erste Version: 7/2017
letzte Bearbeitung: 5/2019

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1309.

Ich schwor mir, daß ich ihn diesmal aber beschützen würde und daß ich nicht wieder zulassen würde, daß ihm etwas passiert

Vorgeschichte: F756. Khar: Das war kein verwirrrter kleiner Dämon der dringend Hilfe und Führung brauchte, sondern einer der Großen, an die wir unsere dämonischen Patienten zur Heilung übergaben

Khar erzählt:
Ich betrat also das Krankenzimmer, sobald ich allen Helfern vorgestellt worden war und die Erlaubnis dazu erhielt.

Dann sah ich ihn und bekam einen Schlag. Ich schirmte mich ab, zog mich schnell wieder aus dem Krankenzimmer zurück und begann zu weinen. Das war Gerta und sie war schon wieder angegriffen worden! Und sie war eben nicht von Dämonen angegriffen worden, sondern von Engeln. Die Dämonen waren zu ihrer Verteidigung da.

Gerta, die im vorhergehenden Leben meine kleine Schwester gewesen war und davor in einem Leben meine Frau.

Ich fragte mich, warum mir das nicht schon klar geworden war, als ich die feinstoffliche Krankenakte gelesen hatte. Da mußte das doch drin stehen, von welcher Seele die Rede war.
*Stand es auch. Aber du wolltest es nicht sehen.* meinte der Drache.
War ja klar - Verdrängung! Ich möchte ja echt mal wissen, wie man das ausgeschaltet kriegt. Ich will doch gar nicht verdrängen.

Dann schob ich die Gefühle systematisch zur Seite. Ich mußte mich einfach wieder fangen. Es ging nicht an, daß ich ausgerechnet Gerta nicht helfe, nur weil ich mich selbst nicht genug unter Kontrolle habe, um ins Krankenzimmer zu dürfen.

Letztlich war das was ich gerade mit meinen Gefühlen anstellte auch nur Verdrängung, aber damit würde ich mich nachher befassen. Ich hatte schon viel zu lange geweint und damit Zeit verschwendet. Ich ging also wieder in den Raum und hielt meine Gefühle unter Kontrolle, um tun zu können, was ich tun mußte.

Ich kniete mich neben das Bett und fühlte mich in den Jungen ein. Die Schmerzen erschlugen mich beinahe, aber ich durfte mir natürlich nicht erlauben, davor zurückzuzucken. Gerta - in diesem Leben war sie ein Junge und hieß Geron - behauptete steif und fest, sie wäre doch im Körper, aber ich konnte deutlich sehen, daß sie das nicht wirklich war. Sie war zwar nicht völlig draußen, wich aber den schlimmsten Schmerzen aus, indem sie sich aus dem Körper herausgedreht hatte. Das einzige, was ihm in dieser Situation helfen konnte, waren starke dunkle Einweihungen, weil nur Dämonen fähig sind, so viel Schmerz mitzutragen, ohne zurückzuzucken. Engel sind, was das angeht, die reinsten Feiglinge. Die anwesenden Dämonen wollten auch sehr fest mit Geron verbunden sein, um ihn nach Kräften unterstützen und Geron hatte dagegen keine Vorbehalte. Ich gab ihm also einige dunkle Einweihungen und stärkte seine Anbindungen an den schwarzen Drachen, zu dem er gehörte. Ich merkte, wie die Fieberkrämpfe nachließen, wie der schwer verletzte Kinderkörper begann, tiefer durchzuatmen, als die Dämonenseele die Unterstützung ihres großen Bruders spürte, die tiefe dunkle Liebe, die ihm half, den Schmerz zu tragen. Ich hatte das Gefühl, daß sich der Junge trostsuchend an mich kuschelte, als ich sacht über ein wenig heile Haut an der eingefallenen Kinderwange strich. Die Seele begann zu weinen und rief dabei immer wieder nach einer Mira, von der er fürchtete, sie könnte gestorben sein.

Ich schwor mir, daß ich ihn diesmal aber beschützen würde und daß ich nicht wieder zulassen würde, daß ihm etwas passiert.

Irgendwann klopfte es. Der Schwarze Drache meldete, daß Ehon als Ablösung gekommen war. Ich rief ihn herein. Ehon kam, kniete sich neben mich, so daß ich aufstehen und gehen konnte.

Als ich mich in die Kapelle kniete, um mich wieder auf die Außenwelt vorzubereiten, fühlte ich mich von den zwei Stunden Arbeit an meinen eigenen Gefühlen und der Arbeit im Krankenzimmer zu Tode erschöpft und im Grunde zu müde für das Gespräch, was ich noch führen mußte. Ich nahm mich zusammen, stand auf und ging hinaus, zu den wartenden Weißen Rittern.

Kersti

Fortsetzung:
F1315. Khar: Er fragte mich als allererstes, ob ich die bösen Dämonen wieder in die Höllen geworfen hätten