erste Version: 6/2019
letzte Bearbeitung: 6/2019

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1331.

Wir hatten wirklich mehr Glück als Verstand gehabt, daß beide Kinder noch am Leben sind

Vorgeschichte: F1330. Khar: Als ich nach Hause gekommen war hatte ich mich ein bißchen entspannt und dann hatte sich gezeigt, daß ich krank war, als Ehon sagte, er kümmert sich um alles, kam richtig raus, wie schlecht es mir wirklich ging

Khar erzählt:
Ich war noch längst nicht wieder gesund, als ich in einem geschlossenen Wagen in die neue Schule transportiert wurde. Ehon hatte den Plan, den wir vor Japan gehabt hatten, wieder abgestaubt, da er zu dem Schluß gekommen war, daß dieser Teil Planes den Feinden wahrscheinlich noch nicht bekannt war.

Da wurden dann auch Mira und Geron hingebracht, sobald sie wieder gesund genug waren, daß man sie gemeinsam transportieren konnte. Mir ging es zu dem Zeitpunkt schon deutlich besser, bei Geron hatten wir aber einen gravierenden Fehler gemacht, den jeder von uns Erwachsenen hätte besser wissen sollen. Wie waren wir nur auf den Gedanken gekommen, ihn ausgerechnet in Miras Bett zu legen, wo der sich die gefährliche Infektion holen konnte, die sie beinahe umgebracht hatte?

Wir hatten wirklich mehr Glück als Verstand gehabt, daß beide Kinder noch am Leben sind.

Ich stellte fest, daß ich weitaus gesünder war als die Kinder. Der Arzt erlaubte mir, sie am Krankenbett zu besuchen, lange bevor sie in der Lage waren, wieder ein längeres Gespräch zu führen. Ehon meinte, ich sollte sie unbedingt besuchen, damit sie wissen, daß sie bei uns sind. Geron hatte ihn nämlich im Schloß damals sehr erleichtert begrüßt und ihm dann erzählt, daß er wochenlang Angst gehabt hätte, daß die Feinde ihn erwischt hätten, weil er niemanden vom Pflegepersonal gekannt hatte.

Mira war bei meinen Besuchen zunächst gar nicht ansprechbar, aber es war natürlich wichtig, daß sie mich sah. Geron versuchte dagegen von Anfang an, mit mir zu reden, auch wenn es ihm nicht einmal gelang, einen ganzen Satz rauszukriegen und er so leise sprach, daß ich ihn kaum hören konnte. Ich achtete daher darauf, mich nicht mit unwesentlichen Dingen aufzuhalten und ihm alles, was er unbedingt wissen mußte, möglichst kurz gefaßt zu sagen, damit er wußte, daß für alles gesorgt ist.

Ich hatte mich als Kind sehr gewundert, warum die Gleichaltrigen sich darauf verlassen, daß die Erwachsenen schon alles wissen und alles richtig machten, dabei konnte ich doch genau sehen daß sie ständig Fehler machten, die ich nie gemacht hätte. Die Antworten, die ich auf meine verwirrten Fragen bekam, waren nicht sehr erhellend, denn meine Mitschüler meinten, daß die Erwachsenen doch wirklich alles besser könnten und wenn ich meine Lehrerin auf ihre Irrtümer ansprach, wurde sie sauer. Einzig Tharon, der damalige Führer unseres Standortes und Darion, mein Vater, redeten für meine Begriffe einigermaßen normal mit mir. Außerdem merkte ich zwar, daß ich schneller meine Abschlüsse machte, als die anderen, doch wann immer ich etwas zu Gleichaltrigen sagte, wurde mir erzählt, das wäre verrückt oder dumm. Also hatte ich das Gefühl bekommen ich wäre auf irgendeine Weise sehr unfähig, die ich in dem Alter noch nicht wirklich verstehen konnte. Inzwischen weiß ich, daß meine Unfähigkeit einfach der altersgemäßen Entwicklung entsprach. Erst als Jugendlicher kann ein Mensch lernen, auf Leute einzugehen, die wesentlich dümmer oder anders sind als man selbst. Die anderen hatten mich verrückt und dumm genannt, weil ich geredet hatte so daß ich meine Erklärungen verstanden hätte, wenn ich das jeweilige Buch noch nicht gelesen hätte - aber sie waren auf Grundschulniveau, ich beschäftigte mich mit einem Studium. Später wurde der Abstand nicht kleiner, aber ich lernte besser, mich auf andere einzustellen.

Und natürlich weiß ich jetzt auch, warum die anderen Kinder sich auf die Erwachsenen verlassen hatten, während ich ständig sah, daß ich das ein oder andere besser gemacht hätte. Dann zu lernen, daß man trotzdem delegieren muß, weil man sich sonst maßlos überfordert, ist gar nicht so einfach, besonders wenn es ständig um Leben und Tod geht. Nachdem ich das halbwegs gelernt hatte, stellte ich fest, daß ich mir immer zu viele Sorgen gemacht hatte. Normalerweise funktioniert das, was normale Leute machen, nämlich durchaus und vieles, was ich als Fehler mißverstanden hatte, waren einfach Umwege, die andere Leute brauchen, um sich zurechtzufinden, weil der Umweg eben bereits ausgeschildert ist, während der direkte Weg querfeldein ginge. Im übertragenen Sinne natürlich nur. Sie haben feste Vorgehensweisen gelernt, die sie zu Lösungen zusammensetzen, ich erfinde im Allgemeinen jede Lösung aus dem vollständigen Set der Handlungsmöglichkeiten neu und spare dadurch einige Arbeitsschritte ein.

Außerdem mache ich gar nicht weniger Fehler als andere, ich mache sie nur auf einer anderen Ebene.

Kersti

Fortsetzung:
F1332. Khar: Als ich wieder aufstehen durfte, stellte ich fest, daß Dirk noch kompetenter war als ich gedacht hatte