F1631.

Tharr wirkte verbittert, stachelig und arrogant

Vorgeschichte: F1630. Tharr vom Licht: Ich stellte fest, daß selbst der König schleimig sein kann

Der König, Tiro vom hohen Licht erzählt:
Tharr wirkte verbittert, stachelig und arrogant. Er war schon ein wenig diplomatisch mir gegenüber, aber eben nur ein wenig. Da ich als König aber hatte lernen müssen, wie ein Diplomat zu denken, hätte er mir genauso gut direkt ins Gesicht sagen können, daß er mich nicht ausstehen kann, keine Lust auf die Aufgabe hat, die ich ihm zugewiesen habe und daß ich mir die Bevörderungen, die ich ihm deshalb verpaßt hatte, in den Arsch schieben könne.

Andererseits hatte ich ihn auch nicht herbefohlen, weil ich auf der Suche nach einem Diplomaten gewesen wäre und die Bevörderungen waren nicht gewesen, damit er sich gebauchpinselt vorkam. Ich hatte ihn hergeholt, weil ich ihn brauchte.

Ich hatte jemanden gesucht, bei dem ich mir sicher sein konnte, daß er nicht meinen letzten Sohn umbringt und das auch keinem anderen erlaubt. Ich wollte jemandem, der sich auch von einem Prinzen nicht auf der Nase rumtanzen läßt und ihm beibringen kann, was ein König können muß. Nicht alles - für Diplomatie braucht es wohl einen anderen Lehrer - aber die grundlegenden menschlichen Qualitäten, die notwendig sind, um aus einem Irrenhaus wieder einen funktionierenden Staat zu machen. Das hatte ich am Anfang meiner Regierungzeit versucht, aber dummerweise auf halber Strecke jede Hoffnung verloren und jetzt war alles wieder so, wie es vor Beginn meiner Arbeit gewesen war.

Tharr hat am Fließband Kriminelle in den Griff bekommen, mit denen niemand anders fertig geworden ist und dafür gesorgt, daß keiner auf seinem Schiff dabei ernsthaft Schaden nahm. Diese Kriminellen stammten durchweg aus einer höheren Gesellschaftsschicht als er und sie waren danach bereit, durch nützliche Arbeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Er hat aber auch seine untergebenen Offiziere so weit gebracht, daß sie sich zumindest als zusammenhängende Mannschaft nicht mehr von Kriminellen auf der Nase herumtanzen ließen. Das heißt, er hatte sowohl die moralischen Grundsätze, die ich brauchte, als auch die Fähigkeiten.

Eine weitere positive Nachricht war: Er hatte die Tage, bis ich für ihn Zeit hatte, offensichtlich ohne daß ihn Sim dazu drängen mußte, genutzt, um Erkundigungen einzuholen, so daß er mir einen ausgearbeiteten Plan vorlegen konnte, wie er seine Aufgabe als mein Sicherheitschef zu erfüllen gedachte. Ein bißchen amusant wirkte auf mich, daß er mir gegenüber den Eindruck vermittelte, er wolle dominant auftreten, auf seine künftigen Untergebenen aber eher kollegial zugegangen war und sie nach Änderungswünschen gefragt hatte. Tatsächlich war ich überzeugt, daß er beides konnte und beides auch bei Bedarf anwendet. Wie hätte er sonst mit mehr als einem Haufen Krimineller fertigwerden sollen, ohne daß auch nur einem etwas passiert? Wahrscheinlich war ihm nicht klar, daß ich beide Darstellungen zu hören bekam.

Was immer er gemacht hatte, um Diro vom Karst die kriminellen Neigungen auszutreiben, hatte funktioniert. Er war dabei nicht in die Einzelheiten gegangen, erklärte mir aber, daß er ihm damals schlicht eine Heidenangst eingejagt hätte und das wäre wesentlich einfacher, als ihm wirklich beizubringen, warum Mord und Totschlag überhaupt nicht funktionieren und wie man wirklich regiert. Dabei gäbe es zudem das Problem, daß er selbst davon ja einiges erst noch lernen müßte, da er ja bisher wüßte, wie man ein Schiff führt aber ganz bestimmt noch nicht versucht hätte, einen Staat zu regieren und auch sehr froh wäre, daß er kein legitimer Prinz ist, da er wüßte, was mit seinen Halbbrüdern passiert ist und das bräuchte er wirklich nicht. Jedenfalls würde er sich auf jeden Fall auch bei dem Prinzen Respekt verschaffen und das könnte auch die Form annehmen, daß er ihm eine Heidenangst einjagen würde. Ich würde ja wissen, daß er nicht zugelassen hätte daß es unter seinem Befehl zu Todesfällen komme, obwohl er gerade Diro absolut nicht ausstehen konnte, da dieser mal an einem Mordanschlag auf ihn selbst beteiligt gewesen sei.

Ich wandte mich nach dem Gespräch an Sim und fragte ihn, ob er glaubte, daß Diro wirklich an einem Mordanschlag auf Tharr beteiligt gewesen sei. Er verglich die Dienstakten und meinte, daß das durchaus eine gute Erklärung für einige krypische Einträge in beiden Akten wäre. Jedenfalls hätte Tharr etwas entdeckt gehabt, was wie ein Mordanschlag wirkte, der nicht nur ihm das Leben gekostet hätte sondern der ganzen Arbeitsgruppe, mit der er gerade zusammenarbeitete. Er hatte das gemeldet und war danach auf die Thorion strafversetzt worden, auf der er dann zehn Jahre gedient hätte. Kaum wäre er wegversetzt worden, hätte er diese Bemerkung gemacht, die dazu geführt hätte, daß er als Kapitän auf die Thorion geschickt worden sei. Tharr hätte das nicht gesagt, aber offensichtlich hätten ihm die XZB12s geholfen, sich auf dem Schiff durchzusetzen. Ich fragte Sim, wie er auf den Gedanken kam und was die Sklaven davon haben könnten. Mein Sicherheitschef zeigte mir daraufhin, daß Tharr sich bei diversen Gelegenheiten für die Kriegssklaven eingesetzt hatte und daß ja außerdem danach keine Todesfälle mehr vor der Schlacht aufgetreten seien.

Kersti

Fortsetzung:
F1632. Diro von Karst: Ich las meine Versetzung und fragte mich, warum ich eigentlich immer Tharr vor die Nase gesetzt bekam

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben