erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F575.

Der Tempel des Schweigens hatte strikt verboten, den für ihn ausgebildeten Tempelsklaven lesen und schreiben beizubringen. Bei Nichtbefolgen würden sie eine Armee vorbeischicken, die Priester zu Tode foltern und den Tempel schleifen lassen

Vorgeschichte: F574. Kersti: D

Erigon erzählt:
Wie immer nach einer harten Ausbildungsphase wurde mir, nachdem die Prüfung als bestanden gewertet worden war, eine Pause bei leichter Arbeit, die ich gerne mache und genug Zeit, um auch andere Dinge zu tun, an denen ich Spaß habe, gegönnt.

In dieser Zeit merkte ich so richtig, welchen Spaß es mir machte, den jungen Adeligen zu unterrichten. Wie bei meinem Lehrer, der ein Wildfang gewesen war, faszinierte mich bei diesem Jungen vor allem, daß er in einem so ganz anderem Umfeld aufgewachsen war. Also fragte ich ihn zu all den Dingen, die damit zu tun hatten, aus, wann immer ich Zeit dazu hatte. Allerdings hatte ich mir in der härtesten Zeit dieser Hungeraufgabe zeitweise Sorgen gemacht, ob ich meinem Schüler noch gerecht werde, weil ich so damit beschäftigt war, mir zu überlegen, was ich noch tun könnte, damit mir jemand etwas zu Essen gibt, daß es mir kaum noch gelang, mich auf meinen Schüler wirklich zu konzentrieren. Ich machte mir deshalb Sorgen, daß ich ihm Schaden zufügen könnte, weil ich so abgelenkt war, daß ich etwas übersah, wo er dringend meine Hilfe gebraucht hätte. Ironischerweise geschah das genaue Gegenteil und er kümmerte sich rührend um mich, überwand also sein schlimmstes Defizit, das darin bestand, daß er andere Menschen und ihre Bedürfnisse nie wahrgenommen hatte, weil er immer nur mit sich selbst und seinen unaufgearbeiteten Kindheitsproblemen beschäftigt gewesen war.

In unserem Tempel wurden die Söhne der Jungfrauen der Liebe aus einem benachbarten Tempel zu Schreibern ausgebildet. Der fröhliche Junge, den ich am ersten Tag nach meiner Kastration kennengelernt hatte, gehörte zu den jungen Schreibern. Ich hatte mich mit ihm über seine Ausbildung unterhalten und kam sehr schnell zu dem Ergebnis, daß ich auch lesen und schreiben lernen wollte, und sei es nur um mich verständigen zu können, wenn sie mir die Zunge herausschneiden. Man kann wenn man auf Papyrus schreibt, aber auch Briefe schreiben, um sich mit Leuten zu unterhalten, die ganz weit weg wohnen oder Schriftrollen lesen, die erzählen, wie alles war, bevor meine Großmutter geboren wurde. Ich fand das Ganze jedenfalls faszinierend und hatte zu meinem ersten spirituellen Lehrer sofort gesagt, daß ich auch lesen und schreiben lernen will. Mein Lehrer hatte Zweifel, daß mir das erlaubt würde, redete aber trotzdem mit seinen Vorgesetzten.

Danach war ein höherer Priester zu mir gekommen und hatte mir erklärt, daß er mir das nicht beibringen lassen dürfe, weil jetzt schon ziemlich wahrscheinlich wäre, daß ich in den Tempel des Schweigens käme und dieser hätte unserem Tempel strikt verboten, den für ihn ausgebildeten Tempelsklaven lesen und schreiben beizubringen. Bei Nichtbefolgen würden sie eine Armee vorbeischicken, die Priester zu Tode foltern und den Tempel schleifen lassen, hätten sie gedroht. Daher wären tempelintern harte Strafen für junge Schreiber festgesetzt worden, die anderen Lesen und schreiben beibringen würden. Er könne mir also nicht erlauben, lesen und schreiben zu lernen, obwohl er meinen Wunsch sehr gut nachvollziehen könne, da er sich in dem selben Alter dasselbe gewünscht hätte und er müsse mich sogar bitten, auf keinen Fall die Kinder zu überreden, mir das beizubringen, denn wenn das herauskäme, würden sie auf eine Weise bestraft, die man keinem Kind wünschen könne. Ob ich das verstanden hätte?

Ich hatte es verstanden und sprach das Thema gegenüber dem Kind nie wieder an. Ich redete aber mit einigen der älteren Priester darüber, da mir das nicht verboten worden war. Sie vertraten durchweg die Meinung, daß lesen und schreiben zwar wünschenswert sei, daß es sich aber nicht lohne, sich dafür mit dem Tempel des Schweigens anzulegen.

Im Gespräch mit dem jungen Schreiberpriester erfuhr ich noch etwas: Sie hatten ihm bei der Kastration nicht nur die Hoden sondern auch noch den Penis abgeschnitten. Dadurch wurde die Operation wesentlich gefährlicher und von je zehn Jungen starben zwei bis drei. Und das Ganze, weil das Märchen umging, Sklaven würden nur dann lesen und schreiben lernen, wenn man das macht, weil sie sonst angeblich nur an Sex denken. Wo die Leute diesen Schwachsinn herhaben, möchte ich mal wissen!

Wie auch immer, mein Schüler war ein Adeliger und die lernen immer lesen und schreiben. Ich dachte mir, wenn ich ihn dazu überreden kann, daß er mir das beibringt, werde im Zweifelsfall nur ich bestraft, er bekommt höchstens ein bißchen Schimpfe, daher ist es zu verantworten, wenn ich ihn frage. Ich hielt es aber für unklug ihm das so direkt zu fragen, sondern ich erzählte die Geschichte, warum ich nicht hatte lesen und schreiben lernen dürfen.

Er bot mir dann auch sofort an, mir das beizubringen. Ich warnte ihn, daß ich, sollte etwas herauskommen, erzählen würde, daß er es mir beigebracht hat, weil ich sicherstellen wollen würde, daß weder der Tempel noch einer der Jungen bestraft würde. Damit war er einverstanden, denn er meinte, er würde wegen so etwas sicherlich keinen ernst zu nehmenden Ärger bekommen.

Also lernte ich lesen und schreiben.

Kersti

Fortsetzung:
F584. Kersti: *Dazu ist er zu rebellisch. Er würde an dem Posten verzweifeln.* stellte der Priester mit einer Endgültigkeit fest, die mich schockierte.

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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