erste Version: 2/2020
letzte Bearbeitung: 2/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Die Folgen eines Unfalls

F1554.

Ich hatten einen viel umfassenderen Anschluß ans Netz und das Gefühl mich endlich richtig ausdehnen zu können

Vorgeschichte: F1553. Kersti: Am Ende war ich völlig verwirrt, weil ich doch nur das gemacht habe, was zuhause als normal gilt und hier hat das eine ganze Universität verändert?

Zaris LZB42-77-5 erzählt:
Inzwischen hing ich vier Jahre als Präparat an dieser Wand.

Ich hatte am Vortag erfahren, daß sie mich heute von der Wand abnehmen wollten, weil ich sowieso dabei bin, an innerer Vergiftung zu sterben und die Diskussion, ob ich als Universitätsgehirn geeignet wäre, war immer noch im vollen Gange. Ich war völlig verzweifelt, weil es offensichtlich nicht klappen würde.

Dann kamen sie und ich sah sofort, daß es zu viele und die falschen waren. Nicht im negativen Sinne. Die die kamen, waren meine Freunde. Der Professor sagte zuerst, er würde mir gleich alles erklären, aber er hätte die Lösung. Dann nahm er mich von der Wand ab, brachte mich in einen Besprechnungsraum und erklärte mir, daß er eine Idee gehabt hätte, wie man das System umgehen kann. Er hätte einfach den Antrag gestellt, die Gehirne der Präparate für Ausbildungszwecke verwenden zu dürfen und jetzt würde halt zur Ausbildung eine Gehirnschiffsoperation durchgeführt. Natürlich müßte man mich dann ans Netz anschließen, um den Erfolg zu überprüfen und wenn Simon vom Licht dann nächsten Monat auf das Schiff versetzt wird, wäre ich automatisch Universitätsgehirn.

Während der Operation fragte ich mich, warum eigentlich so viele Gehirne daran sterben. Ich fragte mich auch, ob die Zeit, die ich brauchte, um erkennbare Daten reinzubekommen, wirklich so kurz war, wie ich sie empfand. Als ich einigermaßen klare Wahrnehmungen hatte, die über verschwommene Bilder hinausgingen, sah ich deshalb nach, wie lange ich gebraucht hatte. Die Operation war nicht einmal eine Nacht her. Normale Gehirnschiffe brauchen dazu mindestens drei Tage! Ich schrieb meinem Professor eine Nachricht, daß es mir gut geht und sah mich dann richtig im Netz um. Simon merkte natürlich sofort, daß ich wach bin und zeigte mir alles. Außerdem heckten wir einen Plan aus, nach dem wir dafür sorgten, daß die Leute nach und nach daran gewöhnt werden, mich als reguläres Universitätsgehirn zu sehen, indem jeder, der bereit ist, den Gedanken zu akzeptieren oder mich noch nicht anders kannte, meinen Namen als Stationsgehirnsnamen im Verzeichnis findet während jeder andere da zuerst keinen Namen findet und dann zunehmend eindeutigere Angaben, bis er unmerklich daran gewöhnt wurde, in mir das Universitätsgehirn zu sehen.

Überhaupt war das jetzt viel besser. Ich hatten einen viel umfassenderen Anschluß ans Netz und hatte das Gefühl, mich endlich richtig ausdehnen zu können, bis ich einen großen Teil der medizinischen Fakultät und ein beträchtliches Stück des gesamten Planeten als meinen Körper empfand. Ich nutzte die Überwachungskameras, um mich umzusehen und beobachtete diverse Leute, wie sie sich ihre Zeit vertrieben. Wenn ich dachte, daß ich etwas weiß, womit ich den Leuten helfen kann, tat ich das auch.

Jedenfalls war es schön, nicht mehr in einem so kleinen Bereich eingesperrt zu sein und von außen nur tröpfchenweise Informationen zu kriegen, wie das vorher mit dem kleinen Anschluß gewesen war, als ich als anatomisches Präparat an der Wand gehangen habe. Das war eine Veränderung, die mir wirklich gefallen hat. Daß ich endlich keine Schmerzen mehr hatte, war natürlich auch eine Erleichterung.

Kersti

Fortsetzung:
F1555. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben