erste Version: 1/2019
letzte Bearbeitung: 1/2019

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1211.

Beim nächsten Gespräch mit Khar merkte ich dann, daß ich ihm die ganze Zeit nicht richtig zugehört hatte

Vorgeschichte: F1210. Khar: Und dann sehen mich alle an und erzählen mir ich würde das alles schon richtig machen

Rios erzählt:
Khar brachte eines Tages Mirko mit, damit er auch mal tut, was er bei meinen feinstofflichen Verletzungen tun kann. Da Mirko in seiner Seelenherkunft als Engel sehr stark von uns allen abweicht, kennt er auch deutlich andere Heilmethoden als wir. Man lernt als Engel halt nicht dasselbe wie als Dämon. Ein paar der Lösungen die er bei dem Versuch zu Heilen bei mir fand, schienen zuerst zwar nur unwesentlich was zu bringen, als Khar sich dann beim nächsten mal meine feinstofflichen Verletzungen ansah, funktionierten die Heilungen, die er die ganze Zeit versucht hatte, aber plötzlich richtig und die ständigen Schmerzen, die mich immer halb in den Wahnsinn getrieben hatten, ließen so weit nach, daß ich endlich das Gefühl hatte, damit klarkommen zu können.

Beim nächsten Gespräch mit Khar merkte ich dann, daß ich ihm die ganze Zeit nicht richtig zugehört hatte. Ich hatte ihm zwar immer Lösungsvorschläge für Teilprobleme gemacht, aber nicht das gesamte Ausmaß der Probleme erkannt, um die er sich kümmern mußte. Das war natürlich irre, weil man sich das eigentlich hätte an fünf Fingern abzählen können ... wenn man nicht zwischendurch immer vom Thema abgekommen wäre, weil man sich denkt - mein Gott tut das aber weh! Da Schmerzmittel nicht funktioniert haben, versuchte ich irgendeine Beschäftigung zu finden, die mich genug von den Schmerzen ablenkt und es war mir nie gelungen, auch weil diese verdammten Hände ständig so zitterten, daß ich nur lesen konnte, wenn ich das Buch auf einen Notenständer gestellt habe. Es ist mir nicht einmal gelungen, mir meine Jacke selbst zuzuknöpfen, was hieß irgendwas arbeiten, um sich abzulenken ging auch nicht und schlafen konnte ich erst recht nicht.

Wie auch immer. Jetzt ging es mir besser und ich entschuldigte mich, daß ich ihm nicht richtig zugehört hatte. Er meinte, es wäre doch nicht schlimm, wenn ich den Überblick verloren hätte, denn er hätte ihn grundsätzlich behalten, daher wären meine Ratschläge schon ganz nützlich gewesen. Außerdem hatte er durchaus durchschaut, daß ich ganz dankbar gewesen war, wenn er mich um Rat gefragt hatte, weil das die beste Ablenkung von den Schmerzen gewesen war, die ich so im Tageslauf hatte.

Darüber hinaus war es ihm offensichtlich auf der Flucht gelungen die Angriffe der Feinde auf diese selbst zurückfallen zu lasssen und uns wirkungsvoll vor ihnen zu verstecken. Ich habe ihn gefragt, wie er es denn geschafft hat, mit einem unbekannten Pferd und dem bewußtlosen Khiris zu einem Ort zu finden, von dem er eigentlich nicht gewußt haben konnte, wie man da auf Schleichwegen hinfindet und das, obwohl er eigentlich gar keine Aufmerksamkeit für die Welt übriggehabt haben konnte, weil er ja mit der magischen Verteidigung beschäftigt gewesen war.
"Ach weißt du, das wußte ich am nächsten Tag auch nicht. Ich bin einfach in einem fremden Bett aufgewacht und habe mich gewundert, wo ich gelandet bin. Da aber meine eigenen Sachen auf dem Stuhl zum anziehen bereitlagen, dachte ich mir, daß ich wohl schon den richtige Platz gefunden haben mußte. Außerdem sah es ja nicht so aus wie der Kerker der Gefährten Jesu, den Mirko mir beschrieben hat!" antwortete er.
Er hatte dann aber herausbekommen, daß es einer von seiner feinstofflichen Mannschaft war, der den Körper übernommen und sich um die irdischen Angelegenheiten gekümmert hatte.

Ich fragte ihn, seit wann er eigentlich so die Führung übernommen hatte und erfuhr, daß er nach seinem Erwachen in unbekannter Umgebung von Tharon eine vielleicht halbstündige Einführung in die allgemeine Lage bekommen hatte und dann ins kalte Wasser geworfen worden war, indem Tharon ihm die Leitung des Ordens übergeben hatte - und zwar vollständig. Ich wunderte mich, wie jemand, dem ja diverse Geheiminformationen fehlten, die er brauchte, um alle Probleme lösen zu können, es fertigbringen konnte, in so einer chaotischen Situation das Ruder in die Hand zu nehmen und dann noch das richtige zu tun! Klar, Tharon hatte ihn beraten - aber das nur grob eine halbe Stunde pro Tag. Auch Riko hat ihn beraten, aber er wußte halt vieles nicht, was berücksichtigt werden mußte. Und verdammt, Khar war immer noch ein halbes Kind, das seine Ausbildung längst nicht abgeschlossen hatte.

Ich ließ mir von ihm erzählen, was er so genau gemacht hatte und stellte fest, daß das wirklich Hand und Fuß hatte. Und das war in Anbetracht der Umstände eine Leistung, denn ein normaler Mensch mit abgeschlossener Ausbildung für eine solche Führungsposition wäre da nur von einer nicht funktionierenden Notlösung zur nächsten gestolpert, ohne die Probleme in den Griff zu bekommen. Khar hatte auch an den richtigen Stellen Helfer angefordert, die jetzt nach und nach eintrudelten. Natürlich bestand auch Khars Planung aus Notlösungen, aber die waren halt so, daß jedes Provisorium nach und nach durch was Besseres ersetzt wurde und nichts aus dem Ruder lief, weil er eben sehr genau wußte, was man vorübergehend weglassen kann und was nicht.

Ich sagte ihm, daß er das sehr gut gemacht hatte und zwar besser als ich es gekonnt hätte, wenn ich halbwegs gesund gewesen wäre. Ich würde ihn zwar weiterhin beraten und auch gerne vertreten, wann immer er neben Ehon, seinem Stellvertreter, einen Vertreter braucht - aber er hätte ab jetzt die Führung. Khar warf mir einen Blick zu, der mit ganz klar zeigte, daß das nicht das war, was er hatte hören wollen. Das wunderte mich überhaupt nicht, schließlich streitet sich niemand, der noch bei Verstand ist, um Führungspositionen in einer so schwierigen Lage. Aber Khar hatte so einige Begabungen, die ich nicht so ausgeprägt hatte und daher sollte er offiziell die Führung übernehmen.

Andererseits widersprach Khar mir auch nicht, was wohl hieß, daß ihm Tharon bereits dasselbe gesagt und dafür überzeugende Argumente vorgebracht hatte.

Stattdessen hatte er Arbeit für mich und zwar viel. Mehr als ein Mensch schaffen kann. Ich hörte mir das an und kam zu dem Schluß, daß er mir wohl schlicht alles gesagt hatte, was er einfach nicht geschafft hatte. Ich suchte also das raus, was meiner Ansicht nach am meisten bringen würde und tat das. Wie das so ist, entdeckte ich, während ich mit den verschiedenen Leuten redete, diverse Kleinigkeiten, für die sie auch noch einen Rat oder Hilfe brauchen und besprach das auch noch mit ihnen. Dabei merkte ich deutlich, daß ich noch nicht richtig wieder auf dem Damm war und nach einem halben Arbeitstag zu müde war, um weiter zu machen. Aber wie auch immer. Es war ja vorher auch ohne mich gegangen, daher konnte ich mich darauf verlassen, daß es mit meiner Hilfe ein klein wenig besser laufen würde, auch wenn ich jetzt gerade noch zu krank war, um einen Orden alleine zu leiten. Das ist doch beruhigend im Vergleich zu der Situation, wo ich den Orden geleitet hatte, weil Tharon beide Beine verloren hatte und niemand mich hätte vertreten können, wenn ich irgendetwas nicht schaffe oder mir schlicht die notwendigen Begabungen gefehlt hätten, weil Khar noch zu jung gewesen war, um die emotionale Reife für so etwas entwickelt zu haben. Klar ich habe ihn an einigen Stellen eingesetzt, wo mir die Begabungen fehlten, aber ich hatte ihn dabei so intensiv begleitet, daß ich damit wesentlich mehr Arbeit hatte, als Tharon, wenn er gesund gewesen wäre, gehabt hätte, wenn er es selber getan hätte.

Kersti

Fortsetzung:
F1212. Rios: Man hat nicht immer die Macht für seine Lieben das zu tun, was man gerne für sie tun würde