erste Version: 2/2020
letzte Bearbeitung: 2/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Kriminelle Adelige und tödliche Sklaven

F1637.

Tatsächlich erkenne ich Diro kaum wieder

Vorgeschichte: F1636. Der Prinz, Turin vom hohen Licht: Während mein Vater sich früher nicht für mich interessiert hatte, meckerte er jetzt ständig an mir herum

Turin vom hohen Licht erzählt:
Ich war nicht außergewöhnlich fleißig gewesen, als ich ein Kind war, aber die Lehrer hatten mich schon so weit gebracht, daß ich anständig gelernt habe. Erst die Uni hat mich völlig aus dem Gleis geworfen, weil dort scheinbar nur Kriminelle unterwegs waren. Die von der adeligen Sorte. Es wurde zwar immer - ohne jegliche Beweise, die klar genug gewesen wären, um einen Täter dingfest zu machen - behauptet die einfachen Leute würden die Mordanschläge machen. Ich hatte nicht den Eindruck, denn damals haben mich gelegentlich Studenten aus einfachen Verhältnissen mit in ihr Wohnheim genommen. Ich weiß nicht, warum ich da reindurfte, denn viele Adelige wurden mit der Begründung von der Wache dieser Wohnheime abgewiesen, Besucher wären nicht erlaubt.

Ich bin im Studium nie abgewiesen worden, wenn mich einer der Studenten, die sich ein Stipendium verdient hatten, mit in sein Wohnheim genommen hat und ich habe mir bald angewöhnt, dort meine Hausaufgaben zu machen, weil es dort viel friedlicher zuging und niemand Angst haben mußte, von hinten erstochen zu werden. Als ich das nach Hause schrieb, überwies der König einen größeren Betrag an das Wohnheim, wo ich immer meine Hausaufgaben machte und dort wurden die Hausaufgabenräume so modernisiert, daß die technische Ausstattung so gut war, wie in dem Wohnheim, wo ich lebte. Außerdem wurde die zugehörige Mensa besser ausgestattet, so daß ich mir angewöhnte, auch dort zu essen. Es ist ja schön und gut, wenn man nur Luxusnahrungsmittel serviert werden, aber wenn ich mich da wenigstens darauf verlassen kann, daß ich nicht vergiftet werde, ziehe ich die einfachen Malzeiten der Studenten aus einfachen Verhältnissen vor.

Bei den Prüfungen stellte ich dann fest, daß die Noten ungerecht waren. Für dieselbe Punktzahl, für die ich eine schlechte eins bekam - meine häufigste Note - bekamen die einfachen Studenten eine zwei. Zuhause war das nicht so gewesen und ich sagte, daß ich das auch nicht richtig fand.

Als ich dann zur Armee kam, wurde es schlimmer, denn es gab dann den Schutzraum der Wohnheime für einfache Studenten nicht mehr. Aber dann habe ich Diro kennengelernt. Der war zwar ein gruseliger Typ, aber ich glaube schon, daß er mich mochte, denn er hat mir beigebracht, wie man überlebt und ich glaube ehrlich, daß ich nicht mehr am Leben wäre, wenn er mir da nicht geholfen hätte.

Als Diro dann zur Thorion versetzt wurde, dachte ich, ich sehe ihn nie wieder, denn man hört ja so einiges über das Schiff. Ich sollte mich täuschen. Auf der Fahrt kam niemand um, der nicht in der Schlacht selber verletzt wurde. Das blieb auch die nächsten Fahrten so, auch wenn sich niemand erklären konnte, wie mein älterer Halbbruder Tharr das hinbekommen hat.

Nun - und einige Jahre später war Tharr dann am Palast und sollte mir wohl genau das erklären, denn ich war jetzt der einzig überlebende Königssohn und Trohnerbe. Zum Überleben hatte es gereicht, Diro kennenzulernen und von ihm zu lernen, wie man das Leben unter Kriminellen überlebt. Daß das nicht reicht, wenn man König ist, ist natürlich klar. Da braucht man eher Tharrs rätselhafte Fähigkeiten, Kriminelle in den Griff zu bekommen. Und offensichtlich hatte das ja sogar Diro gefallen, der sonst immer so verächtlich über jeden geredet hatte, der wirklich arbeitet. Dabei hätte auch ihm klar sein müssen, daß ein Schiff nicht ohne fleißige Techniker fliegt, die es in Ordnung halten.

Tatsächlich erkenne ich Diro kaum wieder. Früher hatte er sich jedesmal, wenn ich zu ihm hereinkam, den nächsten Streich ausgedacht gehabt, mit dem er irgendwem einen Denkzettel verpassen wollte. Jetzt sah ich ihn jedes mal irgendeine Arbeit tun, wenn ich in sein Zimmer kam und er erklärte mir, er hätte nicht so viel Zeit, denn wenn er das nicht bis morgen schafft, wäre Tharr nicht zufrieden.

Schließlich fragte ich ihn, warum er sich eigentlich solche Mühe geben würde, Tharr zu gefallen, wenn er bei unserer ersten Begegnung so schlecht über ihn geredet hatte.
"Ach da war ich doch kaum eine Woche hier und ich habe ich ihn doch noch gar nicht richtig gekannt. Und jetzt stelle ich fest, daß er ganz anders ist, als ich früher immer gedacht habe." antwortete er.
Dann dachte ich daran, daß ich Tharr ja noch von ganz früher kannte, als ich ein kleines Kind gewesen war. Ich fand ihn damals immer gemein weil er so Sachen gesagt hat, wie daß ich nicht immer den König spielen darf, weil König nur jemand sein kann, der schon gelernt hat wie man einen Staat regiert und dafür wäre ich viel zu schlecht in der Schule. Ich habe ihn gefragt, wie er denn so etwas behaupten kann, schließlich würde ich Privatunterricht bekommen und er könnte deshalb gar nicht wissen, wie gut oder schlecht ich in der Schule bin.
"Ja. Aber ich sehe doch, wie viele Rechenfehler du immer machst, wenn du was ausrechnen willst. Wer so schlecht in der Schule ist, kann höchstens Prinz spielen." antwortete er.
Ich habe mich dann beim Sim beschwert, der mir viel eher zuhörte als mein Vater und außerdem auch manchmal etwas sagte, wenn mich die anderen Kinder geärgert haben. Doch der meinte nur, daß Tharr völlig recht hat. Ein König muß sehr viel können, sonst gibt es bald keinen Königreich mehr oder er ist sehr schnell tot. Das fand ich damals richtig gemein. Inzwischen denke ich, daß das zwar keine nette Erziehungsmethode war, aber dadurch hatte ich wenigstens gelernt, daß ich auch mit Sklaven so umgehen muß, daß sie gerne mit mir spielen wollen und das war wohl der Grund, warum ich in den Wohnheimen der Stipendiaten ein geduldeter Gast war. Außerdem habe ich auch auf die Ratschläge der einfachen Studenten gehört, und das praktische Kampftraining ernst genommen, wo man eben auch lernen konnte, wie man lebensgefährliche Fallen rechtzeitig erkennt. Ich weiß nicht, ob ich ohne das das Studium überlebt hätte.

Tharr war jedenfalls in meiner Kindheit sehr beliebt unter den anderen Kindern gewesen und im eigentlichen Sinne gemein war er auch nicht. Für ihn war ich halt einfach eines von vielen anderen Kindern und er war einigermaßen freundlich, wenn ich freundlich war, sagte mir aber auch manchmal die Meinung. Jetzt wirkte Tharr eher verbittert, als hätte er in der Zeit auf der Uni und bei der Armee noch mehr schlimme Dinge erlebt als ich.

Kersti

Fortsetzung:
F1638. Sim vom Licht: Als ich dann weiterfragte, erzählte Diro Sachen über seinen Vater und seine Kindheit, die mir den Magen umdrehten

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben