erste Version: 1/2019
letzte Bearbeitung: 1/2019

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1205.

"Ach du meine Güte, ich wußte doch genauso wenig, was gut und böse ist, wie Khiris in der Hölle" sagte Michaela

Vorgeschichte: F1204. Riko: "Genauso weiß ich über Jesus, daß er den Teufel und andere große mächtige Dämonen vor der Hölle gerettet hat, aber mein Retter war Khar, nicht Jesus." erklärte Khiris

Riko erzählt:
Ich erzählte Khar von der Sicht Khiris auf die Gefährten Jesu, mit der er ihnen gleich die Taten des Dämonen mit in die Schuhe schob.
"Ganz so einfach ist das aber nicht. Frag Michaela, sie kennt die Gefährten-Jesu-Seite aus eigener Erinnerung." antwortete er.

Ich ging also zu Michaela und erzählte ihr vo Khiris Sicht der Dinge.
"Ach du meine Güte, ich wußte doch genauso wenig, was gut und böse ist, wie Khiris in der Hölle. Ich dachte ich kenne die Liebe, aber in Wirklichkeit kannte ich nur Haß. Ich dachte ich würde Gerechtigkeit üben, tatsächlich war es nur Rache. Und daß irgendetwas, das ich als Fehler von Dämonen gesehen habe, von mir oder durch meine Strafen verursacht sein könnte, da wäre ich im Traum nicht drauf gekommen." sagte sie, "Nein, in Wirklichkeit sind die Gefährten Jesu und alle, die sich verhalten wie sie, genauso unfähig, gut und böse zu unterscheiden, wie es die Dämonen sind. In diesem Zustand fühlt man sich von der Bosheit der Welt verfolgt, dabei flieht man in Wirklichkeit vor sich selbst."
Dann erzählte sie mir, wie sie selbst die Höllen kennengelernt hatte und wie das ihr Weltbild verändert hatte.
F1078. Michaela: Vor etwa 7000 Jahren hatten wir geglaubt, wir hätten die Dämonen endgültig besiegt
Ich fragte sie, wie es war, sich an ihre Zeit als Richter bei den Wesen, die sich für Engel hielten, zurückzuerinnern.
"Ich denke sehr ungern an diese Zeit zurück, weil da alles so kalt und lieblos ist. Jeder noch so kleine Fehler wurde als unverzeihliches Verbrechen behandelt, auf das als Strafe die Vernichtung der Seele steht. Damals glaubte ich, ich würde meine Gefährten lieben, aber wenn ich mich heute an meine damalige Gefühlslage erinnere, ist da nur Angst, Neid, Haß und ich habe innerlich jeden gnadenlos verurteilt. Es ist alles so kalt mitleidlos und schmerzhaft, als würde ständig jemand mit einem Messer in der eigene Seele herumbohren." sagte sie.
Ich dachte mir, daß was sie beschrieb zwar anders war als Khiris Höllenerinnerungen, aber es kam mir genauso schrecklich vor.

Ich fragte sie, was sie denn mit der Vernichtung der Seele meint.
"Du hast doch Miriam erlebt, wie sie sich vor Häckselmaschinen gefürchtet hat, in die man angeblich alle reinwerfen würde?" fragte sie.
"Ja." antwortete ich. Tatsächlich hatte ich mir größte Mühe gegeben, sie nicht besuchen zu müssen, weil ich von ihren Häckselmaschinengeschichten Alpträume bekommen hatte, in denen ich in eine Art großen Fleischwolf geworfen und zerkleinert wurde. So ganz hatte ich mich dem aber nicht entziehen können, schließlich hatte ich die letztendliche Verantwortung für alles hier und mußte schon nachprüfen, ob alles anständig geregelt war. Ich war erstaunt gewesen, wie intensiv sie betreut wurde, obwohl die Kinder solche Schwierigkeiten hatten, auch nur die notwendigen Leute für das Wichtigste freizustellen und mit welcher Selbstverständlichkeit ihr gruseliger Zustand für ein behandelbares Problem gehalten wurde. Und noch mehr wunderte mich, daß sie sich tatsächlich innerhalb weniger Tage so weit fing, daß diese intensive Betreuung so nicht mehr notwendig war. Die Behauptung der Kinder, daß das doch "nur Erinnerungen" seien, fand ich dagegen so gruselig, daß ich darüber am liebsten überhaupt gar nicht nachgedacht hätte.
"Miriams Häckselmaschinen sind das, was gemeint war, wenn man uns damals mit einer Vernichtung der Seele gedroht hat. Wie man daran erkennen kann, daß Miriam als Mensch inkarniert ist, wird die Seele davon nicht wirklich vernichtet, es ist aber eine so furchtbare Erfahrung, daß sie sie am liebsten auf ewig verdrängt hätte und zu jedem, der sie an ihre Angst erinnert hat, richtig fies war. Letztlich war sie deshalb zu allen hochbegabten Kindern grausam, mit dem Ergebnis daß diese sie vor kurzem als Schulleiterin abgesetzt haben. Daraufhin ist die traumatische Erinnerung endgültig durchgebrochen und Miriam hatte Halluzinationen von Häckselmaschinen." erklärte Michaela.
Ich erzählte Michaela von meinen Fleischwolf-Alpträumen und fragte sie, ob sie glaubte, daß das auch damit zu tun hätte.
"Ja hat es und offensichtlich hast du so etwas auch erlebt. Schreib deine Alpträume am besten auf, das hilft dir, sie zu verarbeiten ohne durchzudrehen. Wenn du damit nicht klarkommst oder meinst, es nicht aushalten zu können, kannst du damit zu mir kommen und mit mir darüber reden." antwortete Michaela.

Ich wäre am liebsten einfach vor ihr weggerannt, kam mir dann aber doch zu albern vor, um das zu tun. Außerdem gab es eine Merkwürdigkeit. Miriam, die immer eine bösartige Schreckschraube gewesen war, wenn man mich fragt, war jetzt plötzlich jemand, mit dem man ein normales Gespräch führen kann, ohne daß sie sich regelmäßig irgendwelche fiesen Sprüche einfallen läßt.

Abends erzählte ich Khar von meinem Gespräch mit Michaela. Daraufhin sagte Khar mir, daß er am Anfang so große Angst vor Michaela gehabt hatte, daß er sorgfältig darauf geachtet hatte, nie mit ihr allein in einem Zimmer zu sein und wenn der seinen Ziehvater Darion dafür aufs Klo folgen mußte. Er hatte immer die Vorstellung gehabt, daß sie ihm sonst unvorstellbar schreckliche Dinge antäte. Jetzt wüßte er aber, daß sie sich bemühen würde, ihre vergangenen Fehler wieder gut zu machen.

In der Nacht hatte ich dann wieder einen Alptraum davon, in einen Fleischwolf geworfen zu werden, nur war er diesmal viel länger als an den vorhergehenden Tagen. Am Morgen fühlte ich mich so, daß ich am liebsten wie früher als Kind zu meiner Mutter ins Bett gekrochen wäre, um mich trösten zu lassen. Das ging natürlich nicht mehr, schließlich war sie inzwischen seit über zwanzig Jahren tot. Ich kam daher auf Michaelas Angebot zurück, mit mir darüber zu reden. Sie ließ mich den Traum immer und immer wieder erzählen, nur entgleiste das völlig, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, sie wäre diejenige, die mich in den Fleischwolf wirft. Danach habe ich ihr so ziemlich alles an den Kopf geworfen, was man einem Mensch nur vorwerfen kann. Daß ich nicht mit Fäusten auf sie losgegangen bin, war aber auch alles. Michaela blieb völlig ruhig und bestand weiterhin einfach darauf, daß ich genau erzählen soll, was ich sehe. Am Ende war mir peinlich, was ich alles gesagt habe und ich entschuldigte mich. Michaela hatte ich damit aber nicht erfolgreich abgeschreckt, sie bestand nämlich darauf täglich mindestens eine Stunde mit mir über das Thema zu reden, bis es aufgearbeitet ist.

Kersti

Fortsetzung:
F1206. Khar: Außer von Igor kamen noch diverse andere Anfragen vom Orden selbst und von befreundeten Organisationen, die ich auf angemessene Weise beantworten mußte