erste Version: 10/2018
letzte Bearbeitung: 10/2018

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Seelengeschwister aus der Hölle

F1121.

Wenn die Alpträume abgeklungen waren, ließ er mich das nächste Patientengespräch führen, mit dem regelmäßigen Ergebnis, daß ich wieder Alpträume bekam, die ich dann aufarbeiten durfte

Vorgeschichte: F1029. Der Arzt: "Glauben Sie an Besessenheit?" fragte er

Der Arzt erzählt:
Am nächsten Morgen stellte ich fest, daß sich der Arzt wohl überhaupt nicht kompetent gefühlt hatte, mich zu behandeln. Ich wurde nämlich von einem anderen Arzt zum Frühstück abgeholt. Der Junge aß mit und ging dann zum Bahnhof, um nach Hause zurückzufahren.

Der neue Arzt behauptete, er hätte Ahnung von Dämonen. Da ich so meine Zweifel hatte, weil oft sehr lückenhaftes Laienwissen als "Ahnung von Dämonen" durchgeht, fragte ich ihn, wie er den Brief von meinem Orden verstanden hatte.
"Sie sind dort wohl der Ansicht, daß sie dringend Erinnerungen an eine Zeit aufarbeiten müssen, in der sie als junger Mann zwei Wochen lang gefoltert wurden und wollten sie von den Dämonen trennen, damit diese Foltererinnerungen nicht ständig angetriggert werden, weil von Dämonen ja oft komische Bemerkungen kommen."
"Ja und ich denke damit ist das Problem auch ganz gut beschrieben."
Ich erzählte, wie nachdem mir Dimitri beschrieben hatte, wie die Kindern zu ihren Verletzungen gekommen waren, Alpträume begonnen hatten, in denen mir Szenen aus den Foltern wieder hochkamen, an die ich mich seit fast fünfzig Jahren nicht mehr erinnert hatte. Ich brachte einige Beispiele und schloß mit den Worten:
"Ich dachte immer, daß ich ganz gut damit fertiggeworden wäre, aber darin habe ich mich wohl getäuscht, wenn es mich so aus der Bahn werfen kann, sobald ich jemanden behandele, der auch gefoltert worden ist und das nicht einmal auf dieselbe Weise wie ich." schloß ich.
"Wenn sie Folteropfer behandeln, sollten sie gleichzeitig auch eine therapeutische Fortbildung machen, einerseits, weil das Aufarbeiten sowieso der schwierigere Teil einer Ausbildung ist und andererseits weil sie dann mit Folteropfern reden müssen und das beherrschen müssen. Außerdem können wir sehen ob wir noch weitere Triggerpunkte finden, wenn sie anderen Folteropfern zuhören." empfahl der Arzt.
Ich stimmte diesem Plan zu.

In den folgenden Monaten habe ich es oft bereuht, obwohl ich wußte, daß meine Entscheidung richtig war. Es war verdammt hart, sich mit immer wieder neuen Foltermethoden zu konfrontieren, indem ich anderen Patienten der Klinik zuhörte. Ich bekam jedes mal Alpträume und der Nervenarzt, der mich behandelte, bewies, daß er wirklich Ahnung hatte, indem er mich dazu brachte, mich zu erinnern, wo exakt die geträumten Bilder herstammten. Wenn die Alpträume abgeklungen waren, ließ er mich das nächste Patientengespräch führen, mit dem regelmäßigen Ergebnis, daß ich wieder Alpträume bekam, die ich dann aufarbeiten durfte.

Mit der Zeit wurde mir dann aber klar, daß hinter den irdischen Folterbildern eine weitere Schicht an Foltererinnerungen vorhanden war, die aus den Höllen stammten. Komischerweise handeltete es sich zwar um eine Hölle, aber es waren lauter schwer verletzte Engel, die mich folterten. Die Dämonen, die ich in den Erinnerungen sah, waren selber Folteropfer, die genauso regelmäßig gefoltert wurden wie ich.

Als der Arzt schließlich der Ansicht war, ich wäre stabil genug, um zurückzukehren, war ein halbes Jahr vergangen.

Kersti

Fortsetzung:
F997. Geron: Sobald ich wieder Zeit für ein Päuschen fand, schrieb ich an dem Brief für Dirk weiter

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben