F1468.

Ich war völlig mit meiner Sorge um Jender beschäftigt und hatte Angst, daß er sterben oder nicht rechtzeitig aufwachen würde

Vorgeschichte: F1467. Teros LZB99-973-12: Als ich ihn danach fragte, sagte Siram, daß er einfach froh sei, daß diese Quälerei jetzt endlich vorbei wäre

Teros LZB99-973-12 erzählt:
Ich sollte mir wahrscheinlich die Listen mit den Operationsergebnissen anschauen, um zu wissen, wer von meinen Klassenkameraden überlebt hatte und wer gestorben ist, aber im Augenblick brachte ich es einfach nicht fertig, weil mir das mit Siram schon reichte. Bei einer hundertköpfigen Klasse, wie meine sie war, starben im Schnitt 20 Leute an den Operationen.

Andererseits mußte ich natürlich entscheiden, wen ich als Kapitän wollte und ich wollte nach Möglichkeit meinen besten Freund Jender LZB99-950-41. Also mußte ich nachsehen, ob er noch lebt. Ich rief die entsprechende Personalliste auf unsd stellte fest, daß noch unklar war, ob er er überleben würde. Seine Operation war schon fünf Tage her und eigentlich hätte er inzwischen zur Besinnung kommen sollen. Im Augenblick wirkte es auch, als würde sich sein Zustand allmählich bessern, aber wenn jemand dermaßen lange bewußtlos war, konnte es sein, daß er nach dem Erwachen wahnsinnig wurde oder bevor er erwachte aus unbekannten Gründen plötzlich die Organe versagten. Es war jedenfalls ein sehr schlechtes Zeichen und ich machte mir Sorgen. Ich griff über das Netz auf die medizinischen Computer zu, die ihn überwachten. Das, was sich dort las, war ähnlich beunruhigend. Dann versuchte ich, mich über seine Elektronik in ihn einzufühlen und das war heftig. Ich hatte plötzlich das Gefühl, mein gesamter Körper täte mir weh, obwohl ich ja gar keinen Körper mehr hatte. Er mußte übele Schmerzen haben und war nicht ansprechbar.

Die nächsten Tage änderte sich nichts daran.

Die letzten Arbeiten am Schiff wurden durchgeführt. Ich erledigte alle Formalitäten. Ich erhielt meinen Reiseplan, das Schiff wurde beladen. Nichts, was ich tun mußte erfordete viel Konzentration. Das war auch sehr gut so, denn ich war völlig mit meiner Sorge um Jender beschäftigt und hatte Angst, daß er sterben oder nicht rechtzeitig aufwachen würde. Der zuständige Offizier dränge mich am Tag, bevor ich abfliegen sollte, zunehmend nachdrücklich, mir jemanden anders als Jender auszusuchen. Schließlich erklärte ich Deton LZB99-1879-1 die Situation und daß ich, wenn irgend möglich, immer noch Jender wollte und mich daher auch in der letztmöglichen Sekunde noch umentscheiden würde und fragte ihn, ob er, wenn das nicht klappen würde, mein Kapitän sein wollte. Er sagte zu. Offiziell gab ich noch nicht nach sondern wartete, bis mir der Offizier erklärte, daß er mir einen Kapitän zwangsweise zuteilen würde, sollte ich mich nicht jetzt entscheiden, bis ich Deton nannte. Deton war auf meine Entscheidung vorbereitet und kam an Bord.

Zwei Stunden später erwachte Jender und ich bestürmte den zuständige Offizier, jetzt noch Jender bekommen zu dürfen. Er sagte, daß er an den Formalitäten nichts mehr ändern könnte, aber ich könnte Jender einfach statt einem der anderen Techniker, die ich an der Station ausliefern sollte, die das Ziel meiner Reise war, an Bord nehmen, denn da einfach die Nummern tauschen war eine Kleinigkeit. Danach müßte ich mich an der nächsten Station darum kümmern, Jender offiziell als meinen Kapitän zu bekommen.

In der Station weigerten sie sich, mir zu erlauben, daß ich Jender bekomme. Ich hätte mir Deton ausgewählt und den hätte ich jetzt, behaupteten sie. Ich beschwerte mich, daß man mir eben keine Wahl gelassen hatte, obwohl ich die ganze Zeit gefordert hatte, Jender bekommen zu wollen. Das überzeugte ihn nicht. Ich wandte mich über das Zuchmenschennetz an den Kronprinz und fragte, ob er da nichts tun könnte, doch selbst auf ihn hörte dieser bornierte Typ nicht, der in der Armee ein Vorgesetzter des Kronprinzen war. Der Prinz schlug mir vor, sich an seinen Vater zu wenden, damit der ein Machtwort spricht. Bis dahin könnte ich einfach beide an Bord behalten, schließlich stünde mir ein Kapitän und ein Techniker zu. Ich tat, was er mir riet.

Ich mußte weiter in den Krieg fliegen, ehe die Petition bei dem König ankommen, geschweige denn beantwortet werden konnte.

Kersti

Fortsetzung:
F1476. Teros LZB99-973-12: Dira hatte sowieso ein Händchen dafür, Aufgaben klug zu delegieren und dabei ihre Autorität so zu wahren, daß niemand auf den Gedanken kam, sie in Frage zu stellen

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben