F1731.

Der jetzige Kapitän benahm sich wie ein Kleinkind in der Trotzphase und wir haben ihn auch so behandelt

Vorgeschichte: F1524. Dira von Leuenhorst: Die Kapitäne interessierten sich nicht genug für die Schlacht, um zu merken, daß die Kriegssklaven den Plan geändert hatten. Sie schrieben den Erfolg ihrer eigenen Genialität zu.

Treron XZB12-5-13 erzählt:
Wir standen ständig unter Zeitdruck weil unsere drei Kriegssklavenschiffe die Fußtruppen für zwei verschiedene Armeen an zwei verschiedenen Fronten stellen mußten. Daher brachen wir auf, sobald wir die Leute an Bord hatten, flogen zurück zur Zuchtstation, lieferten die Verletzten dort ab und nahmen im Eiltempo neue Leute an Bord.

Ich fand noch irgendwie Zeit für eine Besprechung mit Tharr, in dem ich ihm die Listen für die Bevörderungen vorlegte, ein Lob für die wieder einmal gesteigerten Überlebenszahlen bekam, ihm erklärte, wie die Freigeborenen Dira zur Weißglut gebracht hatten und was man deshalb unternehmen könnte und dann mußte ich auch schnell wieder aufs Schiff hetzen, wo ich inzwischen einen viel höheren Offiziersposten hatte, denn es gab nur noch zwei Freigeborene auf dem Schiff - der erste Offizier und sein Kapitän.

Im Gegensatz zu Simon waren sie strafversetzt worden, weil sie auf dem letzten Flug ihre Arbeit nicht anständig gemacht haben. Und natürlich haben wir auch ihnen als erstes beigebracht, daß man keine Luft bekommt, wenn man das Lebenshaltungssystem nicht wartet. Er war absolut entsetzt von dieser Lehrmethode und hat danach getan, was wir von ihm wollten.

Ehrlich gesagt haben die sich auf der Fahrt oft sehr biestig betragen und ich glaube, das lag daran, daß sie sich so unterlegen fühlten, wie sie nun einmal waren. Schließlich haben wir nur noch auf vernünftige Befehle gehört, so etwas wie daß sie wollen, daß man ihnen das Frühstück bringt. Bei allem anderen haben wir ihnen beigebracht, wie man das richtig macht und uns auch nicht mit weniger zufrieden gegeben als ein Freigeborener verstehen kann. Er war nämlich zu uns geschickt worden, weil er auf seinem vorherigen Schiff nur Mist gemacht hatte. Ich kann ja nachvollziehen, daß sie nicht in der Lage sind, unsere Schlachtpläne richtig zu verstehen, aber die Kurzusammenfassungen und ihren Sinn sollte ein Kapitän schon verstanden haben, schließlich muß er in der Schlacht das richtige an der richtigen Stelle machen.

Er hat sich, glaube ich, auch ziemlich darüber aufgeregt, daß ich jahrhundertealte Vorschriften herausgekramt habe, nach denen man regelmäßig Gefechtsübungen machen muß und darauf bestanden habe, daß er mindestens die mitmachen muß, weil so nun mal die Standartbefehle wären. Wenn er nicht von sich aus gekommen ist, habe ich ihn einfach an die Hand genommen und mitgenommen und er war nicht stark genug, um sich loszureißen.

Am allermeisten hat ihn aber nach seiner Rückkehr geärgert, daß Tharr mit mir einer Meinung war und ihm gesagt hat, daß er selbstverständlich regelmäßig mindestens die vorgeschriebenen Standartübungen mitmachen muß. Tharr hatte diese Übungen immer gemacht. Er hatte sie persönlich gemacht und alle seine Untergebenen dazu angehalten sie zu machen, wenn ihn niemand mit Gewalt daran gehindert hat und wir haben freiwillig durchaus noch mehr gemacht.

Ich glaube ja, daß das für den Kapitän ganz schön frustrierend war, weil wir alles besser konnten, nur hätte er das nie zugegeben. Tharr hatte ja mal gesagt, daß er sich wie ein Kindergartenkind unter lauter Erwachsenen vorkommt. Nun ja, aber Tharr kam mir eigentlich erwachsen vor, selbstbewußt und wenn er etwas für falsch hielt, hat er das auch so vertreten, daß man es ernst nehmen konnte. Der jetzige Kapitän benahm sich wie ein Kleinkind in der Trotzphase und wir haben ihn auch so behandelt. Also wenn er behauptet hat, daß ihm das essen nicht schmeckt, haben wir gesagt: "Wer nicht will der hat schon", sind wieder gegangen und haben es selbst gegessen, indem wir allen etwas zum Probieren gegeben haben. Er konnte sich dann natürlich was anderes holen, wenn er wollte, aber wir haben ihm dann nur gesagt, wir haben es ihm schon einmal gebracht, unsere Pflicht haben wir erledigt. Er kam dann auf den Gedanken, daß wir ihm jedesmal etwas Auswahl bieten sollen, was wir gemacht haben und dann haben wir die Reste eben zum probieren verteilt.

Zum Abschluß der Fahrt bekamen sie erklärt, daß jeder von ihnen ab jetzt einen von uns als ersten Offizier hat und daß sie wieder zur Nachschulung auf die Thorion müssen, wenn sie ihre Arbeit nicht anständig machen.

Bei der nächsten Fahrt erhielt dann der nächste Kapitän eine Nachschulung, erster Offizier war ich. Danach wurde auf jeder Fahrt der Kapitän ausgetauscht. Es war nämlich wirklich an der Zeit, daß die Faulpelze unter den Offizieren endlich lernen, daß zu ihrem Beruf auch Pflichten gehören.

Kersti

Fortsetzung:
F1450. Geson XZB12-56-78: Es wurde mir erklärt, daß es Situationen gibt, bei denen wir den Befehl verweigern, weil der König das im Nachhinein absegnen würde
F1742. Kersti: S

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben