erste Version: 4/2020
letzte Bearbeitung: 5/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Die Kriegs-Geisteskrankheit der adeligen Offiziere

F1724.

Die Diplomaten waren der Ansicht, daß wir sowieso bald den Adel besiegen würden und man deshalb besser ein Bündnis mit uns Zuchtsklaven eingehen sollte als mit denen

Vorgeschichte: F1723. Theorn Tiger, der Soziologe der Delegation: Unglaublich! Und einen so gebildeten Menschen betrachten seine Offizierskollegen als eine Art Affe, der nur auf Körperkraft gezüchtet war?

Treron XZB12-5-13 erzählt:
Das mußte ich jedenfalls melden. Ich sandte dem Kapitän einen Hinweis, daß ich gleich aufkreuzen wollte, weil ich ihm etwas Wichtiges mitzuteilen hätte. Er wollte mich sofort sehen, wahrscheinlich weil ihn der Techniker schon informiert hatte, so daß er vorbereitet war. Ich ging also hin und klopfte an. Im Büro des Kapitäns leitete ich ein, daß ich eigentlich vorgehabt hatte, die Diplomaten bei Tisch zu bedienen, wie wir das häufig machen, wenn wir Adelige ansehen wollen, auf die wir neugierig sind. Das hätte aber nicht funktioniert, weil sie mich regelrecht ausgefragt haben, statt mich zu ignorieren wie ich das gewohnt war.

"Garin LZB17-5-20 hat mich schon darauf aufmerksam gemacht. Ich habe versucht mir die Überwachung anzusehen, und im Raum schien eine bedeutungslose Leserunde zu sitzen."
"Dann rufe ich ihn mal." antwortete ich und er schien schon vor der Tür gewartet zu haben, denn er trat auf mein Signal sofort ein, stöpselte sich in die Elektronik ein und rief den Überwachungsfilm auf.
"Das war aber nicht das, was ich da gesehen habe!" sagte Simon sofort, als der Film begann.
"Nein, war es nicht. Ich wollte aber, daß du den Deckfilm siehst. Unsere lieben Gäste haben die Überwachungsfilme editiert und wenn wir sie nicht auf frischer Tat ertappt hätten, hätten wir es gar nicht gemerkt. Die haben nicht unsere Anschlüsse, aber sie sind kompetent." antwortete Garin.
"Sind wir denn richtig abgeschirmt?" fragte ich.
"Ja. Sie haben wie gesagt keine solchen Zugänge wie wir und bringen deshalb einfach nicht die Rechenzeit auf, die nötig wäre, um uns unauffällig zu umgehen. Allerdings würde ich raten, den Film erst einmal anzusehen." erklärte Garin.

Den Teil, wo ich im Raum gewesen war, fand ich natürlich eher uninteressant, daher sah ich mir an, was einer von ihnen zur selben Zeit mit meinen jüngeren Geschwistern besprochen hatte. Darion war Siman Wolf, wie ihr Psychologe hieß, als Kontaktmann zugeteilt worden und nahm ihn mit zu seiner eigenen Gruppe, wo er ihm im Wesentlichen das erzählte, was wir allen Freigeborenen zuerst erzählen. Kaum hatte ich im Überwachungsfilm von meinem Gespräch den Raum verlassen, horchte ich auf.

Das waren jedenfalls keine normalen Freigeborenen, wenn sie in mir einen Universitätsprofessor sahen! Natürlich hatte ich mir inzwischen ein Wissen zusammengetragen, was mehreren Doktortiteln entsprach, aber jemand von unsrem Adel hätte genug Arroganz gehabt, das einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen. Ich verstand zwar nicht, wie unser Adel das machte, denn Tharr und Simon, die beide im Palast als Sklaven zur Welt gekommen und aufgewachsen waren, hatten das auch sehr bald gemerkt gehabt. Denen fehlten ganz offensichtlich diverse blinde Flecken, die unser Adel hatte.

Während sie weiterredeten kam noch jemand in den Raum, der bei Darion XZB12-13-23 und seinen Stubenkameraden zu Besuch gewesen war und erzählte, daß ihn irritiert hatte, daß unsere jungen Leute einerseits so naiv wirken, andererseits aber ein so tiefgreifendes Fachwissen beispielsweise zur Medizin haben. Na da hatten wir aber auch drauf geachtet, schließlich wollen wir so viele wie möglich lebend wieder mit zurückbringen.

Und dann sagten sie etwas, womit ich gar nicht gerechnet hatte. Sie waren nämlich der Ansicht, daß wir sowieso bald den Adel besiegen würden und daß man deshalb besser ein Bündnis mit uns Zuchtsklaven eingehen sollte, als mit denen. Dann hatte er also so schlecht über den Adel geredet, weil er mich als Verbündeten wollte? Simon schmunzelte bei dieser Aussage und fragte:
"Hattet ihr das denn vor?"
Ich fragte mich, warum er das lustig fand. Verstand ich nicht. So weit ich weiß, hatte er seinen inzwischen toten Vater, den vorherigen König, deutlich besser gekannt als Tharr und ihn gemocht. Er hatte auch freiwillig mit seinem Halbbruder gespielt, der jetzt König war. Versteh ich nicht, so sympathisch war mir der jetzige König nicht vorgekommen, auch wenn er immerhin bereit war, auf Tharr in beinahe allem zu hören. Ich fand, daß Tanan LZB45-321-37 seine kleinen Geschwister, die jetzt Prinz und Prinzessin spielen sollten, tunlichst besser erziehen sollte. Ich ging aber davon aus, daß er das auch begriffen hatte und hinbekommen würde. Schließlich ist er selber besser erzogen worden und weiß deshalb, wie es geht.
"Wir haben darüber nachgedacht. Dabei haben wir uns historische Aufzeichnungen zu vergangenen Kriegen angesehen und festgestellt, daß regelrechte Aufstände zu zu vielen Toten führen und praktisch immer zufolge haben, daß nachher zwar das ein oder andere besser ist, aber auch zu viele Probleme neu entstehen, die es vorher nicht gegeben hat, so daß der Erfolg wesentlich schlechter ist, als wenn man Verbündete im Adel findet, so daß man die Reformen von oben und unten einführen kann, wie wir das hier auf der Thorion gemacht haben. Wir haben deshalb aktiv nach möglichen Verbündeten gesucht, lange bevor wir Tharr kennengelernt hatten und uns vorstellen konnten, daß es wirklich vernünftige Freigeborene gibt." antwortete ich.

Dann riet ich Simon, sich bei den Diplomaten für das schlechte Benehmen der adeligen Kriminellen zu entschuldigen, damit er eine Chance hätte, eine vernünftige Beziehung zu ihnen aufzubauen.

Das sie jetzt mit uns ein Bündnis wollten war schon ein seltsamer Effekt.

Kersti

Fortsetzung:
F1725. Theorn Tiger: "War das ein Universitätsprofessor?" fragte unser Computerspezialist und faßte damit genau meinen Eindruck zusammen

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben