erste Version: 3/2020
letzte Bearbeitung: 3/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Kriminelle Adelige und tödliche Sklaven

F1678.

Da Diro ein wandelndes Ärgernis ist, bekam ich den Auftrag, ihm auf dem Zahn zu fühlen

Vorgeschichte: F1677. Tharr vom Licht: Ich fragte die Delegation des Löwenreiches, ob sie jemanden hätten, der den Professoren einen Vortrag darüber halten könne, wie ihr egalitäres Gesellschaftssystem funktioniert
F1691. Diro von Karst: Ich wunderte mich allerdings, warum ein Gewissen mit lauter so seltsamen Gefühlen verbunden war, die ich nicht verstand

Devan XZB12-200-7 erzählt:
Es war die Meldung gekommen, daß Diro von Karst zur Station kommt und da Diro ein wandelndes Ärgernis ist, bekam ich den Auftrag, ihm auf dem Zahn zu fühlen, was er hier will. Ich sprach also mit der Küche ab, daß ich ihm die erste Malzeit vorbeibringen würde, um eine Gelegenheit zu haben, im privaten Rahmen mit ihm zu reden.

Schon als ich das Zimmer betrat, sagte er etwas, was wie eine Drohung klang, daher stopfte ich ihm mit einer passenden Antwort den Mund und stellte ihm, während ich den Tisch deckte, ein paar Fragen zu seinen Absichten. Er wirkte, als wolle er mich nach Kräften beschwichtigen, aber hatte wohl im Wesentlichen nur vor, Reichsangelegenheiten mit Tharr zu besprechen.

Bei dem Gespräch mit Tharr, was ich mir zusammen mit dem Alten, der mir den Auftrag gegeben hatte, ansah, zeigte Diro dasselbe Muster. Erst tat er, als wolle er Tharr bedrohen, nur um dann zu sagen, eigentlich wolle er doch nur, daß Tharr mehr mit dem König spricht. Tharr stopfte ihm nicht ganz so harsch den Mund wie ich, aber was er sagte, reichte auch, damit Diro sich eingeschüchtert benahm. Was ich allerdings nicht verstand war, warum er behauptete, irgendjemand hätte nett mit ihm geredet. Ich habe ihn die ganze Zeit genau überwacht und ich hätte es bemerkt wenn er außer mir mit jemandem anders geredet hätte.

Möglicherweise merkt Diro einfach nicht, wie sehr er sich daneben benimmt. Schließlich war sein Vater ein noch schlimmerer Krimineller als Diro selbst gewesen und wie herzlich die Beziehung zwischen den beiden gewesen war, konnte man daran erkennen, daß er seinen eigenen Vater vergiftet hatte. Ich selbst hatte natürlich keinen Vater, weil ich ein Clon des zwölften überlebenden Kriegssklaven war, aber ich hatte danach einige Techniker gefragt, ob sie sich vorstellen konnten, ihren Vater umzubringen und sie alle haben diesen Gedanken absurd gefunden. Außerdem sollten Freigeborene eigentlich eine viel engere Beziehung zu ihrem Vater haben, weil freigeborene Väter nicht so viele Kinder haben, daß sie gar nicht alle richtig kennenlernen können. Freigeborene Zuchtmänner haben ja häufig nur ein oder zwei Kinder.

Und dann gibt es natürlich auch Leute wie Tharr, die nicht zur Zucht vorgesehen sind und deshalb kastriert worden sind, als sie noch ganz klein waren. Aber wenn ich der alte König gewesen wäre, hätte ich Tharr zur Zucht genommen und nicht den jetzigen König, der doch deutlich dümmer ist.

Als sich die Gelegenheit ergab, fragte ich Tharr, ob er sich vorstellen könnte, seinen Vater umzubringen. Er erklärte mir, daß er das nie getan hätte, da es im Palast allgemein sehr friedlich zugegangen sei, aber er den König auch nicht besser gekannt hatte als die meisten Zuchtmenschen ihren Vater kennen. Er würde aber glauben, daß das für die meisten freigeborenen Menschen eine genauso unfaßliche Vorstellung war, wie es für uns wäre, unsere eigene Mutter umzubringen, weil sich die meisten Väter so viel um ihre Kinder kümmern, daß sie sie ungefähr so mögen wie ihre Mutter. Diros Vater wäre eben ein Krimineller gewesen und er wäre mit Diro nicht viel besser umgegangen als mit Sklaven.

Ich fragte mich, ob das sein konnte, denn Diros Vater hat sich meines Wissens regelmäßig neue Sklaven gekauft, weil er die Vorgänger zu Tode gefoltert hatte. Ich hoffe ja, daß das selbst Freigeborene nicht mit ihrer eigenen Familie machen. Dummerweise belehrte mich Tharr da eines Schlimmeren. Diros Vater hatte Diros Mutter zu Tode gefoltert und mindestens eines seiner eigenen Kinder umgebracht.

Kersti

Fortsetzung:
F1692. Diro von Karst: Und Tharr will unsrem Sternenreich ein Gewissen geben, damit niemand mehr ermordet wird und wir gute Verbündete finden

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben