längeres Gespräch." dachte ich mir und sagte zu dem Jungen, daß ich mich mit ihm gerne hinsetzen wollte, um mit ihm in Ruhe über seine Angst zu reden. Ich führte ihn zu einem Tisch, der oft für solche Gespräche genutzt wurde und ungefähr auf halber Strecke zwischen der Stelle, wo die Abgaben abgegeben wurden und dem Beschneider stand. Ich hatte die Anweisung erhalten, mich, wenn es Verzögerungen gab, möglichst irgendwo auf dieser Strecke aufzuhalten, damit sie uns finden konnten, wenn etwas war.

Ich fragte ihn, warum er nicht glaubt, daß ein Sklave glücklicher ist, wenn man ihn verschneidet.
"Weil alle gesagt haben, daß es ganz schrecklich war!"
"Hmmm, ganz so würde ich es nicht beschreiben. Hast du jemals gesehen, wie es ist, wenn ein Junge verschnitten wird?"
"Nein."
"Weißt du, wie man das macht?"
"Nein."
"Hast du dir angeguckt, wie ein Eunuch zwischen den Beinen aussieht, nachdem er verschnitten worden ist?"
"Nein."
"Das heißt dein Vater erzählt dir, du wirst davon glücklich, deine Brüder erzählen dir, es war ganz schrecklich und du hast keine Ahnung, um was es überhaupt geht?"
Er nickte.
"Dann erkläre ich dir das jetzt."

"Wie du dir denken kannst, bin ich verschnitten. Ich zeige dir jetzt, wie man zwischen den Beinen aussieht, wenn man verschnitten ist."
Ich machte meinen Schurz zur Seite, ließ ihn schauen und erklärte wie genau die Kastration abgelaufen war.
"Aber tut das denn nicht weh?" fragte er.
"Selbstverständlich tut das weh. Aber ich hatte vorher gesehen wie Schafe, Stierkälber und andere Jungen verschnitten wurden. Ich hatte nachgefragt, wie es sich anfühlt und einer meiner Brüder hat mir gesagt, daß es etwa so wehtut, als würde man sehr kräftig zwischen die Beine getreten, nur daß es einige Tage länger wehtut. Und ich dachte mir halt, ich bin schon stark genug, um das auszuhalten. Mein Hauptproblem war daß ich sauer war, weil ich eine Familie gründen und Kinder bekommen wollte und deshalb nicht verschnitten werden wollte."
"Aber das darf ein Sklave doch gar nicht!"
"Na das hat mich aber nicht daran gehindert, mir das zu wünschen und meinem Vater zu sagen, daß ich ganz sauer bin, daß ich das nicht darf!" antwortete ich.
Der Junge warf mir einen sehr bewundernden Blick zu: "Du bist aber frech!"
"Mein Vater war nie besonders sauer, wenn ich frech war. Aber er hat schon darauf bestanden, daß ich gehorche. Also war ich oft ein wenig frech, habe aber getan, was mir gesagt wurde." erklärte ich.

"Erigon?"
"Ja?" antwortete ich.
"Ich wollte nur nachschauen, wo ihr bleibt."
"Wer ist das?" fragte der Junge.
"Der Verschneider." antwortete ich und der Junge zog sofort wieder ein ganz ängstliches Gesicht.
"Junge, der Platz wo du verschnitten wirst, ist da hinten. So lange wir hier sind, reden wir nur." sagte ich.
Er sah sofort erleichtert aus.
"Andererseits ist dir aber wohl schon klar, daß ich dich auf alle Fälle verschneiden muß?" meinte der neue Verschneider, der ein Jahr jünger war als ich, aber schon länger im Tempel war.
Der Junge nickte wieder mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck.
"Wenn du noch ein bißchen Zeit brauchst, um Mut zu sammeln ist das OK, aber du mußt kommen bevor die Sonne untergeht, sonst denken sie sich etwas aus, was dir nicht gefallen wird." erklärte der Verschneider.
Ich mußte daran denken, was sie sich bei meinem ersten Lehrer hatten einfallen lassen und wußte sofort, daß ich das diesem ängstlichen Jungen nicht erzählen würde. Mein Lehrer war ein ganz anderer Typ Mensch, einer der die Schmerzen der Kastration mit links wegstecken konnte. Er hatte damit ein völlig anderes Angstthema gehabt, was dieser Junge wahrscheinlich gar nicht nachvollziehen konnte, weil er noch nie auf solch hehre Gedanken gekommen war, wie daß er eine Ehre haben könnte. Ich habe bis heute nicht ganz verstanden, was mein Lehrer sich unter dem Konzept der Ehre vorstellte, und warum sterben besser sein soll, als kastriert zu werden, weil man durch kastriert werden angeblich seine Ehre verliert, aber es war sehr seltsam, was er darüber erzählt hatte.

Als der Verschneider gegangen war, kam einer der anderen Tempelsklaven und sagte, daß mein Vater jetzt mit meinem Wagen gekommen war. Ich war wenig erfreut, wie viel Zeit ich jetzt mit dem Gespräch verbracht hatte, dachte kurz nach und fragte den Jungen dann, ob er etwas dagegen hatte, mitzukommen und dabeizusein wenn ich mit meinem Vater rede, den ich jetzt ein Jahr lang nicht gesehen habe. Da ihm das Aufschub brachte, hatte der Junge gar nichts dagegen. Gleichzeitig machte mir diese Reaktion schmerzlich bewußt, daß ich ihn irgendwie dazu bewegen mußte, hinzugehen und sich der Kastration zu stellen, denn für diesen ängstlichen Jungen wäre es gar nicht gut, wenn man sich eine Woche lang etwas ausdenkt, damit er nicht noch einmal versucht, sich davor zu drücken. Das Ergebnis wäre dann wahrscheinlich nur, daß er noch mehr Angst vor der Kastration hat. Alles was ihm helfen konnte, hatte ich ihm schon gesagt und er wäre wahrscheinlich schlicht erleichtert, wenn es vorbei wäre.

Ich ging also zur Abgabestelle und begrüßte meinen Vater. Der erkannte mich nicht auf den ersten Blick, denn durch die Kastration verliert ein Mann, der die Pubertät bereits hinter sich hat, seinen Bart und die Gesichtszüge werden weicher.
"Ich bins Erigon." sagte ich.
"Mein Sohn?"
Er sah mich genauer an und begann zu lächeln:
"Wie ist es dir denn ergangen?"
"Das ist schwer zu erklären."
Ich beschloß die Geschichte mit dem Göpel jedenfalls nicht zu erzählen, denn es wäre ganz schön schwierig jemandem, der keine Erfahrung mit Hingabeübungen hat, zu vermitteln, warum ich in dieser ersten Woche da drin die eine Hälfte vor Panik nicht bei mir war und die andere Hälfte der Zeit nicht etwa sauer war, daß man mir so etwas zumutete, sondern nur frustriert, daß ich die Ursache der Gefühle nicht zu packen bekam. Es hätte mich aber schon interessiert, ob er sich an die Geschichte mit der Regentonne erinnern konnte. Ich sagte stattdessen, daß ich mich erinnert hatte, wie es gewesen war als meine Mutter noch da war.
"Ihr beiden wart damals noch ganz schön verspielt, nicht wahr?" fragte ich ihn.
"Natürlich. Ich war zwölf, als du zur Welt kamst!" antwortete mein Vater.
"Als Kind fand ich es einfach normal, wie es war, aber wenn ich mich so als Erwachsener erinnere, kommt es mir vor, als hättet ihr eher Vater Mutter Kind gespielt als wirklich zu begreifen, was Elternsein bedeutet. Ich konnte mich erinnern, daß Großmutter immer aufgepaßt hat, daß ihr nichts falsch macht, weil ihr noch so jung wart."
"Ich fürchte, das war auch ganz gut, wenn ich mich so erinnere, auf was für Ideen ich da manchmal gekommen bin. Außerdem habe ich mir später oft Vorwürfe gemacht, daß ich damals oft die Versprechen, die ich dir gegeben habe, nicht gehalten habe. Das hat sich erst geändert, als deine Mutter verkauft wurde und ich gemerkt habe, wie dringend Kinder ihre Mutter brauchen. Wir haben uns damals alle ziemliche Sorgen um dich gemacht."
Ich fragte ihn dann doch nach der Geschichte mit der Regentonne und er bestätigte mir, daß meine Großmutter mich lange gesucht und dann in der Regentonne gefunden hatte. Als er fragte, wie ich auf die Frage kam, erklärte ich, daß wir festgestellt hatten, daß ich Angst in dunklen runden Räumen hatte und so lange nach der Ursache gebohrt haben, bis ich mich daran erinnert hatte. Und jetzt wo ich bescheid wüßte, wäre die Angst fast verschwunden.

