F1950.

Also wenn du mich fragst, macht Dinge horten Leute offensichtlich unglücklich und grausam

Vorgeschichte: F1949. Karl: Die nächste Episode, die mir vor Augen führte, daß sie aus einer anderen Kultur stammte und ganz anders dachte, als auf der Erde aufgewachsene Menschen, war als sie mich beim Duschen erwischte

Xita LZB23-17-20 erzählt:
Karl, der Vorgesetzte, der ein irdischer Mensch war, glaubte auch an Himmel und Hölle. Aber eigentlich war das nicht ganz richtig gesagt, denn er erzählte, daß er Himmel und Hölle angesehen hatte. Und ich hielt ihn nicht für einen Lügner. Ich habe aber einiges ziemlich konfuse Zeug geredet, denn er glaubte auch an Telepathie und ich weiß einfach nicht, wie ich die Worte die nicht aus dem Mund der Leute gekommen sind und mir trotzdem Dinge verraten haben, die ich eigentlich nicht wissen konnte, verstehen sollte, wenn nicht daß es sich tatsächlich um Teleptahie handelt. Außerdem hat er sich vor meinen Augen verwandelt, also seine Hand wurde zu einer Pfote und ich habe behauptete, so etwas gibt es nicht, dabei hatte ich das sogar selbst gesehen. Außerdem ist ihm statt der Schuppen, die ich zuerst gesehen habe, Fell gewachsen. Ich war zu neugierig, um nicht weiterzufragen, aber ich wurde mit jedem Satz, den er sagte und mit allem was er tat - er konnte sogar fliegen und zwar ohne Flugzeug - verwirrter. Als ich dann eine Nacht darüber geschlafen habe, habe ich mich gefragt, ob ich das nur geträumt hatte.

Ich bin also wieder mitten in der Nacht in die Dusche gegangen und diesmal hatte er einen Schwanz hinten, mit Fell. Er nahm den in die Hand, sah ihn mißmutig an und er wurde kleiner. Dann sah er mich und fragte mich, warum ich schon wieder da wäre. Ich sagte, daß ich mich gefragt hätte, ob ich das mit den Schuppen beim letzten mal nur geträumt hatte, das war so verrückt, daß ich es nicht einmal geschafft hatte, meinen Augen so ganz zu trauen. Er fragte zurück, ob er die Vorführung wiederholen sollte. Ich sagte ihm dann, daß er damit besser noch zwei Tage wartet, weil ich jetzt gerade zu verwirrt bin. Dann habe ich aber später noch einmal mit ihm darüber geredet.

Mit diesen Verwandlungen war es so ähnlich, wie es bei den älteren Technikern gewesen war, die nach den Operationen ein ganzes Leben lang Schmerzen hatten und nach und nach vergiftet wurden, so daß sie viele Jahre kürzer lebten. Ich selber hatte die neuen Implantate aus ungefährlicheren Materialien, bei denen die Schmerzen innerhalb eines Monats abklingen und man danach nur noch die Vorteile hat, die es bringt, wenn man sich in das Datennetz einklinken kann und die zusätzlichen Fähigkeiten und Wahrnehmungen, mit denen einen die Implantate versehen, daher war ich im Grunde sehr glücklich, das zu haben und bin der Ansicht, daß es letztlich den Ärger wert war.

Karl sah sehr erstaunt aus, als ich das so sagte. Er wirkte tatsächlich in vielem ähnlich wie die älteren Techniker. Er wirkte nicht so völlig unglücklich wie früher bei uns Freigeborene, die man zu Technikern gemacht hatte und die immer sagten, daß damit ihr Leben zuende war, obwohl sie dann doch noch einige Jahre gelebt haben. Aber er hatte diese Ambivalenz, die die Älteren hatten, weil sie einerseits Spaß an der Arbeit mit den Implantaten hatte, andererseits aber auch lebensänglich Schmerzen und weil sie außerdem deshalb viel früher sterben mußten. Karl sagte, daß er zwar nicht früher sterben mußte, aber daß die Verwandlungen ihm durchaus Schmerzen bereiten und er andererseits auch richtig Spaß daran hat.

Die Freigeborenen bei ihnen sind offensichtlich manchmal genauso verrückt wie unsere Freigeborenen. Der Arzt, der mich behandelt hatte, war ein Beispiel dafür. Der hat ja auch gedacht, ich wäre nur eine Maschine, weil er mich nicht fragen wollte, ob die Operationen weh getan haben und wie es ist mit den Implantaten zu leben. Karl hat auch viele Menschen erlebt, die dann so getan haben, als wäre er kein Mensch mehr und gemein und grausam zu ihm waren. Seine Mitarbeiter hatte er sich aber selbst ausssuchen dürfen und er hatte sich welche ausgesucht, die da anders sind.

Danach erzählte ich ihm von den Stimmen, die wahrscheinlich Telepathie sind und er erklärte mir, daß das allen so geht, die der Isais erlauben, ihre seelischen Verletzungen zu heilen. Seiner Ansicht nach ist Telepathie eine normale menschliche Fähigkeit, die uns nur verloren geht, wenn wir schlimme Dinge erleben. Ich fragte mich, welche schlimmen Dinge ich dann erlebt haben sollte, denn ich bin doch nicht so furchtbar gefoltert worden, wie das die Älteren immer wurden. Als ich das so sagte, antwortete er mir, daß ich diese schlimmen Dinge so normal finde, daß ich sie nicht mehr als das wahrnehme, was sie sind. Ich verstand nicht, was er mir damit sagen wollte.

Jedenfalls war er der beste Chef, den ich je gehabt hatte und das sagte ich ihm auch.

Übrigens war er komisch. Er hat mir so Sachen gegeben, die man nicht für die Arbeit braucht, die aber schön sind und gesagt, daß das ist, damit ich etwas habe, worüber ich mich zu Weihnachten freuen kann. Ich habe mir die immer wieder angesehen und mich gewundert wie komisch Erdenmenschen sind.

Unser Adel hortet Dinge, die man eigentlich nicht braucht und sie können sich, glaube ich, gar nicht freuen, zumindest habe ich die, die mit so etwas am Schlimmsten sind, nie dabei erwischt. Die sind immer mißmutig und außerdem bösartig. Dann gibt es so Leute, die horten weniger Dinge und arbeiten dafür richtig und die sind ganz offensichtlich viel glücklicher. Wir arbeiten mehr als sie, und wenn wir nicht arbeiten sehen wir uns interessante Fortbildungen an oder schlafen und essen. Aber wir haben immer mit irgendetwas unseren Spaß, wenn nicht so ein bescheuerter Adeliger vorbeikommt und seinen Strafer benutzt. Also wenn du mich fragst, macht Dinge horten Leute offensichtlich unglücklich und grausam.

Karl ist anders, er arbeitet nämlich schon und weiß, wie man Spaß hat, aber er hortet trotzdem ein paar seltsame Dinge, die man eigentlich nicht braucht.

Kersti

Fortsetzung:
F1951. Xita LZB23-17-20: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben