erste Version: 5/2018
letzte Bearbeitung: 5/2018

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

Dann erklärte Ahriman dem anderen Dämon, daß ich unter Menschen als magisch sehr begabt gelte und daß ich deshalb als Leiter des neuen Ritualkreises der Schwarzen Ritter vorgesehen sei

Vorgeschichte: F1038. Khar: Ich ließ ihn einfach weiterschnuppern, weil ich mir dachte, daß das den Büchern nicht schadet, auch wenn es komisch aussieht, wenn ein Mensch schnuppert wie ein Hund

Khar erzählt:
Ich setzte mich an einen durch das Gitter zwischen uns geteilten Tisch und zeigte dem Dämon, wie man ein Buch umblättern kann, in dem ich es auf der erste Seite aufschlug und immer, wenn ich eine Seite durchgelesen hatte, und er ebenfalls das Interesse verloren hatte, umblätterte. Einmal war ich wohl zu schnell, denn er blätterte zurück und betrachtete intensiv ein Sigel, das sich auf ihn bezog. Im Feinstofflichen erklärte er mir, daß das falsch gezeichnet war und was man ändern müßte. Ich holte daher Stift und Papier aus dem Schrank, und versuchte es richtig zu zeichnen. Auf seinen Wunsch hin reichte ich ihm Stift und ein neues Blatt Papier und zeichnete so schnell, wie ich von Hand schreibe, ein Sigel, das etwas davon abwich. Danach malte er unterschiedliche Sigel und erklärte mir dazu feinstofflich einiges. Ich stellte ihm dazu Fragen und machte mir Notitzen zu seinen Erklärungen, sobald ich meinte, sie verstanden zu haben.

Der Dämon hieß - wenn man den Namen stark vereinfacht - C'haran. Ich selber heiße als Dämon C'haron^1., bin also nahe mit ihm verwandt, denn C'har (gesprochen Khar) gibt die Gruppenseele an, die zweite Silbe bezeichnet die Gruppenseelenfraktion. Die eine Variante war ein scherzhaft beleidigendes Sigel, von dem er sagte, daß ich ihn damit rufen durfte, weil ich sein Freund war. Das zweite war ein sehr höflich formulierte Sigel, mit dem ihn Feinde rufen sollten, weil er sich nur von Freunden Beleidigungen anhört. Er erklärte mir, daß ich als Mensch begreifen müßte, das alle Dämonen so denken und daß man nicht so dumm sein sollte die Regeln zu mißachten, es sei denn man würde irdisch so wenig mitbekommen, daß offensichtlich ist, daß man nicht weiß, was man tut. Da hätten schon einige Menschen, die versucht hatten, Dämonen zu beschwören richtig Ärger wegen bekommen. Ich erklärte ihm daraufhin, daß ich die Dämonen, die ich kenne immer direkt rufe, weil ich sowieso nie verstanden hatte, warum man eigentlich ein Sigel braucht. Ich notierte aber auch diese Erklärung, denn ich dachte mir, daß das durchaus wichtig sein konnte, um meinen Schulkameraden etwas über Dämonen beizubringen. Dann forderte der Dämon mich auf, mein höfliches und mein unhöfliches Sigel aufzumalen, was ich zu meinem eigenen Erstaunen auch ebenso flüssig wie er tat und dabei einiges über die eigentlich räumliche Schrift begriff, aus der sich das Sigel zusammensetzte. Auf dem Papier konnte man natürlich nur zweidimensional arbeiten, was die Ausdrucksmöglichkeiten deutlich einschränkte. Der Ahriman fragte mich, ob er meine Hand führen dürfte und malte, als ich ihm das erlaubte auch sein höfliches und sein unhöfliches Sigel. Mir war bisher nicht bewußt gewesen, daß diese Sigel sich aus den Buchstaben einer Schrift zusammensetzen.

Dann erklärte Ahriman dem anderen Dämon, daß ich unter Menschen als magisch sehr begabt gelte und daß ich deshalb als Leiter des neuen Ritualkreises der Schwarzen Ritter vorgesehen sei. Ich starrte ihn baß erstaunt an.
*Mach dich mit dem Gedanken vertraut und überleg dir, ob du das willst. Allerdings müßtest du dich ziemlich schnell verdrücken, wenn du das nicht willst, denn wenn du in den nächsten Jahren hier mitarbeitest, wirst du automatisch in eine Führungsposition rutschen, weil dein magischer Rang unter Dämonen sehr hoch ist.* erklärte Tharons Ahriman mir. Tatsächlich hatte ich bisher nie auch nur in die Richtung gedacht, schließlich war ich erst ein elfjähriger Junge. Andererseits konnte ich aber wohl kaum einfach von hier verschwinden, wenn mein Vater derjenige war, der hier Hilfe brauchte, von daher ... Mein Gott. Wie kam er darauf, daß ich der Leiter des Ritualkreises werden würde???

"Was macht ihr denn da?"
Das war Thiron, einer der erwachsenen Schwarzen Ritter. Ich zeigte ihm die Sigel und erklärte, was die Dämonen dazu gesagt hatten und was mir von meinem eigenen Dämonenwissen dazu eingefallen war.
"Du nimmst die Schreibmaschine und schreibst das auf."
Schreibmaschinen sind so neumodische Geräte, mit denen man, wenn man gut ist, schneller schreiben kann als von Hand, weil man für jeden Buchstaben nur eine Taste drücken muß. So gut war ich aber noch nicht, obwohl die Ritter eisern darauf bestanden, daß ich es lernte und wir täglich unsere Hausaufgaben mit Schreibmaschinen schreiben mußten.
"Das ist deine Hausaufgabe für morgen." fuhr er fort.
Sie gaben mir immer so Sonderaufgaben, wo ich irgendetwas, was mir ein Dämon erklärt hatte, so aufschreiben sollte, daß jeder es verstehen kann. Ich sollte sie dann immer noch einmal schreiben, weil die Ritter meinen ersten Versuch noch nicht verstanden hatten und wollten, daß ich noch viel mehr Erklärungen dazu schrieb. Und wenn ich mich beschwerte, weil das so lange dauert, sagten sie nur, ich solle darauf achten, wirklich alle zehn Finger zum schreiben zu benutzen, dann würde das auch schneller gehen.

*Wenn du so weitermachst, hast du bald ein ganzes Buch geschrieben.* meinte der Ahriman.
Ich war irritiert. Ich hatte noch nie übers Bücher schreiben nachgedacht. Der Ordner mit meinen vielen Sonder-Hausaufgaben war allerdings tatsächlich schon ziemlich dick. Wollten die daraus wirklich ein Buch machen? Für wen oder was hielten sie mich?
*Ich habe dir doch gesagt, daß du ein Dämonenfürst bist.*

"Sag mal, Thiron, wollt ihr mich wirklich zum Leiter des nächsten Ritualkreises machen oder sagt Ahriman das nur so?" fragte ich.
"Wo hast du denn das her?" fragte Thiron mich fassungslos.
"Ahriman sagt das gerade die ganze Zeit. Er behauptet außerdem daß ich ein großer Dämonenfürst bin und deshalb automatisch in diesen Posten rutschen würde." erklärte ich.
Thiron sagte eine ganze Weile gar nichts und antwortete dann, daß es stimmt, daß er mir aber raten würde, das den anderen nicht zu sagen, weil sie sonst glauben würden, daß ich bevorzugt würde und deshalb gemein zu mir sein könnten.
"Es ist besser, wenn sie zuerst selbst auf den Gedanken kommen, daß du der beste Anführer bist, weil du, wenn Not am Mann ist, ihnen am besten helfen kannst." erklärte er.
Das erschien mir logisch, nur wenn ich es so recht überlegte...
"Aber eigentlich wollen sie doch lieber Ehon als Anführer. Sie finden immer daß ich viel zu verrückte Sachen sage." sprach ich meine Bedenken aus.
Ich hatte auch nicht Anführer sein wollen, einfach weil das viel Arbeit ist und außerdem ist Ehon mein bester Freund. Er ist auch der einzige, der nicht sagt, daß ich verrückte Sachen sage.
"Das liegt nur daran, daß sie noch nie in einer Situation waren, wo sie einen wirklich kompetenten Anführer brauchten." antwortete Thiron.
Ich sah ihn zweifelnd an.
*Thiron hat völlig recht. Und solche Situationen werden kommen, daher wirst du der Anführer.* behauptete Ahriman.
An meinen Zweifeln änderte das nichts. Schließlich bin ich ein ziemlicher Eigenbrödler und so jemanden wählt man sich nicht als Anführer.

Fortsetzung:
F1050. Khar: "Warum sind eigentlich alle Dämonen bei dir so brav?"

Quelle

• 1. Charon ist in der griechischen und römischen Mythologie der Fährmann, der die Toten über den Totenfluss ins Reich des Hades, des Herrschers der Unterwelt bringt.