Damit hatte ich die Geschichte natürlich erheblich verharmlost, wenn man bedenkt, wie massiv meine Panik gewesen war. Bei dem Gedanken, was er wohl denken würde, wenn ich die Details erzählen würde, mußte ich schmunzeln. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man das, was auf den ersten Tag voller Panik gefolgt, war als freiwillig oder erzwungen bezeichnen sollte, denn ich hatte keine Vorbehalte dagegen gebabt, noch mal in den Raum zu gehen, um herauszufinden, woher diese rätselhafte Angst kam, obwohl ich wußte, wie bei uns mit solchen Ängsten umgegangen wurde und mir daher klar war, daß es ungefähr so weitergehen würde, wie die Woche dann auch ablief. Ich hätte allerdings nicht damit gerechnet, daß es dermaßen schwer sein würde an die Ursache der Angst heranzukommen, weil ich bisher noch nicht auf ein so schwerwiegendes Problem gestoßen war.

Als mein Vater mit dem leeren Wagen wieder fuhr, fragte mich der Junge, ob ich denn ein legitimer Sohn sei.
"Nein, ich bin nur Sklave. Aber wie du siehst, hat mein Vater mich sehr lieb." antwortete ich.
Die meisten Sklaven hatten keine enge Beziehung zu ihrem Vater und stattdessen eine wesentlich engere Beziehung zum jeweiligen Liebhaber ihrer Mutter, der als Eunuch keine eigenen Kinder bekommen konnte. Auf dem Hof, wo ich aufgewachsen war, hatte es eben sieben Haushalte gegeben, und während alle Kinder von der Familie meines Vaters gezeugt worden waren, aßen nur die legitimen Söhne an demselben Tisch wie mein Vater oder Großvater. Daher baut ein Hofherr gewöhnlich nur zu den legitimen Söhnen eine enge Beziehung auf, während die Beziehungen zu den Sklavensöhnen wesentlich lockerer sind.

"Sag mal, wenn du jetzt noch wartest, bekommst du dann mehr Mut oder bekommst du eher mehr Angst vor der Kastration?" fragte ich den Jungen.
"Ich glaube, dann bekomme ich eher noch mehr Angst." meinte er.
"Meinst du nicht, daß es dann klüger ist, sofort hinzugehen, statt zu warten, bis die Angst zu groß geworden ist?"
"Wahrscheinlich."
"Na dann komm."

Diesmal folgte er mir bis zu der Stelle, wo die Kastration stattfand. Er sah zu wie das Tier kastriert wurde und mir wurde jetzt klar, warum sie immer eines der Tiere, die sowieso kastriert werden mußten, bereithielten. Wenn viele Jungen derart ahnungslos waren, dann wußte ich nicht, wie sie damit klarkommen sollten, wenn man sie ganz ohne Vorwarnung, was wirklich mit ihnen passiert, kastrierte. Er wusch sich, wie es ihm erklärt wurde. Er stellte sich auch noch brav über den Graben. Als der Verschneider dann die ersten Anstalten machte, mit der Arbeit zu beginnen, fragte der Junge plötzlich:
"Muß ich jetzt sterben?"
Der Verschneider und ich wechselten einen verblüfften Blick.
"Wie kommst du da drauf?" fragte ich.
"Ich habe gehört, daß einmal jemand fünf Jungen kastriert hat und dann sind drei gestorben." sagte er.
Ich dachte einen Augenblick nach, dann fiel es mir wieder ein.
"Ja, da war mal so eine Geschichte. Bis ich fünf war, hatten wir einen Verschneider, über den mein Vater sich ständig ärgerte, weil er ihm auf die Finger sehen mußte, damit er die Geräte auskocht, sich seine Hände vor der Arbeit wäscht und darauf achtet, keinen Schmutz in die Wunden zu bringen. Bei uns ist nie etwas passiert, weil mein Vater ihm ständig auf die Finger geschaut hat, aber irgendwann hörten wir, daß er auf einem anderen Hof fünf Jungen kastriert hatte mit dem Ergebnis, daß drei gestorben sind. Danach sagte mein Vater, daß der uns nicht mehr ins Haus kommt und wir hatten einen anderen Verschneider, der von sich aus darauf achtete, daß alles sauber ist. Mein Vater hat den Tod der drei Jungen damals so erklärt, daß Wunden nicht dreckig werden dürfen, weil der Dreck einen sonst krank macht. Deshalb haben wir dir eben gesagt, daß du dich gut waschen sollst." erklärte ich dem Jungen.
"Dann muß ich gar nicht sterben?"
"Nein. Zumindest ist es nicht wesentlich gefährlicher, als hättest du dir das Knie aufgeschlagen, weil die Wunde nicht größer ist. Es tut ziemlich weh, aber du kannst dir ganz schön sicher sein, daß du hier nicht daran stirbst." erklärte der Verschneider.

Wieder war ich schockiert über die Ahnungslosigkeit des Jungen. Hatte ihm denn nie jemand etwas richtig erklärt?

Kersti

Fortsetzung:
F563. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
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