erste Version: 12/2017
letzte Bearbeitung: 5/2019

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Seelengeschwister aus der Hölle

F972.

Und wie ich tun sollte, als wäre er mein Freund wußte ich gar nicht, denn mein Freund war der einzige mit dem ich mich je wirklich verstanden hatte

Vorgeschichte: F971. Kersti: D

Kirçi erzählt:
Als ich gebeten wurde, dabei mitzuarbeiten daß Geron eine falsche Identität annehmen konnte, damit sie nicht ständig versuchen, ihn umzubringen, habe ich zusgestimmt, weil ich alles für eine gute Idee hielt, was mich von dem Heim wegbrachte. Nachher stellte ich jedoch fest, daß ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, so zu tun als wäre Geron mein Freund. Es kam mir einfach wie Verrat vor. Und wie ich tun sollte, als wäre er mein Freund, wußte ich gar nicht, denn mein Freund war der einzige mit dem ich mich je wirklich verstanden hatte.

In Gerons Zuhause waren alle nett zu mir und sie versuchten mich dazu zu bringen, daß ich über meine Sorgen redete, selbst der Offizier, der den Standort leitete, kümmerte sich persönlich um mich. Ich dachte mir aber auch daß es ihnen in Wirklichkeit um Geron ging und deshalb brachte ich es einfach nicht über mich, mit ihnen zu reden. Und außerdem wollte er bestimmt nur Sex.

Noch am Besten hat mich Dirk verstanden, der der engste Freund von Geron war. (Geron: Kirçi hat zu dem Zeitpunkt meinen wirklichen Namen nicht erfahren, sondern sollte mich von vorneherein mit meinem neuen Decknamen ansprechen. Damit Leser nicht den Faden verlieren, wird in der Geschichte aber einfach derselbe Name beibehalten.) Dirk erzählte mir nämlich, daß er auch unter einem falschen Namen lebt, weil viele seiner Freunde umgebracht worden waren und er am Leben bleiben wollte. Wir redeten dann darüber, wie es ist, wenn man einen guten Freund verliert. Am Ende sagte er mir, ich wäre ein guter Kerl und wenn ich mich mit ihm verstehen würde, dann würde ich mich sicher auch mit Geron verstehen. Zu dem Zeitpunkt hörte es sich an, als wäre das machbar.

Sobald er wieder weggefahren war, weil er nicht bei der Beerdigung fehlen durfte, in der vorgegeben wurde, Geron wäre tot, hatte ich wieder das Gefühl, mit überhaupt nichts klarzukommen und nicht zu wissen, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Ich war es auch einfach nicht gewöhnt, daß die Leute so nett zu mir waren, früher hatte sich immer niemand für mich interessiert. Er war mein einziger Freund gewesen.

Dann sollte ich zu Geron gehen und ihm etwas über meinen Freund erzählen. Ich bekam zuerst kein Wort heraus und als mich Geron fragte, warum das so war, erklärte ich ihm daß es mir wie Verrat vorkam, ihn als meinen Freund auszugeben.
"Sag mal besteht eigentlich die Gefahr, daß du mich jemals mit deinem Freund verwechseln könntest?" fragte er mich.
"Nein!" antwortete ich sofort.
"Würde dein Freund denn finden, daß es Verrat ist?" fragte er mich.
"Nein. Ich glaube er würde es richtig finden, daß ich das mache."
"Dann ist also das Problem gar nicht, daß du es wirklich für Verrat hältst, sondern daß du einfach nicht weißt, wie du mit der Situation umgehen solltst."
Ich nickte.
"Das ist eigentlich ganz einfach. Du benimmst dich als wäre ich eine Person, die nur zufällig den gleichen Namen hat."
Ich fragte ihn, ob das denn nicht auffallen wird.
"Nein. Das wird es nicht. Mit der Zeit werden wir irgendeine Beziehung zueinander entwickeln. Wie die sein wird, kann ich dir nicht sagen, denn wir kennen uns ja noch gar nicht. Das ist aber auch egal. Wenn dich nämlich irgendeiner auf den Unterschied zwischen den beiden Beziehungen anspricht, sagst du einfach, du hättest das Gefühl gehabt, als wäre ich nach dem Unfall ein völlig anderer Mensch geworden. Das ist natürlich die Wahrheit, schließlich bin ich jemand anders. Aber es wird auch niemanden wundern, denn Menschen verändern sich oft sehr, wenn sie mit einer schweren Verletzung fertig werden müssen. Egal ob wir uns gut, mittelmäßig oder schlecht verstehen werden, du kannst damit alles erklären."
Ich sah ihn etwas verblüfft an und fragte, wie wir denn hinbekommen sollen, daß die Leute nicht merken, daß wir uns gar nicht kennen.
"Du sollst mich ja, während ich krank bin, regelmäßig besuchen, also werden wir uns nachher kennen und drei vier Anekdoten aus dem Krankenhaus zu erzählen haben. Wenn wir nicht über vorher reden, wird das keinen wundern, weil es oft so ist, das Kinder, die viel Schlimmes erlebt haben, sich gar nicht an die Zeit davor erinnern können. Jugendliche machen es eher so, daß sie an die Zeit davor nicht denken wollen, weil es zu schmerzhaft ist. In jedem Fall wundert es die Leute nicht, wenn wir nicht über früher reden, daher werden wir das vor anderen auch nicht tun. Schließlich haben wir kein 'Weißt du noch damals...' über das wir reden könnten."
"Ich möchte aber auch nicht lügen." meinte ich.
"Lügen ist sowieso ein ganz dummer Gedanke. Es ist viel klüger, wenn sich die anderen Leute die Lügen selbst auszudenken, an die sie glauben wollen. Wir werden nur über Dinge reden, die auch stimmen, dann wissen wir wenigstens was wir gesagt haben. Wenn ich aus irgendeinem Grund darüber reden muß, wie es deinem Freund ergangen ist, werde ich nicht das Wort ich in den Mund nehmen sondern nur die harten Fakten aufzählen. Trotzdem werden die Leute sich mich in dieser Situation vorstellen."
Er erzählte dann, daß der Name unter dem Dirk ihn kannte auch ein falscher Name war und daß sein Lehrer, als er vier war, erzählt bekommen hatte er wäre sechs und ein Flüchtlingskind. Als sein Bruder dann erzählt hatte, man könne doch sehen daß er nur vier ist - was stimmte, denn er sah nicht älter aus - fragte der Lehrer ihn wie alt er wirklich war. Geron antwortete darauf nur, daß er das nicht so genau sagen könne, weil so viele Leute versucht hätten ihn umzubringen. Er hatte also eigentlich schon zu viel verraten. Statt daß der Lehrer jetzt auf die Wahrheit kam, nahm er komischerweise an, daß Geron in Wirklichkeit sieben oder acht sein müsse, weil er für eine Sechsjährigen zu viel wüßte.

Ich hatte mich die ganze Zeit schon gefragt, wie es funktionieren soll einen zehnjährigen als 14-jährigen auszugeben. Nach diesem Gespräch dachte ich mir, daß ich den Lehrer ganz gut verstehen konnte. Wenn man mir vor dem Gespräch gesagt hätte, Geron wäre ein Erwachsener, den man in einen Kinderkörper versetzt hat, hätte ich das vor dem Gespräch für eine Lüge gehalten, weil so etwas ja gar nicht geht und mich nach dem Gespräch gefragt, ob es nicht vielleicht doch stimmen könnte. Die Erklärung, die mir der Ritter Ehon gegeben hatte, kam mir aber nachvollziehbarer vor, denn er hatte gesagt, daß Geron eine alte Seele ist und daß man das daran merken könne, daß er viel erwachsener wirkt, als seinem körperlichen Alter entspricht. Deshalb hatten sie auch nicht in Betracht gezogen ihn als gleichaltrigen oder jüngeren auszugeben, sondern wollten ihn älter machen, um besser erklären zu können, warum er so früh so viel Verantwortung bekam.

Mir kam es jedenfalls wie ein Wunder vor, daß jemand, der in Wirklichkeit nur acht Jahre alt war, so selbstverständlich auf jede Frage, die ich mir nicht hatte beantworten können, eine Antwort hatte geben können. Ich erzählte das beim nächsten Abendessen dem Ritter Ehon und der meinte, er würde sich auch wundern wie Geron es schaffen würde Lösungen für Probleme zu finden, die ihm als erwachsenen Mann unlösbar erscheinen würden.
Jetzt war ich erstaunt, denn ich hätte nicht gedacht, daß der Ritter Ehon Probleme hat, die er nicht lösen kann. Auf mich hatte er nicht so gewirkt, als hätte er ein Problem. Er wirkte eher wie die Art Vorgesetzter zu dem jeder mit seinen Problemen kommen kann, weil er für alles die richtige Lösung weiß. Dann wunderte ich mich über mich selber, denn bei Ehon hatte mich das so sehr eingeschüchtert, daß ich mich nichts zu sagen getraut hatte und mit Geron hatte ich geredet, als würde ich ihn schon lange kennen.

Kersti

Fortsetzung:
F973. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI17. Kersti: Inhalt: Erzengel Michaels Geheimdienst

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
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