F1620.

Vor meinen Freunden konnte ich natürlich unmöglich zugeben, daß ich Angst hatte, dann hätten sie jeglichen Respekt vor mir verloren

Vorgeschichte:
F1794. Diro von Karst: Das vorhergehende Schiff hatte mir besser gefallen
F1621. Tharr vom Licht: Viele meiner Untergebenen waren Kriminelle, die mehrfach versucht haben, mich zu beseitigen, daher würde ich ihnen eben ihre eigene Medizin zu schmecken geben

Diro von Karst erzählt:
Ich saß im Wartesaal und wartete auf die Ankunft meines Schiffes. Zwei meiner Freunde waren ebenfalls da. Eigentlich hatte ich Angst, denn das Schiff, auf dem ich als Offizier dienen sollte, war die Thorion und die XZB12-Kriegssklaven, die damit transportiert wurden, galten als bösartige Raubtiere. Wenn man einmal ein bißchen unvorsichtig ist, bringen sie einen sofort um. Vor meinen Freunden konnte ich natürlich unmöglich zugeben, daß ich Angst hatte, dann hätten sie jeglichen Respekt vor mir verloren. Also gab ich ihnen gegenüber damit an, was ich für Pläne geschmiedet hatte, die Kriegssklaven fertigzumachen.

Um ehrlich zu sein - ich hatte zwar alle möglichen Pläne geschmiedet - aber das war auch, weil ich richtig Angst hatte. Es heißt nämlich, daß die Kriegssklaven Stahlschotten mit den Händen verbiegen können und es ihnen gar nichts ausmacht an ein Hochspannungskabel zu fassen. Außerdem sollen sie sehr schwer umzubringen sein, weil sie zwei Herzen haben. Ich erzählte, daß ich das alles für Märchen halten würde, aber sicher war ich mir nicht. Was man über die XZB12s so hörte war so eine abstruse Mischung an Märchen und Wahrheit, daß man es nicht auseinandersortiert bekommt. Und was man über sie lesen kann, war zu harmlos im Vergleich zu der Zahl der Todesfälle, die entweder unerklärliche Betriebsunfälle oder die Tat der Kriegssklaven sind - je nachdem, wen man fragt. Da ich weiß, was ich so alles zu Betriebsunfällen deklariert habe, gehe ich davon aus, daß letztere Erklärung richtiger ist. Dann war mir aber unklar, wie eigentlich hinter Stahlschotten eingesperrte auf Körperkraft gezüchtete Sklaven, die keinen Computerzugang hatten, das hinbekommen sollten. Und damit ist man dann wieder bei den magischen Erklärungen, die sehr wahrscheinlich trotzdem falsch sind.

Vorne saß Tharr vom Licht und erzählte, daß wir schön lieb zu seinen Sklaven sein sollten. Ich weiß nicht, wie er zu dem weichlichen Gefasel kam. Jedenfalls merkte man ihm seine sklavische Herkunft sehr deutlich an, wenn er so redete und er hatte offensichtlich noch immer nicht begriffen, wie es in der Welt zugeht. Dabei hatte ich bei einer meiner früheren Fahrten schon einmal versucht, ihn durch einen Betriebsunfall aus dem Weg zu räumen, weil er einfach zu schnell befördert worden und für den Posten vorgeschlagen war, den ich haben wollte. Den hatte er damals aus rätselhaften Gründen überlebt und auch kein anderer Sklave war dabei umgekommen. Er hatte aber nicht einmal den Verdacht gehabt, daß ich etwas mit dem Unfall zu tun gehabt haben könnte, den er gerade so verhindert hatte. Dann hatte man aber einen Vorwand, um ihn auf die Thorion zu versetzen, wo man hoffen konnte, ihn so loszuwerden. Tharr überlebte zehn Jahre der Thorion, was beinahe ein Rekord ist. Ich vermute, er hat sich einfach versteckt.

Irgendwem mußte Tharr schon wieder in die Quere gekommen sein, denn er war diesmal als Kapitän auf die Thorion versetzt worden. Und bisher war jeder, dem das passiert ist, nachher tot. Wenn er wüßte, wo sein Platz ist und nicht ständig Bevörderungen bekommen würde, würde ihm das nicht so leicht passieren. Er war vielen ein Dorn im Auge.

Andererseits bestand natürlich eine sehr gute Chance, daß wir ihn dann endlich los sind.

Kersti

Fortsetzung:
F1622. Diro von Karst: Tharr vom Licht hatte sogar verboten, den Strafer zu benutzen

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben