erste Version: 10/2019
letzte Bearbeitung: 10/2019

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Gruselige Experimente

F1490.

Ich hatte nie über diese grausamen Operationen nachgedacht, bis Prinz Talis mit dem Thema ankam

Vorgeschichte: F1479. Diro von Karst: Jeder konnte Verbesserungsvorschläge einbringen, aber man brauchte die Intelligenz eines Zuchtmenschen, um diese zu einem ihrer Pläne zu verknüpfen

Diro von Karst erzählt:
Ein weiteres Thema, das mir Sorgen bereitete, waren die Drachen. Die Zuchtmenschen hatten sie nämlich nach der Eroberung des Planeten am Leben gehalten, dabei konnten sie jeden ohne weitere Hilfsmittel in ihrem Sinne manipulieren, indem sie einfach dessen Geist veränderten. Die Zuchtmenschen machten sich da keine Sorgen. sie erklärten, daß man das den Drachen einfach verbieten könnte und daß sie darauf hören würde.
"Sie haben dasselbe Problem wie wir. Sie sind durch Gentechnik hergestellt und daher viel kooperativer als gut für sie ist." erklärte Jender.
Ich fragte ihn, was er denn damit meinte.
Daraufhin erzählte er von den Operationen, bei dem sie ihm die Drähte in den Körper eingepflanzt hatten, die er brauchte, um seine Arbeit tun zu können.
F1475. Jender LZB99-950-41: Ich wußte natürlich, daß Kinder aus meiner älteren Zuchtgeneration die Operationen meist schlechter vertragen, machte mir aber auch nicht ernsthaft Sorgen
Ich hatte gewußt, daß sie so schlimm sind, daß man sie eigentlich verbieten sollte, schon weil die eingepflanzten Drähte die Techniker innerhalb von 20 Jahren vergiften. Jetzt erzählte mir der Techniker, wie es gewesen war, diese Operationen durchmachen zu müssen. Darüber hinaus hatte Jender die Operationen auch noch außergewöhnlich schlecht vertragen und hatte nur sehr knapp überlebt. Trotzdem erzählte er alles in einem unpassend gefaßten Ton.
"Was ich nicht für gesund halte, ist, daß ich trotzdem weder auf diejenigen sauer sein kann, die diese Operationen befohlen haben, noch mir ernsthaft wünschen könnte, daß ich die Implantate nicht hätte, weil ich mich ohne die Implantate gefühlt habe, als wäre ich ein Krüppel, dem wesentliche Körperteile fehlen." schloß er seine Erklärung ab.

Ich hatte nicht gewußt, daß sie so schlimm sind, wie Jender seine Erfahrungen beschrieb und hatte ein ernsthaft schlechtes Gewissen, daß ich jetzt der Bote war, der die Nachricht brachte, daß diverse solche Operationen vorgezogen werden sollten. Nur konnten wir uns überhaupt nicht leisten, diese Operationen zu beenden, denn ohne sie wären wir schon vor Jahrzehnten zwischen den Fronten verschiedener Kriegsparteien zerrieben worden. Das erklärte ich auch so.
"Die Sachzwänge sind uns bewußt und wir wissen auch keine bessere Lösung, daher haben wir selbst den Plan entworfen, den wir jetzt ausführen." antwortete Jender.
"Ihr seid besser zu uns, als wir es verdienen." sagte ich.
"Wenn die Freigeborenen sich alles verdienen müßten, was wir für sie tun, hätten sie sowieso ein Problem!" antwortete Jender grinsend in einem Ton als wäre das die Art Witz, die die Zuchtmenschen regelmäßig erzählen, wenn sie unter sich sind, ein Witz den jeder auswendig kennt, weil er bei jeder Gelegenheit gebracht wird.
"Das ist wahr." antwortete ich sachlich, denn ich konnte da nun wirklich nichts Witziges dran entdecken.

Ich hatte nie über diese grausamen Operationen nachgedacht, bis Prinz Talis mit dem Thema ankam. Er war damals gerade mal vier Jahre alt und redete etwas völlig Konfuses, nämlich daß er einerseits unbedingt auch solche Implantate haben wollte, aber andererseits auch gar nicht und daß wir endlich die Forschung genehmigen sollten, damit man sie verbessern kann. Ich hatte gar nicht gewußt, daß solche Forschungsvorhaben beantragt worden waren. Er zeigte mir die von den Technikern selbst gestellten Anträge und ich genehmigte sie, denn wir konnten alles sehr gut gebrauchen, was das Leben unserer Techniker so verlängerte, daß sich ihre Ausbildung wirklich lohnt. Ich erzählte Jender davon was für ein kofusese Zeug Prinz Talis als vierjähriger dazu gesagt hatte.
"Damit hat er ziemlich genau meine Gefühle dazu wiedergegeben, als ich durch die schlechteren unter meinen Klassenkameraden als Zehnjähriger das erste mal damit konfrontiert wurde, was diese Operationen wirklich bedeuten. Das sind ziemlich intensive Gefühle und sie sind wirklich sehr konfus. Schließlich wußte ich ab dem Zeitpunkt, was für eine Quälerei die Operationen sind und konnte mir trotzdem nicht ernsthaft wünschen, keine Implantate zu bekommen." antwortete Jender.
Als ich dann nachforschte, welcher Idiot diese zentral wichtige Forschung blockiert hatte, stellte ich fest, daß erschreckend viele Leute fanden, daß wenn die Techniker eine Verbesserung für sich wollen, das allein schon Grund genug ist, ihnen das zu verweigern, da kann das aus so vielen anderen Gründen wichtig und notwendig sein wie es will. Ich erzählte davon.
"Na dann haben sie eine kleine Kostprobe von dem bekommen, was wir tagtäglich erleben." antwortete Jender und schien das witzig zu finden, "Allerdings verstehe ich dann nicht, warum es sie dann noch wundert, wenn sie dann mal merkten, daß wir sie bei jeder Gelegenheit umgehen. Irgendetwas muß das in Menschen kaputtmachen, wenn sie anderen gegenüber rücksichtslos sind, um selber zu überleben."
Ich stimmte zu.
"Wie Diras Leute denken, muß der gesunde Zustand sein, wie Menschen eigentlich wären." fuhr er in einem sehr nachdenklichen Tonfall fort.
Als ich ihn fragte, warum er über dieses Thema lacht, meinte er:
"Ach weißt du, es gibt Dinge, über die kann man nur lachen oder weinen und ich will nicht mein ganzes Leben weinen."

Kersti

Fortsetzung:
F1491. Jender LZB99-950-41: "Dann habe ich jetzt einen verdienten schwarzen Fleck in eurer Akte?" fragte Diro von Karst

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben