erste Version: 11/2019
letzte Bearbeitung: 6/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Verhandlungen mit Glühwürmchen

F1523.

Meine Unzufriedenheit begann, als ich den Schlachtplan sah

Vorgeschichte: F1730. Treron XZB12-5-13: Ich merkte bei der Ankunft am Treffpunkt mit der Hauptarmee, daß die Freigeborenen eine Möglichkeit gefunden hatten, Dira und den Rest ihrer Besatzung zur Weißglut zu bringen
F1776. Theorn Tiger: Tharr schien den König und seinen Sicherheitschef für Jugendliche zu halten, die ihre Pubertät noch nicht hinter sich haben

Dira von Leuenhorst erzählt:
Diesmal lief alles wie geschmiert. Nicht nur, daß das Schiff innerhalb von 24 Stunden neu verproviantiert war, und daß Tharr mit uns besprochen hatte, was wir an Material brauchten, um so schnell wie möglich weiterarbeiten zu können. - Wir hatten zwar prinzipiell gelernt alles zu bauen, was wir zum Schiffbau brauchen, aber es gab natürlich, wie das bei so etwas immer der Fall ist, Lieferengpässe und wenn wir, das wo wir in der Produktion hinterherhinken, einfach geliefert bekommen, sind die nächsten zehn Schiffe zwei Monate früher fertig. Das Schiff, das alles liefern sollte, war schon fertig beladen und nachdem drei Änderungswünsche berücksichtigt waren, flog es gleichzeitig mit uns in die andere Richtung ab. Er sprach ab, daß die gesamte Flotte zu dem Planeten geschickt werden sollte, von dem aus uns die Echsen am stärksten bedrohen und die bis zur Rückkehr neu gebauten Schiffe zur Zuchtstation geschickt werden sollten, um dort mit den Zuchtmenschenschiffen zusammenzutreffen und sich mit den anderen Neubauten zu vereinigen. Die Flotte sollste dann direkt danach den nächsten Angriff fliegen, während die beschädigten Schiffe der anderen Flotte repariert und durch Neubauten ergänzt werden.

Als ich dann beim König ankam, las der sich den Vertragsentwurf mal kurz durch, unterschrieb ihn, erklärte den Diplomaten, die nicht mit in den Krieg sollten, daß er ihnen für den Rückflug ein Kurierschiff zur Verfügung stellen würde und dann war ich schon unterwegs.

Meine Unzufriedenheit begann, als ich den Schlachtplan sah. Das Dingen war regelrecht absurd. Zunächst einmal war die Aufklärung definitiv nicht genau genug gewesen und das obwohl die technischen Möglichkeiten unserer Verbündeten durchaus für eine bessere Aufklärung hätten sorgen können, als wir normalerweise zustande bekamen. Aber nein, irgendjemand hatte es für völlig unnötig gehalten, die Drohnen dahin zu fliegen, wo eventuell etwas Interessantes zu sehen sein könnte. Doch selbst wenn von von der vorhandenen Aufklärung ausgeht, war die Planung, die darauf aufbaute - einfach keine Planung. Sie hatten in regelmäßigen Abständen Absetzpunkte eingezeichnet, ohne zu berücksichtigen, welche natürlichen und künstlichen Strukturen die Fußsoldaten als Deckung nutzen könnten.

Ich setzte mich also mit meinen Offizieren zusammen und überarbeitete alles so, daß es die Bezeichnung Plan verdiente. Dann wollte ich die Verbesserungsvorschläge mit den Vorgesetzten besprechen, doch niemand war bereit, drei Worte mit mir zu wechseln. Nein, nein, so wie er wäre, wäre der Plan schon eine runde Sache.

Wir dachten, wir wüßten jetzt schon, warum sie zu wenige Leute haben und entschieden, daß wir jedenfalls nach unseren eigenen Plänen arbeiten würden. Das konnte die Sache nur verbessern.

Dann kamen wir an den Punkt, wo wir uns mit den Zuchtmenschen treffen sollten. Auch an diese Schiffe sandte ich den Vorschlag, für eine Verbesserung des Plans. Wir erhielten zwei getrennte Antworten, eine arrogante Ablehnung, wie wir sie bisher schon von jedem anderen Schiff bekommen hatten und sehr höfliche Bitte, wir mögen bitte um technischen Beistand verbunden mit körperlicher Schwerstarbeit für irgendeinen echtes oder vorgeschobenes technisches Problem bitten, der technische Beistand wolle die Pläne mit uns besprechen. Ich war irritiert aber beantwortete die Bitte, die ich nur so verstehen konnte, daß da wohl jemand mit dem Kapitän gar nicht einverstanden war, indem ich tatsächlich um technischen Beistand bat und schnell etwas vorschob, was man nicht auf die lange Bahn schieben konnte.

Ein Beiboot legte vom Zuchtmenschenschiff ab, legte bei uns an und drei Menschen kamen heraus. Zwei davon waren ausgesprochen muskulös und untersetzt gebaut und glichen sich bis hin zu dem bartlosen Gesicht wie ein Ei dem anderen. Am Namensschild erkannte ich Treron, der schon damals, als wir auf dem Zuchtmenschenschiff gewesen waren, ein Unteroffizier gewesen war. Jetzt war er einige Ränge höher aufgestiegen: Er war erster Offizier der Thorion. Einer war sehr zierlich und sah aus, als hätte man einen zu großen Kopf auf einen zu kleinen Körper gesetzt. Das war einer dieser gezüchteten Techniker. Ich begrüßte alle drei und lud sie auf die Brücke ein.

"Wie, es gibt hier keine echte Arbeit zu tun, die unbedingt erledigt werden muß?" fragte der Zierliche amusiert.
"Nein, selbstverständlich nicht, so kurz vor einer Schlacht, ist jede Schraube drei mal kontrolliert, ob sie vielleicht einen unnötigen Kratzer hat." antwortete mein technischer Offizier.
"Seien sie bitte nicht beleidigt, ich habe nur von den werten Kollegen unseres eigenen Sternenreiches auf ihr Schiff geschlossen und offensichtlich kommt man mit dem Verfahren zu völlig falschen Ergebnissen." sagte der Ingenieursoffizier des Zuchtmenschenschiffes.
Waren diese gezüchteten Sklaven so sehr daran gewöhnt, daß man alle Arbeit auf sie abschiebt?

Das Gespräch auf der Brücke begann damit, daß sie mir den Plan auf den großen Bildschirm legten und fragten, ob dies eine ausreichende Vereinfachung wäre. Ich fragte, wenn das eine Vereinfachung wäre, was denn dann das Original sei, denn einfach sah das nun wirklich nicht aus. Auf ihre Aufforderung einen beliebigen Punkt auf dem Plan anzuklicken hörte ich leichtsinnigerweise und fragte mich danach, was eine geeignete Steigerung für das Wort kompliziert war, die man hätte verwenden können, um das Ding zu beschreiben.
"Na also die Ansichten darüber was das Wort Plan bedeutet, gehen in dieser Sternenflotte offensichtlich sehr weit auseinander!" sagte ich und zeigte, was mir zuerst als Plan vorgelegt worden war.
"Das kennen wir. Kann man nichts mit anfangen, aber wenn man den Kapitänen etwas vorlegt, was komplexer ist, als das, treten sie in Streik. Bei der Variante, die wir diesmal als Vereinfachung ausgewählt hatten, haben wir versucht, etwas vorzulegen, das ungefähr so komplex ist wie ihr eigener Plan, da wir befürchtet haben, sonst nicht verstanden zu werden, aber nicht mehr vereinfachen wollten als nötig." erklärte er.

Wir unterhielten uns viele Stunden über Details des Plans, sprachen ab, wie wir uns verständigen würden, sollten wir auf Alternativpläne ausweichen müssen und klärten auch sonst alles, was man für eine anständige Vorbereitung auf eine solche Schlacht braucht. Nachher war ich hochzufrieden. Das war wahres Können!

Kersti

Fortsetzung:
F1524. Dira von Leuenhorst: Die Kapitäne interessierten sich nicht genug für die Schlacht, um zu merken, daß die Kriegssklaven den Plan geändert hatten. Sie schrieben den Erfolg ihrer eigenen Genialität zu.

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben