erste Version: 12/2016
letzte Bearbeitung: 12/2016

Industrialisierung, Weimarer Republik und Drittes Reich: Thakars faszinierendes Abenteuer

F864.

Plötzlich wurde mir klar, daß Thakar gerade wieder eine seiner diplomatischen Meisterleistungen hingelegt hatte

Vorgeschichte: F860. Kersti: D

Der militärische Oberbefehlshaber erzählt:
Die Leibwächter der Prinzen behielt ich immer persönlich im Auge, weil sie immer Gefahr laufen konnten, wegen Kleinigkeiten unangemessen hohe Strafen zu kassieren oder für die Fehler des Prinzen bestraft zu werden. Man mußte ihnen daher ausreichend Rückendeckung bieten, damit sie sich in ihrer Aufgabe sicher fühlen konnten.

Meist geschah so etwas eher, weil Prinzen ihrem Beschützer eigene Fehler in die Schuhe schieben, ohne zu bedenken, daß sie diese damit in Lebensgefahr bringen könnten. Bei Thakar schien die Gefahr gar nicht zu bestehen. Man hatte eher den Eindruck, daß er Parans Streiche wann immer möglich auf die eigene Kappe nahm, um seinen Freund vor Strafen zu schützen und daß Paran den Prinzen ständig zu Streichen anstiftete.

Ich rechnete daher aus zwei Gründen ständig damit, daß Prinz Thakar irgendwann bei mir aufkreuzt und hatte innerlich eine Wette laufen, welches zuerst eintritt. Entweder weil er mich aufgrund seiner immensen Neugier zu meiner Arbeit löchern könnte, oder weil irgendeiner seiner Streiche zu einem ernsten Problem geführt hatte und man ihn mir deshalb zur Strafe vorführte.

Als Prinz Thakar mit seinem jungen Leibwächter Paran mein Zimmer betrat, war ich daher gespannt, welche der beiden Möglichkeiten zutraf. Das erste, was mir auffiel, war daß der Prinz zuerst sehr unsicher wirkte, nach einem Seitenblick auf seinen Leibächter aber sofort viel selbstsicher auftrat, indem er dessen Verhalten kopierte. Paran war natürlich selbstsicher, weil er mich oft wegen Thakars gefährlichen Ideen um Rat gefragt hatte und man hatte den Eindruck der Prinz hatte nur gefährliche Hobbys, auf die außer Thakar sicherlich kein zweiter Prinz gekommen wäre! Nicht weil kein Mensch so etwas tut, sondern weil Prinzen diese Dinge nicht kennenlernen und deshalb nie in Versuchung kommen, sich einsame Ausflüge in der Wildnis oder ohne Begleitung auf den Marktplatz gehen zu wünschen.

Ich fragte, nachdem ich sie aufgefordert hatte, sich zu setzen und ihnen Tee angeboten hatte, was sie mit mir besprechen wollten und achtete darauf, den Jungen respektvoll als den Prinz zu behandeln, der er war, obwohl mein erste Gefühl bei der anfänglichen Unsicherheit gewesen wäre, daß ich ihn am liebsten auf den Arm genommen hätte und ihm wie einem kleinen Jungen zu erklären daß alles gut ist und daß er sich keine Sorgen machen muß. Und wie jeder echte Jugendliche wäre der Junge dann tödlich beleidigt gewesen, weil man ihn wie ein Kind behandelt. Also behandelt man Jugendliche wie verantwortungsbewußte Erwachsene, damit sie sich zu solchen entwickeln können und findet sie nur insgeheim richtig süß. Zumal diese halben Kinder Erwachsenenaufgaben erfüllen mußten, einfach weil zu wenig erwachsene Männer in diesem Land überlebt hatten.

Der Prinz kam beinahe sofort zum Thema. Er sagte:
"Wir haben im Augenblick ein richtiges Problem. Die Strafen, die wir für die Streiche, die meiner Mutter gespielt werden, bekommen, sind langsam so hart, daß wir damit rechnen müssen, daß sie einen von uns umbringt, wenn es so weitergeht, wir können aber damit nicht aufhören, weil wir nicht diejenigen sind, die die Streiche spielen."
Der ältere Gardist, den ich der persönlichen Leibwache des Prinzen die meiste Zeit zugeordnet hatte, damit er ein Auge darauf hat, daß sie keine Dummheiten machen, hatte mir, wenn ich ihn zu einer Besprechung zitiert hatte, schon mehrfach gesagt, daß er überzeugt sei, daß weder der Prinz noch dessen Leibwachen für die Streiche verantwortlich waren. Nur war Thakar tatsächlich intelligent und ein guter Diplomat. Wenn er uns ein X für ein U vormachen wollte, konnte man ihm durchaus zutrauen, daß er das intelligent genug anstellte, um Erfolg zu haben. Paran hatte längst bewiesen, daß er in so einem Fall dicht halten wollte und seit ich ihm so dick aufs Butterbrot geschmiert hatte, womit er sich alles verraten hatte, hatte ich zwar öfter mal den Verdacht gehabt, daß da noch irgendetwas im Geheimen läuft, aber das war nie deutlich genug geworden, daß man es hätte Beweis nennen können oder auch nur einen klaren Hinweis. Mir war nicht mal klar gewesen, was es denn sein könnte, nur daß da irgendetwas nicht so ganz richtig erschien. Ich würde einfach mal nachbohren.
"Ach und das mit dem Schwein im Trohnsaal wart ihr gar nicht, wie?"
"Doch, das waren schon wir."
Zu meinem Erstaunen erklärte mir der Junge detailliert, wie sie das Ganze geplant hatten und verriet dabei auch, daß die anderen Jungen seiner heutigen Garde sich daran genauso beteiligt hatten wie Paran. Ich fragte mich, warum er das erzählte. Dann sprang er einige Jahre zurück, zu den ersten Streichen von Paran, als beide noch Kleinkinder gewesen waren und wie verzweifelt Parans Vater immer über die Streiche seines Sohnes gewesen war. Das hatte mir der Vater auch erzählt und mich um Rat gefragt, wie er sein Kind von diesen gefährlichen Streichen abhalten könnte. Thakar nannte einige Beispiele, wo seine Tante sich als die intrigante Schlange gezeigt hatte, die sie nun einmal war, die gegen Thakar intrigiert hatte und Paran war darüber so empört gewesen, daß er der Tante Streiche gespielt hatte. Mir war völlig unbegreiflich, wie man solche Intrigen gegen ein unschuldiges Kleinkind schmieden könnte. Besonders gegen so ein liebenswertes Kerlchen, wie es Thakar immer gewesen war. Parans Vater hatte vor König und Königin nie zugegeben, daß sein Söhnchen verantwortlich gewesen war. Thakar hatte seiner Tante dann gesagt, daß sie sich nicht wundern müßte, wenn jemand so etwas tut, sie wäre ja zu allen Menschen gemein. Trotzdem kam man natürlich dahinter, wer für die ganzen Streiche verantwortlich gewesen war. Andererseits...
"Warum hast du dich eigentlich immer von Paran zu Streichen anstiften lassen?"
"Aber das war doch gar nicht so! ... oder genauer gesagt, es ist viel komplizierter. Wenn jemand meiner Tante einen Streich spielt, kassiert immer Paran die Schläge, daher steht es mir einfach nicht zu, mit solchen Vorschlägen anzukommen. Aber das liegt nicht daran, daß ich nicht von mir aus solche Ideen gehabt hätte, daß meine Tante es nicht verdient gehabt hätte, oder daß ich jemanden gebraucht hätte, der mich zu so etwas anstiftet. Es geht einfach nicht an, daß ich Streiche spiele und dann wird Paran dafür bestraft. Wenn er aber sagt, das ist mir die Schläge wert, dann habe ich auch das Recht, mich daran zu beteiligen, weil es dann seine Entscheidung bleibt."
Ich fragte mich, warum der Junge sich gerade als richtigen Lausbub darstellte. Was dachte er sich dabei?
"Und dann kam der Tag, an dem zum ersten mal irgendjemand anders meiner Tante einen Streich gespielt hatte. Das war kurz nachdem die Männer aus dem Krieg zurückgekommen waren. Augenblicklich fiel der Verdacht auf uns und Paran bekam die Schläge dafür. Wir konnten gar nichts dagegen tun, obwohl wir es wirklich nicht gewesen waren. Sie können sich vorstellen, daß wir uns furchbar darüber aufgeregt haben, wie ungerecht die Welt war."
Ich fragte mich, was dieser distanzierte Ton an dieser Stelle sollte.
"Einige Tage und mehrere Streiche, die wir nicht selbst gespielt hatten später, hatten wir ein ruhigeres Gespräch darüber und Paran meinte, daß das doch eigentlich genau das sei, wovor ihn sein Vater immer gewarnt hatte. Wenn man so etwas immer wieder macht, dann glaubt es irgendwann keiner, wenn man es wirklich nicht gewesen ist. Und später meinte er immer wieder, ich solle mich nicht so aufregen, er würde schon nicht daran sterben, außerdem hätte es ja diverse Streiche gegeben, die von uns waren, und für die wir nicht erwischt worden waren."
Ich fragte Paran, warum er das denn gesagt hatte. Zu mir hatte er nie so etwas nämlich nie gesagt. Da waren immer nur bittere Beschwerden über die Ungerechtigkeiten gekommen. Er wäre das nicht gewesen.
"Thakar war immer so wütend, daß ich Angst hatte, er tut irgendwann etwas richtig dummes. Außerdem war es einige Jahre so, daß wir zwar für Streiche bestraft wurden, die wir nicht gespielt hatten, daß dafür aber unsere eigenen Streiche völlig unbestraft geblieben sind. Wir waren nämlich zu dem Schluß gekommen, daß nur dann keiner für unsere Streiche bestraft wird, wenn sie nicht wie Streiche aussehen." antwortete Paran.
Als ich nachfragte erzählten die beiden mir eine Reihe Beispiele, an die ich mich noch gut erinnern konnte, weil sie so absurd gewesen waren. Aber es war tatsächlich niemand von den Gefoppten auf den Gedanken gekommen, ihm sei da ein Streich gespielt worden. Es war alles immer für absurde Zufälle gehalten worden. Andererseits erzählten die beiden Jungen die Planung der Streiche so genau, daß ganz klar war, daß sie das wirklich gewesen waren und sie erwähnten wieder diverse Beiträge von anderen Mitgliedern der Leibwache.
Ich fragte mich, warum sie das erzählten.
"Als Paran mein Leibwächter wurde, dachten wir, daß es vielleicht nicht so ganz mit unserer Aufgabe vereinbar wäre, wenn wir immer noch Streiche spielen. Also haben wir damit aufgehört. Es ist ja so, daß man als Jugendlicher so etwas macht, weil man es noch kann. Später hat man dafür einfach zu viel Verantwortung. Dummerweise können wir nicht mit dem aufhören, was wir gar nicht gemacht hatten. Und inzwischen sind die Strafen so, daß ich mir gar nicht mehr sicher bin, ob sie Paran nicht irgendwann umbringen. Er hatte schon einige gebrochene Rippen." erklärte Thakar und ich merkte, wie er kurz davor stand, in Tränen auszubrechen.
Tatsächlich hatte mir der Arzt auch gesagt, daß er befürchtete daß es irgendwann damit endet, daß Paran wegen seiner Streiche hingerichtet wird. Nicht, weil er es verdient hätte, sondern weil die Königin einen irrationalen Haß auf den Jungen entwickelt hatte. Deshalb hatte ich mir ja so viel Mühe gegeben, ihm die Streiche auszureden und mich geärgert, daß er nicht begriffen hatte, daß die Gefahr nicht von mir ausging.

Plötzlich wurde mir klar, daß Thakar gerade wieder eine seiner diplomatischen Meisterleistungen hingelegt hatte. Indem er mir in allen Einzelheiten erzählt hatte, welche Streiche wirklich von ihm und seinen Gardisten stammten, hatte er mich erfolgreich überzeugt, daß die Streiche, die Paran nicht als seine bezeichnet hatte, wirklich nicht Parans Handschrift trugen. Und als intelligenter junger Mann hatte er durchaus als sicher annehmen können, daß ich ihn nicht für Dinge bestrafen würde, die vor Jahren geschehen sind und weitaus harmloser waren, als das, wofür Paran bereits zu Unrecht bestraft worden war.

Thakar erklärte, daß sie ungefähr wüßten, wer dafür verantwortlich wäre, nannte die Namen, bei denen er sich sicher war und einige weitere, die er nur verdächtigte.

Die nächste Frage stellte ich eigentlich nur, weil man das immer mit jungen Männern tut, die man zu Diplomaten oder Offizieren ausbilden will. Sie müssen lernen, funktionierende Lösungen zu finden, also läßt man sie das immer dann, wenn sich eine Gelegenheit ergibt, üben.
"Und was würdest du jetzt an meiner Stelle tun?"
Der Junge faßte die Frage auch genauso auf, wie sie gemeint war und begann in einem sehr abwägenden Ton:
"Wenn meine Tante darauf besteht, Paran wars, dann können Sie ihr wohl kaum erfolgreich widersprechen."
Einen Augenblick schien er nachzudenken, ehe er fortfuhr:
"Aber sie haben durchaus die Autorität, daß sie sie zu eine der abgelegenen Festungen schicken können, so daß wir ihnen nicht über den Weg laufen, wenn meine Tante in der Nähe ist. Nun ja und es zeugt ja nicht gerade von der Intelligenz sich mit dem zukünftigen König anzulegen, indem man ihn verspottet, weil der Prinz für die eigenen Taten bestraft wird, daher kann man darauf vertrauen, daß sie sich den Ärger, den sie sich hier verdient haben, da schon von ganz alleine einhandeln werden. Und dann kann man nur noch hoffen, daß sie daraus auch was lernen!"
Verblüfft sah ich diesen Jungen an, der eher wie ein zwölfjähriger als wie der Jugendliche aussah, der er war. Zierlich, klein, weiche kindliche Züge. Und dann kommen von ihm Vorschläge, die man von einem alten erfahrenen Mann erwarten würde, jedenfalls aber nicht von einem Jugendlichen, der eigentlich gar nicht über diesen Kinderstreichen stehen konnte, die für ihn so gefährlich geworden waren, um sich wünschen zu können, daß die Täter nicht mehr als die angemessene Strafe für ihre Fehler bekommen.

Ich würde noch mit einigen der anderen Offiziere darüber reden, um herauszufinden, wer alles beteiligt und übersehen worden sein könnte, und wie man es am Besten arrangiert, aber wahrscheinlich würde ich genau das tun, denn die Idee hatte Hand und Fuß. Und da ich jetzt endlich die Informationen beisammen hatte, wer es vermutlich gewesen war und mir sicher sein konnte, niemanden von den anderen Jugendlichen zu unrecht zu bestrafen, würde ich das so schnell wie möglich in die Tat umsetzen.

Kersti

Fortsetzung:
F865. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI23. Kersti: Inhalt: Thakars faszinierendes Abenteuer

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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