erste Version: 3/2020
letzte Bearbeitung: 3/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Kriminelle Adelige und tödliche Sklaven

F1666.

Am dritten Tag fragte ich Tharr, ob er mir den Schlachtplan zeigen kann

Vorgeschichte: F1623. Treron XZB12-5-13: Ich glaube, daß den Freigeborenen nicht klar war, wie viele der Betriebsunfälle an Bord auf unser Konto gingen

Treron XZB12-5-13 erzählt:
Ich weiß nicht, warum sie ausgerechnet bei Schlachtplan so viel Geheimhaltung betrieben, daß man jedesmal ewig suchen muß, bis man ihn findet. Andererseits wenn Tharr eigentlich kein richtiger Freigeborener war, dann konnte man ihn ja vielleicht auch danach fragen.

Am dritten Tag fragte ich Tharr, ob er mir den Schlachtplan zeigen kann. Er fragte warum und ich erklärte, daß wir möglichst viel Zeit haben wollen und mit dem Gelände zu befassen, damit wir wissen wo die nächste Deckung ist, wenn wir kämpfen. Er öffnete den Befehlsstand in unserem Bereich, lud mich ein, mit reinzukommen und rief die Karte auf. Ich merkte mir das Schlüsselwort mit dem er das aufgerufen hatte und war erstaunt, wie einfach das gewesen war. Normale Freigeborene bilden sich ein, es wäre ein guter Gedanke, die Schlachtpläne vor uns möglichst lange geheim zu halten. Ich weiß nicht, wie sie auf den Gedanken kommen. Geheimhaltung gegenüber dem Feind macht ja Sinn aber gegenüber dem, der die Schlacht für einen schlagen soll, doch nicht!

Ich sah sofort, daß die Absetzpunkte nicht ideal waren, er brauchte aber eine etwas längere Erkärung, damit er begriff, warum man die Landefähren besser ein bißchen anders landet. Dann wollte er ziemlich lange mit mir darüber reden und kam am nächsten Tag wieder und meinte er hätte den Kapitän überzeugt, das so zu machen, wie wir sagen. Ich sah ihn verblüfft an. Das hatte noch kein Offizier so gemacht! Ich probierte also aus, wie viel er von dem versteht, was wir uns seither überlegt hatten, wie man den Schlachtplan verbessern kann. Tharr war etwas intelligenter als die meisten Offiziere, die ich erlebt hatte, aber er kam mir immer noch ziemlich einfältig vor. Er redete auch ganz komisch mit mir, wie Freigeborene sonst nur mit Vorgesetzten reden und das verstand ich gar nicht. Immerhin gab er sich offensichtlich wirklich Mühe, zu verstehen, was ich von ihm will und fragte, ob auch andere bei den Planänderungen mitgeredet hatten und ob es nicht besser wäre wenn die jetzt auch dabei sind. Ich rief also ein paar von den anderen, die auch schon eine Schlacht überlebt haben. Schließlich passen nicht alle von uns in den kleinen Befehlsstand.

Bei dem Gespräch fragte er uns, ob es uns eigentlich stören würde, wenn er bei uns frühstückt. Natürlich hatten wir da nichts gegen, denn er war der erste, der auf diesen Gedanken gekommen ist und angeblich sollen Freigeborene ganz komische Sachen essen und wir sind neugierig, was das sein soll. Er brachte dann am nächsten Tag wirklich etwas komisches mit in unser Zimmer, die man Marmeladenbrote nannte und auf einer Platte war, die man Teller nennt. Ein Brot hat er selbst gegessen und eins in ganz kleine Stücke geschnitten, damit wir das auch mal probieren können und das hat ganz seltsam geschmeckt. Am nächsten Tag kam er wieder zum Frühstück, erklärte aber, daß sie ihm verboten haben, uns etwas abzugeben. Unter dem Tisch drückte er mir trotzdem etwas in die Hand, was er Süßigkeiten nannte und wir verteilen das, damit jeder eins probieren kann und hoben den Rest für die anderen auf, die auch hatten wissen wollen, wie so etwas schmeckt. Er brachte dann jeden Tag etwas Lustiges zum probieren mit.

Bei der Gelegenheit erfuhren wir dann auch, daß er als Sklave im Palast aufgewachsen war und daß er den Strafer nicht benutzt hatte, weil er fand, daß das so weh tut, daß man so etwas nur machen darf, wenn jemand ganz schlimme Dinge getan hat. Da hat er natürlich recht mit, aber diese Erkenntnis scheint fast über das Fassungsvermögen der meisten Freigeborenen hinauszugehen und sie begreifen es nur mit viel Nachhilfe. Also war er eigentlich kein richtiger Freigeborener, sondern als Sklave zur Welt gekommen. Außerdem hat er gesagt, daß er ein halber Prinz ist aber trotzdem nicht adelig. Sein Vater ist nämlich der König und Tharr hat als Kind mit den Prinzen gespielt und er mußte ihnen nicht gehorchen, weil die auch noch Kinder waren und man dort nur Erwachsenen gehorchen muß. Überhaupt muß der Palast ein ganz komischer Ort sein, denn da darf man den Strafer nicht benutzen. Wenn er vom Palast erzählt hat, hat er dauernd unbekannte Wörter benutzt, die man eigentlich nicht erklären kann wie "Baum", "Hund" oder "Katze" und dann hat er nachher Filme von Wesen gezeigt, die aussehen, als hätte man bei der Zucht ganz merkwürdige Experimente mit Menschen gemacht. Die armen Wesen haben nämlich vier Beine und gar keine Hände! Bäume sollen auch lebendig sein, aber was das sein soll, habe ich gar nicht verstanden.

Der eigentliche Test für Freigeborene ist aber, wie sie nach der Schlacht reagieren.

Kersti

Fortsetzung:
F1667. Tharr vom Licht: Als ich dann ein zweites mal losfliegen wollte, um die restlichen Verletzten zu holen, wurde mir das verboten

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben