erste Version: 10/2020
letzte Bearbeitung: 10/2020

Mittelalter und frühe Neuzeit: c

F1870.

Für mich selbst war dieses Leben nicht so glücklich weil mein Vater ein sehr aggressiver Typ war, der nur Helden wollte

Vorgeschichte: F187. Kersti: D

erzählt:
Für mich selbst war dieses Leben nicht so glücklich weil mein Vater ein sehr aggressiver Typ war der nur Helden wollte. Na ja und ein kleines Kind ist eben noch kein Held, wie auch! Er erwartete ständig Dinge, die nicht altersgemäß waren und wunderte sich, wenn sie nicht kamen.

Als ich zehn war, entschied ich in die Wildnis zu gehen und nicht wiederzukommen.

In die Wildnis gehen, war etwas was in der Kultur prinzipiell positiv gesehen wurde, weil man der Ansicht war, daß es Kinder stark und selbstständig macht, wenn sie einige Zeit ohne die Unterstützung von erwachsenen für sich selber sorgen. Die meisten waren dann jedoch etwa 14 Jahre alt und sie hatten durchaus die Absicht wiederzukommen. Daß ein Zehnjähriger das macht, war durchaus ungewöhnlich, man glaubte aber, daß es die stärksten sind, die früh gehen und lange wegbleiben.

Ich sattelte also mein Pferd, ritt fort und dachte mir, daß ich nie zurückkehren werde. Denen würde ich es zeigen!

Diese Zeit in der Wildnis galt auch als spirituelle Einweihung, aber davon hielt ich gar nichts. Auch sehr spirituelle Kinder werden, während sie sich in die Gesellschafft einfügen, in die sie hineingeborenen sind zunehmend materieller und grob mit 14 Jahren ist der Zeitpunkt, in dem diese Entwicklung sich wieder umzukehren beginnt. Daher haben viele traditionelle Kulturen in dieser Zeit eine Einweihungserfahrung für die Jugendlichen. Ich war für so etwas allerdings noch zu jung und reagierte entsprechend.

Nachdem unsere Zelte aus dem Blick waren, begann ich mich einsam zu fühlen. Aber umdrehen kam für mich gar nicht in Frage, daher ritt ich einfach weiter, nur machte ich mir nicht die Mühe, mein Pferd zu lenken und fragte mich irgendwann auch, warum ich den jungen Henst eigentlich mit Trense aufzäumen sollte, wenn ich sowieso ihn entscheiden ließ, wo es langeht. Also steckte ich die Trense nach einer Übernachtung zu dem anderen Gepäck in die Satteltasche und stieg wieder auf.

Mein Hengst fühlte sich auch einsam, aber er hatte durchaus andere Vorstellungen davon, was gute Gesellschaft ist, als ich sie hatte. Nach ein paar Tagen hatte er etwas bemerkt - an ein paar Haufen Pferdeäpfeln gewittert und danach wieherte er viel. Ich dachte, daß das wahrscheinlich nichts bewirkt, weil ich ja auf ihm reite. Aber drei Tage später sah ich eine Gruppe junge Hengste, die uns neugierig von Ferne musterterten. Am nächsten Morgen waren sie schon deutlich näher, nachdem der Hengst eine Nacht mit ihnen verbracht hat, hielten aber immer noch Abstand, als er zurückkehrte, um mich wieder aufsteigen zu lassen.

Nachdem sie mich kennengelernt hatten, waren die drei anderen jungen Hengste relativ zahm, ließen sich aber von mir nicht anfassen, während mein Hengst durchaus mit ihnen Zärtlichkeiten austauschte und ihre Gesellschaft genoß. Ich dachte mir: "Toll mein Hengst hat Freunde, ich aber nicht!"

Aber zurück nach Hause wollte ich nicht, weil mich da auch immer nur alle ausgelacht hatten.

Kersti

Fortsetzung:
F1871. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben