erste Version: 3/2020
letzte Bearbeitung: 3/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Kriminelle Adelige und tödliche Sklaven

F1672.

Tharr hatte mir gesagt, daß er Treron zum Zugführer befördert hätte und ich wäre dafür zuständig, daß er damit auch Erfolg hat

Vorgeschichte: F1673. Treron XZB12-5-13: Tharr und Simon machten sich beide Sorgen um mich, aber das verstand ich nicht. Gegen die Schlacht war diese Horde an adeligen Kriminellen harmlos

Simon vom Licht, der Kapitän der Thorion erzählt:
Tharr hatte mir befohlen, den Diplomaten einen guten Eindruck von uns zu vermitteln. Dummerweise konnten sie uns sowieso nicht ausstehen, weil es bei uns Sklaverei gab und ich hatte die schlimmsten kriminellen Adeligen an Bord, die unser Reich zu bieten hatte. Es war also offensichtlich ein sehr sehr dummer Gedanke, sie ausgerechnet auf die Thorion zu schicken. Leider wäre es ein noch dümmerer Gedanke, sie auf der Station zu lassen, denn wie wackelig unser politisches System gerade war, durften sie auf keinen Fall erfahren, dann würden sie es nämlich für klüger halten, uns mal eben schnell das Genick zu brechen. Das war aber nicht die einzige unmögliche Aufgabe, die er mir zugeteilt hatte.

Wir brauchten die Zuchtsklaven als Verbündete, um unser politisches System wieder auf die Reihe zu bringen. Da ich selber als Sklave aufgewachsen war, fand ich Tharrs Idee da sehr sympathisch. Er wollte nämlich nach und nach allgemeine Rechte einführen, die jeder Mensch gleich ob Sklave oder Freigeborener hat.

Tharr hatte mir daher gesagt, daß er den Zuchtsklaven Treron XZB12-5-13 zum Zugführer befördert hätte und ich wäre dafür zuständig, daß er damit auch Erfolg hat. Ich fragte mich, wie das funktionieren sollte, wenn er ganz normal mit all den Kriminellen, die wir nach jeder Fahrt neu bekommen, auf mich warten sollte. Tharr bestand darauf, da er meinte, Treron müßte genau so behandelt werden wie alle anderen Offiziere. Als ich den Raum mit den wartetenden neuen Offizieren jedoch betrat, war ich beruhigt. Es gab keinen Toten. Nur einen adeligen Kriminellen neben der Tür, der immer noch aussah, als wolle wolle er sich vor Angst in die Hose machen. Treron saß auf seinem Stuhl und wirkte völlig entspannt. Andererseits ist das bei Treron nicht weiter verwunderlich. Er wirkt immer völlig entspannt.

Ich fragte den verängstigten Typ, warum er eigentlich nicht auf einem Stuhl sitzt, wie es ich gehört.
"Da war eine Bombe!" antwortete er
"Schon richtig", erklärte Treron mit einem amusierten Grinsen, "Als ich eintrat, glaubte er, ich hätte mich verirrt, dabei hatte er sich im Stuhl geirrt. Er hatte Glück, daß er so viel leichter ist als ich, sonst hätte die Bombe ausgelöst, als er sich gesetzt hat. Ich habe das Ding dann entschärft und rausgebracht, damit hier niemand zerfetzt wird, weil es hochgeht. Wer immer das getan hat, wird bald denken, ihm sei der Himmel auf den Kopf gefallen, aber das ist eine Täuschung, denn in Raumschiffen gibt es keinen Himmel."
Nun, das war die passende Einleitung für meine übliche kleine Rede, in der ich ihnen erklärte, daß sie diesen Kinderkram in Zukunft lassen würden und daß es ihnen auch nicht erlaubt ist, den Strafer zu benutzen, denn die Kriegssklaven sind meine eigentliche Mannschaft, mit denen ich noch viele Fahrten zu verbringen wünsche und sie nur vorübergehende Erscheinungen, denen ich hier beibringen werde, wie man sich benimmt.

Nachher erfuhr ich aus dem Überwachungsfilm, wer der Täter war und daß sich Treron einen Spaß daraus gemacht hatte, den Typ, der sich auf seinen Stuhl gesetzt hatte, zu Tode zu ängstigen, indem er ihm nicht verraten hat, daß die Bombe längst entschärft war, als er den Stuhl rausgetragen hat. Stattdessen hatte er den bedauernswerten Typ festgehalten, samt Stuhl und Bombe in die Werkstatt gebracht und ihn nicht vom Stuhl gelassen, bis der Techniker die Bombe endgültig abmontiert hatte. Die ganze Zeit erzählte er dabei Anekdoten darüber, was explodierende Bomben so alles anrichten können.

Das mit dem Himmel wurde auch wahr. Aus rätselhaften Gründen löste sich eine Deckenplatte in einem Gang, durch den der Adelige hindurchmußte, der die Bombe gelegt hatte und begrub ihn unter sich. Der Kriminelle wurde natürlich im Krankenhaus fachgerecht behandelt und erfuhr vom behandelnden Arzt aus der Ärztezuchtlinie ALB diverse gruselige Anektdoten darüber, welche Unfälle Leute ereilen, die sich mit den Kriegssklaven anlegen. Um sicherzustellen, daß ihm kein weiterer Schaden geschieht, gipste er ihn für zwei Wochen von Kopf bis Fuß ein.

Auch der Typ, der unbedingt ausprobieren wollte, ob der Stuhl eines Kriegssklaven besser ist als sein eigener, war offensichtlich nicht in der Lage, auf sich aufzupassen. Er legte sich mit Treron an, indem er ihn mit dem Strafer zu foltern versuchte und brach sich in einem Loch, das sich am Boden eines Ganges öffnete, den Knöchel. Natürlich war der Strafer entfernt worden, als Treron bevördert worden war, schließlich war er jetzt Offizier. Treron erklärte ihm bei einem Krankenbesuch, daß es schon sehr dumm von ihm sei, Treron ein Bein stellen zu wollen. Jeder könne sehen, daß jemand, der so spillerig ist, damit keinen Erfolg haben könne und sich bei dem Versuch höchstens ein Bein brechen würde. Ich glaube, daß sie sich ihre Fallen danach aussuchen, was die tollsten Sprüche ergibt. Sie sagen nachher nämlich immer so etwas, wenn sie jemand ärgert.

Die anderen Sachen waren harmloser, sie reichten aber, damit unsere adeligen Kriminellen sich von da ab benahmen.

Sie so weit zu bringen, daß sie auch ihre Arbeit tun, war weit schwieriger, denn die meisten von ihnen hatten ihre Aufgaben nicht einmal erlernt.

Ich war sehr froh, daß unter den Offizieren wie immer auch Leute waren, die eher durch ihre Kompetenz aufgefallen waren, so daß ich sie an die Stellen setzen konnte, wo man kompetente Leute braucht, während ich die ungebildeten Adeligen so weit degradierte, wie es möglich war. Noch weiter als ich es tat, ging aber nicht, da es nicht noch niedriger dotierte Stellen gab, aber eigentlich hätte man sie alle auf die Universität zurückschicken müssen, damit sie das Grundlagenwissen erst mal erlernen. Stattdessen war ich dafür zuständig, sie durch die Grundkurse zu geleiten.

Traditionell war das erste, was jeder dieser ungebildeten Lehrlinge machen mußte, daß er einmal das Lebenshaltungsystem durchprüft. Es geht dabei um die einfache Version, wo man nur die vollautomatischen Abfragen macht und nachschaut, ob es Fehlermeldungen gibt. Außerdem sagen wir ihnen vorher genau, wo im Handbuch sie das nachschauen müssen, damit sie wenigstens eine Chance haben, es richtig zu machen. Das Lebenshaltungssystem in dem leeren Gangabschnitt, wo sie das tun sollen, wird ausgestellt und das ist dann die erste Fehlermeldung, die sie bekommen, wenn sie mit dem durchprüfen anfangen. Natürlich steht im Handbuch, daß man zuerst nachschaut, ob es ausgestellt ist, daher können sie es theoretisch schaffen, das Ding wieder anzustellen, bevor man an der Luftqualität merkt, daß das Lebenshaltungssystem nicht arbeitet. Trotzdem gibt es immer wieder so Spezies, die so lange nach einem Techniker suchen, auf den sie den Arbeit abschieben können und gegen die verschlossenen Türen trommeln, bis sie wegen Luftmangel die Besinnung verlieren. Sobald das passiert ist, schaltet der überwachende Techniker die Luft wieder an, macht die Tür auf und erklärt dem Spinner, sobald der wieder wach ist, daß er sich nicht wundern müßte: Wenn man das Lebenshaltungssystem nicht regelmäßig prüft und wartet, bekommt man keine Luft. Sie nennen das operantes Konditionieren. Es bewirkt tatsächlich, daß alle so behandelten Spinner danach auf jedem Schiff, das sie betreten, erst mal das Lebenshaltungsystem prüfen.

Kersti

Fortsetzung:
F1726. Siman Wolf: Wir hatten herausfinden wollen, warum die XZB12-Kriegssklaven so unfaßlich gefährliche Fußtruppen waren

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben