erste Version: 7/2020
letzte Bearbeitung: 7/2020

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1654.

Offensichtlich waren mir aber Helfer geschickt worden, die sich auf der Erde, wie sie heute war, auskannten, denn den anderen war das nicht aufgefallen

Vorgeschichte: F1653. Kalar: Nach gut anderthalb Jahren, in denen er auf mich nie wirklich menschlich gewirkt hatte und nie gesprochen hatte, fragte mich Ehon plötzlich nach Datum und Uhrzeit

Khar erzählt:
Die Wachen bei Ehon waren natürlich weiterhin notwendig, aber seit er das erste mal aufgetaucht war, war Ehon beinahe durchgehend im Körper anwesend. Die Gespräche mit dem ehemals Besessenen nach einer solchen Episode sind sehr wichtig, weil sie dazu dienen, Verletzungen zu behandeln, die in der Beziehung zwischen den Menschen, die ihn bewachen und dem Besessenen entstanden sind. Als mein Vater aus den Höllen zurückgekehrt war und als ich das erste mal besessen gewesen war, hatte sich Tharon deshalb sehr intensiv um mich und Ehon gekümmert. Jetzt stellte ich fest, daß ich damit kaum Arbeit hatte. Ehon übernahm diese Betreuung selbst und begründete das damit, daß er so etwas ja schon seit Jahren machte.

Hilfe brauchte Ehon lediglich dabei, Anteile von sich selbst zu suchen, die er nicht wiedergefunden hatte. Ich gehe davon aus, daß er tatsächlich zwei Exorzismen gleichzeitig abbekommen hatte, von denen einer für Dirk gedacht gewesen war. Anders kann ich mir nicht erklären, warum er dermaßen zerrissen worden war. Man merkte ihm aber an, daß er in früheren Leben schon gelernt hatte, mit so etwas umzugehen, denn er reagierte sehr durchdacht und routiniert auf die damit verbundenen Probleme und ging sie sehr geordnet an.

Als mir vier Wochen lang keine merkwürdige Reaktion durch einen Dämon mehr berichtet worden war, entschied ich, daß er jetzt aus dem Dämonenkäfig heraus durfte und war heilfroh, daß er mir einen Teil der Arbeit abnahm.

Auch wenn Ehon zwei Exorzismen abbekommen hatte, war ich immer noch mit meiner eigenen Episode mit der Inquisition sehr beschäftigt. Ich habe keine Ahnung, wie oft sie mich damals, als ich dort gefangen und gefoltert worden war, in die Höllen geworfen hatten. Es war jedenfalls öfter als zwei mal. Ich hatte auch immer noch nicht alle Körpererinnerungen aus der Zeit gefunden - ich weiß also immer noch nicht, wer eigentlich zu manchen Zeiten im Körper gewesen war und aufgepaßt hatte, daß dem Körper nichts passiert, daher hatte ich noch nicht jeden um eine Erinnerungskopie bitten können und wußte von langen Zeiträumen nicht, was da eigentlich passiert war und wie all die Narben entstanden waren, die ich jetzt an meinem Körper finden konnte - und das waren viele!

Außerdem war ich nicht wieder völlig gesund geworden und körperlich nicht sehr leistungsfähig. Ich mußte sehr mit meinen Kräften haushalten, um all diese simplen Verrichtungen zu schaffen, die einen normalen Alltag ausmachen, so etwas wie aufstehen, anziehen, drei Schritte bis zum nächsten Zimmer gehen, essen. Es fand sich auch immer mehr als ein Körperteil, was mir aus unerfindlichen Gründen unbedingt wehtun wollte, als würden die foltern, die ich nicht mitbekommen hatte, gerade jetzt stattfinden. Möglicherweise hatte der Körper mitbekommen, daß mir gewisse Informationen fehlen und wollte mir diese so mitteilen. Wer weiß? Jedenfalls ließ ich mich von jüngeren und gesünderen Menschen bedienen, wann immer das ging und die Jungen nahmen mir das glücklicherweise nicht übel.

Und dann gab es noch die ganzen Dämonen aus und in den neu gefundenen Höllen. Klar kurz vor der Episode mit Ehon dachte ich, daß ich den Dämonenkäfig nicht mehr brauche, aber eine Situation, die mich auch ohne diese Vorgeschichte überfordert hätte, war das letzte, was ich hatte brauchen können! Daß ich ein halbes Jahr einfach nicht mitbekommen hatte, sprach doch Bände! Offensichtlich waren mir aber Helfer geschickt worden, die sich auf der Erde, wie sie heute war, auskannten, denn den anderen war das nicht aufgefallen.

Kersti

Fortsetzung:
F1359. Khar: Aber mir war das nur wie ein Stich in Herz, denn diese völlig rücksichtslos rebellische Reaktion zeigte mir, daß Geron seine Situation für völlig aussichtslos hielt