Von zu Hause aus dem königlichen Palast war ich es gewöhnt, Rechte zu haben
Vorgeschichte:
F162.
D
Tharr vom Licht erzählt:
Von zu Hause aus dem königlichen Palast war ich es gewöhnt, Rechte zu haben. Ich war als Sklave aufgewachsen, daher war ich als Säugling kastriert worden und hatte nur das bekommen, was jeder bekommt: Kleidung, Essen, Schulbesuch. Ich hatte stundenweise zu arbeiten begonnen, sobald ich in die Schule kam. Außerdem war es eine Selbstverständlichkeit, daß jeder Ärger bekam, der den Strafer gegenüber einem Sklaven benutzte, der nichts ausgefressen hatte. Es war auch klar, daß wir ein Stipendium bekamen, wenn wir wirklich gute Noten in der Schule hatten.
Irgendwann hatte ich dann mein Stipendium in der Tasche, besuchte eine Universität und stellte fest, daß in der Welt Recht und Gesetz nicht gelten. Gut war, daß die Stipendiaten alle in demselben heruntergekommenen Wohngebäude lebten, an dessen Türen eine regelmäßige Wache eingerichtet war, die jeden kontrollierte. Wir haben Gäste eingeladen, aber wenn jemand mitgebracht wurde, der auf unserer internen schwarzen Liste stand, wurde der an der Tür mit der Begründung abgewiesen, Gäste seien nicht erlaubt.
Das Studium war jedenfalls noch einigermaßen anständig. Da ich mich zum lernen in unseren eigenen Studiensaal zurückziehen konnte, hatte ich meine Ruhe dabei.
Außerhalb dieser Gebäude stellte ich ziemlich schnell fest, daß ich die praktischen Kampfausbildungen besser sehr ernst nehmen sollte. Zum einen waren die Trainingshallen und Plätze sowieso mit die sichersten Orte der Universität, denn im praktischen Kampf waren normalerweise Leute aus einfachen Verhältnissen Lehrer, die sich irgendwie hochgearbeitet hatten. Außerdem lernt man dort wie man Angriffe und Fallen erkennt, bevor man in sie hineingelaufen ist und was man macht, um nicht verletzt zu werden, wenn sich dauernd jemand findet, der meint, einem Fallen stellen zu müssen.
Diese Fähigkeiten braucht man dann, wenn man die Vorlesungen besucht. Auch in den Vorlesungen herrschte eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Leider waren nur die Sitzplätze der Adelingen bewacht und während Adelige die Vorlesungssääle jederzeit außerhalb der Vorlesungen besuchen durften, war uns das unter dem Vorwand verboten, wir würden sonst Bombenattentate auf die armen unschuldigen Adeligen machen. Sie hätten das natürlich verdient gehabt, denn wir untersuchten unsere eigenen Sitzplätze sehr sorgfältig auf lebensgefährliche Fallen, bevor wir uns setzten. Es gab trotzdem einzelne Tote unter den Stipendiaten.
Ich hatte jedenfalls den zweitbesten Studienabschluß meines Jahrganges.
Als ich dann meine erste Stelle auf einem Kriegsschiff hatte, war meine kleine Kammer genauso eingerichtet und im selben Gang wie die einiger Adeliger und das war eine deutliche Verschlechterung. An der Universität hatten wir zwar in Mehrbettzimmern übernachtet, während Adelige Einzelzimmer hatten, doch in unsere Zimmer konnte niemand hineingelangen, den wir dort nicht haben wollten. Im Schiff war nicht einmal vorgesehen, daß ich die Tür wirklich verschließen konnte. Glücklicherweise hatte ich in den Vorlesungen zur Schiffstechnik aufgepaßt und konnte daher etwas daran machen, so daß ich die schriftliche Arbeit in Ruhe machen konnte, ohne daß jemand die Tür öffnen und mir ein Messer in den Rücken stechen kann.
Wenn ich die winzige Kammer, in der man gerade genug Platz zum stehen oder sitzen hatte, aber nicht einmal zwei Schritt gehen konnte, verlassen habe, befand ich mich auf feindlichem Gebiet. Anders konnte man das nicht sagen. Nicht jeder Mensch mit adeliger Abkunft ist kriminell, aber die Kriminellen, die es gab, gaben sich größte Mühe, alle anderen zu tyrannisieren und hatten damit auch Erfolg.
Direkte Vorgesetzte waren ebenfalls ein Problem, aber der Kapitän holte mich auf die Brücke, weil er jemanden brauchte, der seine Arbeit wirklich beherrscht, was bei den meisten Adeligen nicht der Fall war. Ich mochte den Kapitän nicht, denn er war mir gegenüber auf eine schleimige Art freundlich, während er jeden, den er nicht unbedingt brauchte, herablassend behandelte. Meine Situation verbesserte sich durch die damit verbundene Bevörderung nicht, denn sie weckte Neid bei den fauleren Kollegen.
Glücklicherweise wurde ich nach kurzer Zeit von einem Vorgesetzten aus einfacheren Verhältnissen in deren Sozialraum eingeladen. Eigentlich hätten den jeder betreten dürfen, aber das interessierte den jeweils höchstrangigen Offizier dort nicht, denn auch hier gab es schwarze Listen, nach denen jeder des Raumes verwiesen wurde, der einen niedrigeren Rang hatte als der Aufsichtsführende. Der andere Sozialraum gehörte den Kriminellen. Dort wurde jeder von einfacher Herkunft des Raumes verwiesen, als wenn irgendjemand mit für fünf Pfennig Verstand deren Gesellschaft suchen würde.
Fortsetzung:
F1626. Tharr vom Licht:
Wenn man einen Anschlag verhindert, bei dem ein Teil des Schiffes in die Luft geflogen und gut ein Dutzend einfache Mannschaftsmitglieder umgekommen wären, ist das ein strafwürdiges Verbrechen