erste Version: 6/2020
letzte Bearbeitung: 6/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Königssohn und Fürstensohn

F1698.

Am nächsten Morgen fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Tharr war deshalb so entspannt, weil er wußte, daß die Zuchtmenschen nur das von ihm verlangten, was er sowieso wollte

Vorgeschichte: F1709. Tharr vom Licht: Diro hatte Angst, als ich ihm erklärte, wie die Verhältnisse wirklich lagen

Diro von Karst erzählt:
Nachdem Tharr mir erklärt hatte, daß er die Pläne der Zuchtsklaven ausführte, hatte ich Angst. Ich hatte in der Nacht Alpträume und fragte mich tagelang was die XZB12s mit mir machen würden.

Nur eines paßte nicht in dieses beängstigende Bild. Tharr war und blieb völlig entspannt und wirkte, als wäre er ganz Herr der Lage. Ich rätselte, warum er sich nicht die Spur Sorgen zu machen schien und kam tagelang nicht darauf.

Und dann träumte ich irgendwann von zwei Flüssen, die sehr lange in dieselbe Richtung flossen und dann irgendwann flossen sie zusammen und vermischten sich miteinander. Das Bild war vorher wild und stürmisch und wurde nachher friedlicher, wie das oft ist wenn Flüsse größer werden, so daß nichts mehr ihren Lauf stören kann.

Am nächsten Morgen fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Tharr war deshalb so entspannt, weil er wußte, daß die Zuchtmenschen nur das von ihm verlangten, was er sowieso wollte. Letztlich war es doch mit meinem Kapitän Serit aus dem Tor auch so gewesen. Ich hatte ja furchtbare Angst vor ihm gehabt, weil er mich zur Thorion zurückschicken hätte können. Und als ich begriffen hatte, daß er mir doch eigentlich nur das beibringen wollte, was ich immer schon hatte lernen wollen, hatte ich plötzlich keine Angst mehr vor ihm. Und auch vor Tharr hatte ich furchtbare Angst gehabt und als ich begriffen hatte, daß auch er mir nur das beibringen wollte, was ich immer schon hatte lernen wollen, hatte ich keine Angst mehr vor ihm. Normalerweise jedenfalls. Und Tharr hatte von den Zuchtmenschen ebenfalls keine Angst, weil sie von ihm nur das wollten, was er immer schon gewollt hatte. Und bei Licht betrachtet, wollten auch die Zuchtmenschen nur von mir, daß ich das lerne, was ich immer schon hatte lernen wollen. Ich weiß nur nicht, ob sie begriffen haben, daß ich das lernen will.

Ich ging also zu Tharr und fragte ihn, ob er glaubte, daß die Zuchtmenschen gemerkt haben, daß ich das lernen will, was sie mir beibringen wollen. Er antwortete, daß sie ja sehr viele verschiedene Menschen wären und jeder, dem er bisher gesagt hätte, daß ich mich gebessert habe hätte zuerst einmal gesagt, daß er das gar nicht glauben könnte und hätte irgendetwas erzählt, das zeigt, daß ich früher ein besonders gefährlicher krimineller Adeliger war. Dann nach ein paar Tagen kommt jeder einzelne wieder und sagt, er hätte aber recht gehabt und erzählt irgendein Beispiel, daß ich etwas freundliches gemacht hätte, was ich früher nie gemacht habe. Er sagte, daß sie alle reagieren als wäre ich etwas, was es eigentlich nicht geben kann, weil sie nie gedacht hätten, daß sich ein krimineller Adeliger wirklich so weit bessern kann und daß da mehr möglich ist, als Kriminelle einfach nur einzuschüchtern, bis sie sich benehmen.

Daß sie das kaum glauben konnten, kann ich ehrlich gesagt verstehen. Ich habe ja tatsächlich ein paar Jahre gebraucht, um nicht mehr völlig eingeschüchtet zu sein, sondern zu merken, daß ich einerseits sicher bin und daß ich andererseits tatsächlich stolz bin, so viel mehr zu können als früher und dann war mir klar, daß ich das will.

Mein früheres Leben war ja nur ein Leben in ständiger Angst und erst seit ich begriffen habe, daß Tharr zufrieden ist, wenn ich meine Arbeit tue und wenn ich mir Mühe gebe, freundlich zu sein, fange ich an, mich wirklich sicher in der Welt zu fühlen. Das hatte schon bei meinen Kapitän angefangen, aber bei Tharr war mir klar geworden, daß man etwas tun kann, damit Leute nicht mehr böse zu mir sein wollen und daß es meist reicht, sicherzustellen, daß sie wissen, daß ich ihnen nichts tun will. Es ist halt nicht jeder kriminell, wie ich früher immer geglaubt habe, weil ich in einem Haushalt aufgewachsen bin, wo jeder kriminell war, auch die Sklaven. Allerdings glaube ich, daß einige der Sklaven nur deshalb zu kriminellen Mitteln gegriffen haben, weil ihnen gar nichts anderes übrig blieb, wenn sie überleben wollten. Nichts desto trotz lebten im Palast meines Vaters über 300 Leute und sie haben sich wirklich alle kriminell verhalten und im Palast des König leben an die tausend Leute und keiner verhält sich dort kriminell. Selbst ich habe mich dort in meinen schlimmsten Zeiten, als ich dachte, wenn man am Leben bleiben will, muß man der schlimmste Kriminelle sein, nicht kriminell verhalten, weil sie mir schon erfolgreich klar gemacht haben, daß ich nur dort sein darf, wenn ich den Strafer nicht benutze. Trotzdem hatte ich dort immer noch wirklich nichts begriffen außer: "Da will ich leben, da ist alles viel besser!" Dafür hatte ich gedacht, da ist jeder wichtiger als ich.

Kersti

Fortsetzung:
F1740. Tharr vom Licht: Diro glaubte, daß die Königin ihm ein Aphrodisiakum gegeben hatte, bevor sie ihn verführt hatte und daß sie gezielt ihre fruchtbaren Tage abgepaßt hatte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben