erste Version: 10/2020
letzte Bearbeitung: 10/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Kriminelle Adelige und tödliche Sklaven

F1745.

Es besteht also eine gewisse Chance, daß ich mir bald nicht mehr wie ein Monster vorkommen werde

Vorgeschichte: F1820. Dira von Leuenhorst: "Wenn du an meiner Stelle wärest, was würdest du denn dann machen?" fragte Tharr vom Licht

Tharr vom Licht erzählt:
In Dira hatte sich offensichtlich eine erstaunlich Menge an Frust angesammelt, anders konnte ich mir kaum erklären, warum sie dermaßen die Beherrschung verloren hatte, daß sie mich in einer Schimpftirade eindeckte. Ich kam mir, während ich ihr zuhörte, wie sie mir all die Vorwürfe machte, die ich mir auch schon gemacht hatte, noch mehr wie ein Monster vor, als die ganze Zeit vorher schon. Ich hätte mich gerne verteidigt, auch wenn sie recht hatte, zwang mich aber zu schweigen, denn sie hatte mit jedem ihrer Vorwürfe recht. Mir fiel nichts ein, was ich dagegen hätte sagen und auch noch ehrlich glauben können.

Da mir nichts einfiel, womit ich nicht noch mehr Porzellan zerschlagen hätte, hörte ich einfach zu und überlegte wie man mit so etwas umgeht. Dann dachte ich daran, daß mir für diese ganzen Probleme ja auch keine Lösung eingefallen war und dann plötzlich hatte ich die kluge Antwort. Ich fragte, sie, was sie denn an meiner Stelle gemacht hätte. Danach war sie sprachlos und ich sagte ihr, daß ich mich oft frage, ob ich oft nur deshalb grausamer bin als unvermeidbar, weil ich mir etwas Besseres einfach nicht vorstellen kann. Thimar stimmte mir sofort nachdrücklich zu.

Ich unterhielt mich dann mit Dira darüber, wie schwierig es ist, eine gute Politik zu machen und wie ratlos man sich dabei oft fühlt, über die vielen Dinge, die man tut, weil einem einfach nichts Besseres einfällt und die einem noch jahrelang Bauchschmerzen machen, weil sie keine wirklich gute Lösung waren und man womöglich noch nachher erfährt, daß es eine bessere Möglichkeit gegeben hätte.

Dann erklärte ich ihr, daß wir von ihrem Volk lernen wollten, wie eine bessere Gesellschaft funktionieren kann und daß sie deshalb jeden Verbesserungsvorschlag der ihr einfällt auch nennen sollte. Als Dira mir sagte daß ihre Mutter ihrer Ansicht nach, auch nicht verstanden hatte, wie sehr ich mich bemühe, die Wünsche der Zuchtsklaven zu erfüllen.

Ich schlug ihr daraufhin vor, ihr den Überwachungsfilm zuzuschicken, womit Dira einverstanden war, obwohl ihr sehr peinlich war, wie sehr sie die Beherrschung verloren hatte.

Später sah ich dem Schiff nach, das Torin LZB99-1102-2 war, der sich als kleiner Junge mit Dira befreundet hatte. Daß sie als Gehirnschiffe dienen wollten, war tatsächlich ein Wunsch der Techniker gewesen, auch wenn ich sie da gar nicht verstand. Torin hatte sich sowohl darüber gefreut, zum Schiff gemacht zu werden als auch darüber, daß er als Diras Schiff ausgewählt worden war.

Ich verstand das nicht wirklich und mir war viel nachvollziehbarer, warum Dira da verunsichert war, als warum Torin das alles für ein einziges Vergnügen hielt. Andererseits hatte es mir eine große Last von der Seele genommen, daß es Menschen gab, die tatsächlich Gehirnschiffe werden wollten und daß ich nur die operieren lassen mußte, die das wollten.

Auch das andere Technikerproblem, das mit den giftigen Drähten scheint gelöst zu sein. Wir haben Materialien gefunden, für die es zumindest bis jetzt so aussieht, daß die Menschen die diese Implantate tragen, gesund bleiben. Natürlich haben wir das erst für zehn Jahre erprobt, aber alles deutet darauf hin, daß es dauerhaft funktionieren wird und daß sie so alt werden können, wie jeder andere auch.

Es besteht also eine gewisse Chance, daß ich mir bald nicht mehr wie ein Monster vorkommen werde.

Kersti

Fortsetzung:
F1746. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben