erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F564.

Auf diese Weise üben wir Hingabe an unsere Schüler, bis sie das Vorbild übernehmen und selber Hingabe üben

Vorgeschichte: F563. Kersti: D

Erigon erzählt:
Ich sah zu wie der Junge kastriert wurde und stellte fest, daß er weniger tapfer war, als ich das von meinen Halbbrüdern und Onkeln kannte. Nicht daß er Theater gemacht hätte, aber ich sah Tränen seine Wangen herunterkullern und manchmal wimmerte er leise. Er wirkte jedenfalls plötzlich deutlich jünger als er war. Daher fragte ich, als er fertig war, ob er lieber getragen werden wollte oder ob er lieber neben mir hergehen wollte, wenn ich ihn zu seinem neuen Zimmer bringe.

Irgendetwas blitzte in seinem Gesicht auf, das mir verriet, daß ich seinen augenblicklichen Wunsch ganz gut erraten hatte.
"Bin ich denn nicht kindisch, wenn ich getragen werden will?"
Ich erinnerte mich, wie ich mich in diesem Göpel gefühlt hatte, als wäre ich wieder der Dreijährige, der ganz verzweifelt nach seiner Mutter weint und glaubt, daß ihn nie wieder jemand lieb haben wird. Und ich hatte in dem Augenblick definitiv auch die Wünsche gehabt, die ein Dreijähriger einer solchen Situation gehabt hätte, nicht die, die ein Erwachsener hat, den man einsperrt. Ich schmunzelte bei dem Gedanken.
"Ach weißt du, wenn einem etwas sehr wehtut, ist es glaube ich normal, daß man sich fühlt, als wäre man viele Jahre jünger, als man tatsächlich ist und dann auch so behandelt werden möchte, als wäre man ein ganz kleines Kind. Wenn du meinst, daß dir das gut tut, dann trage ich dich gerne auf den Armen." antwortete ich.
Er wollte und ich hob ihn so hoch, daß es ihm zwischen den Beinen möglichst wenig weh tat. Dann trug ich ihn in sein Zimmer legte ihn in sein Bett, streichelte ihn wie man kleine weinende Kinder tröstet und er war schnell eingeschlafen.

Danach versammelten sich alle, die an den Beschneidungen dieses Tages beteiligt gewesen waren zusammen mit denen, die möglicherweise als spirituelle Lehrer in Betracht kamen, beschrieben ihre Beobachtungen zu den verschiedenen Jungen und besprachen für welchen Jungen welcher spirituelle Lehrer am besten war.

Ich beschrieb meine Beobachtung, daß der Junge, um den ich mich gekümmert hatte, bei der Kastration plötzlich viel jünger gewirkt hatte, erzählte, daß er auf meinen Arm gewollt hatte und verglich das mit meiner Göpelerfahrung. Dann erklärte ich, daß er vermutlich in den ersten drei Jahren, in denen Mütter ihre Kinder ständig herumtragen, irgendeine schlimme Erfahrung gemacht haben mußte, an die ihn die Kastration erinnert hatte. Die anderen stimmten mir zu, da es der allgemeinen Erfahrung bei unserem Hingabetraining entsprach, daß jemand, der plötzlich viel jünger wirkt, als er ist, genau in dem Alter, nach dem er sich benimmt, eine traumatische Erfahrung gemacht hatte. Sie stimmten mir auch zu, daß der Junge einen sehr einfühlsamen und sanften Lehrer brauchte, weil er mit einem rauhen Umgangston wahrscheinlich sehr schlecht klarkommen würde. Das war natürlich ein Thema, an dem man arbeiten mußte, weil er sonst mit dem, was auf uns alle wartet, nicht klarkommen würde, aber das mußte man bei einem so ängstlichen Jungen sehr behutsam angehen.

Die meisten anderen waren ebenfalls Kinder der umliegenden Höfe und man redete über die kleinen Mentalitätsunterschiede, die bei der Auswahl des richtigen Mentors berücksichtigt werden mußten.

Ein ganz anderer Fall war ein Straßenjunge, den die Polizei uns gebracht hatte, weil er beim Streunen erwischt worden war. Es wunderte niemanden, daß er sobald ihn die Polizisten losgelassen hatten, weggerannt war und uns aus der Entfernung beschimpft hatte. Da dieser Teil des Tempels ummauert, gut bewacht und alle Vorratsräume verschlossen waren, würde der Junge schnell feststellen, daß er weder etwas zu essen, noch ein Dach über dem Kopf noch eine Decke finden würde, so lange er nicht tat, was man von ihm wollte. Nicht einmal an Wasser würde er kommen, ohne daß er in eine der Fallen tappt. Andererseits waren Straßenjungen Hunger gewöhnt und würden sich durch solche harmlosen Standartmaßnahmen nicht so beeindrucken lassen, daß sie brav stillhalten, obwohl sie niemand festhält und eine Kastration über sich ergehen lassen. Daher gab es Fallen. Mehrere Räume hatten Türen, die man offenstehen lassen und wenn jemand in den Raum hineinging über einen Mechanismus so verschließen und verriegeln kann, daß sie sich von innen nicht mehr öffnen lassen. Danach hatte man ihn dann in einem so kleinen Raum, daß er sich ausgeliefert fühlte und gleichzeitig sehr wahrscheinlich auf ein Gesprächsangebot seines spirituellen Lehrers eingehen würde. Als Lehrer wurde jemand ausgewählt, der früher selber Straßenjunge gewesen war und deshalb sehr gut wußte, welche Argumente einen solchen Jungen überzeugen können, sich eher auf eine Kastration einzulassen, als zu verhungern. Der ehemalige Straßenjunge erklärte, daß es für Straßenjungen besonders schwierig ist, Hingabe zu lernen, weil man auf der Straße lernt sich mit jedem Mittel durchzuschlagen und nicht mal minimale Fähigkeiten erwirbt, die man braucht, um sich in eine Gemeinschaft einzufügen. Das ist so weit von Hingabe weg, wie es nur geht. Wir sollten uns deshalb nicht wundern, wenn er besondere Schwierigkeiten hat, zu verstehen, was von ihm erwartet wird. Da mein Lehrer mir seine frühere Haltung und ihre Gründe immer wieder zu erklären versucht hatte, hatte ich eine grobe Vorstellung, was er erklären wollte, aber mir war gleich klar, daß das hier noch viel weiter ging, denn mein Lehrer hatte ja vorher in einer Gemeinschaft gelebt, die funktionierte. Gefangene Straßenjungen wurden normalerweise als Sklaven verkauft. Wildfänge wie mein Lehrer galten, wenn sie nicht sehr gebildet waren, als sehr schlechte Sklaven, mit denen fast nichts anzufangen ist und bekamen oft sehr viele Schläge. Straßenjungen galten als noch viel schlimmer und wurden deshalb oft noch wesentlich schlimmer behandelt. Die Art Behandlung wo Zunge rausschneiden noch vergleichsweise harmlos ist. Damit war das Leben hier im Tempel wahrscheinlich die beste Chance, die der Junge hätte bekommen können. Trotz der mitinbegriffenen Kröten, die er in Diamanten verwandeln sollte.

Ich stellte die Frage, die mir zu dem Thema öfter schon gekommen war. Ich faßte kurz zusammen, was mir mein Lehrer über sein erste Jahr hier erzählt hatte und fragte dann, warum man hier so etwas macht. Überall anders wäre jemand, der sich so konsequent verweigert, noch am ersten Tag mit Gewalt kastriert und dann gezwungen worden, zu arbeiten. Wenn er sich dann weiter verweigert, hätte man ihn letztlich zu Tode gepeitscht. Warum wird einerseits notfalls so viel Druck ausgeübt, warum andererseits so viel Zeit und Arbeit aufgewendet, um einen Menschen dazu zu bewegen, daß er sich auf die Hingabeübungen einläßt und versteht, worum es geht.
"Auf diese Weise üben wir Hingabe an unsere Schüler, bis sie das Vorbild übernehmen und selber Hingabe üben." antwortete der älteste anwesende Priester.
Ich war mir nicht so ganz sicher, wie ich das verstehen sollte. Das der spirituelle Lehrer Hingabe übt ist mir klar - aber die, die meinen Lehrer eingesperrt und ausgepeitscht haben üben - Hingabe? - Inwiefern?

Ich wußte, ich hatte nicht verstanden, was er damit sagen wollte und ich war mir gleichzeitig nicht sicher, ob ich ihm zugestimmt hätte, wenn ich verstanden hätte.

Ich war mir sicher, in diesem Tempel lief vieles richtig und manches falsch, aber ich war mich nicht sicher, was hier richtig und was falsch war. Irgendetwas funktionierte und half mir irgendetwas zu lernen was offensichtlich sehr wichtig war - aber da ich nicht einmal verstand, was sich warum in mir selbst veränderte, durch das, was ich hier erlebte, wußte ich erst recht nicht was von dem, was hier gemacht wurde, richtig war und was falsch war.

Ich war immer noch ständig verwirrt.

Kersti

Fortsetzung:
F565. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
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