erste Version: 12/2016
letzte Bearbeitung: 12/2016

Industrialisierung, Weimarer Republik und Drittes Reich: Thakars faszinierendes Abenteuer

F861.

Als Prinz hat man nicht die Wahl, wen man heiratet, aber ich fand, ich hatte da doch wirklich Glück gehabt

Vorgeschichte: F791. Kersti: Und wir sind alle sehr erschrocken, daß Thakar als Schützling deiner Ansicht nach ein viel größeres Problem darstellt, als wir immer gedacht haben

Thakar erzählt:
Von Zeit zu Zeit besuchte ich meine Verlobte. Es war eine politische Heirat, wo wir beide nicht mitzureden gehabt hatten, aber seit ihre Familie das erste mal auf meinem Besuch bestanden hatte, wußte ich, daß mir meine zukünftige Frau gefiel. Sie war vier Jahre jünger als ich, dunkelhaarig, zierlich und hatte immer einen frechen Spruch auf den Lippen.

Als ich sie das erste mal gesehen hatte, fand ich es blöd, daß ich Zeit mit einem Mädchen verbringen sollte. Mädchen können nicht richtig klettern und reiten und überhaupt sind sie furchtbar langweilig. Sie belehrte mich eines besseren. Sie hatte nämlich einen Hengst und der war gar nicht die Sorte Pferd, die man normalerweise einem Mädchen zu reiten gibt. Komischerweise schien es für ihn aber bedeutsam zu sein, daß sie eine Frau war, denn er verhielt sich ihr gegenüber wie ein Gentleman gegenüber einer Dame, obwohl er allen anderen Menschen gegenüber die typischen Hengstallüren zeigte. Dann ritten wir gemeinsam in ein Bachtal und kletterten zu einer geheimen Stelle, die sie da gefunden hatte. Ich fand, daß sie eigentlich ein halber Junge war.

Inzwischen bin ich zu dem Schluß gekommen, daß es mir durchaus gefällt, daß sie eine Frau ist und daß ich sie gerne besuche, besonders weil inzwischen nicht mehr jedes mal meine Tante mitkommt und weil die Leibwächter, die ich dabei habe, meine eigenen gleichaltrigen Freunde sind. Als Prinz hat man nicht die Wahl, wen man heiratet, aber ich fand, ich hatte da doch wirklich Glück gehabt.

Ein solcher Besuch konnte so ablaufen:

Sobald wir außer Sichtweite des Hofes waren, vertauschte ich meine Kleidung gegen eine zusätzliche Gardegarnitur und das Zaumzeug meines Hengstes gegen Gardezaumzeug, das extra für ihn angefertigt worden war, so daß es aussah, als wäre ein Trupp der Garde unterwegs, um irgendeinen Auftrag zu erfüllen, nicht als wäre der Prinz mit seiner Leibwache unterwegs.

Wie immer war auf dem Ritt zu ihnen ein älterer Gardist dabei, der offiziell ein Untergebener von Paran war, tatsächlich aber die Aufgabe hatte, ihn zu beraten, da man Paran für etwas zu jung und unerfahren hielt, um seine Arbeit zu tun, ohne daß er ein Kindermädchen dabei hatte. Der ältere Gardist wechselte je nach Aufgabenstellung und war nicht der Typ, dessen Befehlen man gehorchen würde. Das lag aber weder an ihrer Erfahrung noch an ihrer Intelligenz. Es gibt Leute, die sind einfach nicht der Typ des Befehlshabers und die werden eben als Berater von sehr jungen begabten Offizieren eingesetzt, die für ihre Aufgabe noch zu unerfahren sind, weil das einerseits nicht deren Autorität untergräbt, andererseits ihnen aber auch die Erfahrung zur Seite stellt, die sie brauchen. Paran hatte mir erzählt, daß sie ihm ziemliche Strafen angedroht hatten, falls er es wagen würde, die Ratschläge seiner älteren Berater nicht sinnvoll zu beachten. Der wirkliche Ärger, den er dann hätte, ergab sich aber aus seiner Unerfahrenheit selbst, denn Fehler konnten ja durchaus tödlich enden. Paran hatte mir, als er mir von dem Gespräch erzählte, bei dem es darum gegangen war, gesagt:
"Ich bin doch nicht verrückt und schlage den Ratschlag eines alten und erfahrenen Gardisten in den Wind, obwohl ich viel zu jung bin, um jede Kleinigkeit wissen zu können, die man in einem so verantwortlichen Posten wissen müßte."
Witzigerweise waren seine gleichaltrigen Untergebenen sich des Aufgabe des alten Gardisten nicht wirklich bewußt. Dabei hörten sie ja durchaus mit, was der Alte zu ihrem jungen Vorgesetzten sagte, daß er ihn wirklich zu jedem Handgriff beriet und ihn vor jedem Fehler warnte, den ein so unerfahrener junger Mann machen könnte, wenn er plötzlich zu viel Verantwortung hätte. Paran klang einfach von Kopf bis Fuß wie ein Offizier, während sein erfahrener Untergebener sich sehr zurückhaltend ausdrückte. Ich dagegen ließ mich immer wieder gerne von dem erfahrenen Mann beraten, wenn ich mir nicht sicher war, was die richtige Maßnahme war.

Mittags machten wir in einem Gasthaus halt und ließen uns die Tagessuppe servieren. Natürlich wäre das ganz anders gelaufen, wenn ich mich als Prinz zu erkennen gegeben hätte, aber wenn ich tat, als wäre ich ein Gardist, bekam ich halt auch zu essen, was die Gardisten essen und das war durchaus eßbar. Außerdem war dann auch die Bedienung viel netter und machte ständig lustige Witze, während sie fröhlich mit uns flirtete. Wenn ich als Prinz unterwegs war, bestanden die ganzen Gespräche immer nur aus irgendwelchen höflichen Floskeln, die sterbenslangweilig sind.

Plötzlich hörte ich einen empörten Schrei von meinem Hengst. Ich sah, wie er sich, da wo die Pferde waren, aufbäumte und von den Zügeln losriß. Ich war sofort auf den Beinen und registrierte, welchen Mann er so wütend ansah. Dann gab ich dem Hengst einen Wink, er galoppierte so an mir vorbei, daß ich aufspringen konnte und wir nahmen die Verfolgung auf. Meine Männer brauchten länger, um den Dieb einzuholen, als ich, denn ihre Pferde waren richtig angebunden, so daß sie nicht auf Befehl an ihren Reitern vorbeilaufen konnten, sondern zuerst losgemacht werden mußten. Wir hatten den Pferdedieb schnell gestellt, versetzten ihn ein paar Hiebe mit der flachen Klinge und ließen ihn dann unauffällig fliehen. Von Händeabhacken und ähnlich schweren Strafen hielt ich nichts. Am Ende bekam ich von meinen Wachen gemeckert, weil ich bei der Verfolgungsjagt mehrere Pferdelängen vor ihnen gewesen war. Das wäre zu gefährlich. "Stell dir nur vor, das wäre eine Falle gewesen!" Ich sah das nicht wirklich ein, schließlich war der Dieb unbewaffnet gewesen.

Mein Hengst war eigentlich für einen Hengst vergleichsweise sanftmütig. Man konnte ihn problemlos striegeln, tränken und füttern, aber er ließ sich nur von Leuten, die er sehr gut kannte, am Zügel führen und außer mir duldete er niemanden auf seinem Rücken. Außerdem betrachtete er die Stuten meiner Garde als seine Stuten und kein Mensch durfte die einfach mitnehmen. Den ersten, der erkannte, daß da ein ungewöhnlich wertvolles Pferd bei den Gardepferden angebunden war und der ihn hatte klauen wollen, hatte mein Hengst halb tot geprügelt und ich hatte ihn deshalb sogar heilen müssen. Nicht so gründlich, daß er keine Verletzungen mehr hatte, über die er sich Gedanken machen mußte, sondern so weit, daß es bei normaler ärztlicher Behandlung wieder heilen würde. Danach hatte ich entschieden, den Hengst nicht mehr richtig anzubinden. Ich hakte seine Zügel beim anbinden aus dem Zaumzeug aus und schob sie dann unter die Backenriemen, so daß er angebunden aussah, aber jeder Dieb im Zweifelsfall nur die Zügel in der Hand hätte. Dadurch hatte mein Hengst es dann auch nicht mehr nötig, Möchtegernpferdediebe krankenhausreif zu prügeln.

Kersti

Fortsetzung:
F862. Kersti: S

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI23. Kersti: Inhalt: Thakars faszinierendes Abenteuer

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
Werbung - auch in Form spiritueller Newsletter - ist nicht erwünscht und ich bin nicht damit einverstanden, daß diese Adresse für Werbezwecke gespeichert wird.