F2209.

Und dann kam Buddha persönlich und prüfte, ob alle genug aufarbeiten

Vorgeschichte: F2208. Karaman Val: D

Sedor Sin, Karaman Vals Therapeut erzählt:
Ich hatte mich entschieden, Therapeut bei der Flotte zu werden, weil - wie jeder weiß - Kriege und letztlich alles Unglück der Welt nur aus unsere unaufgearbeiteten Problemen entstehen und man deshalb Kriege und Unglück verhindern kann, wenn man aufarbeitet. Als ich dann begann in meinem Beruf zu arbeiten, fragte ich mich ziemlich schnell, ob das eine weise Entscheidung gewesen sei. Ich bekam nämlich Alpträume von all dem, was mir meine Patienten erzählten. Ich fühlte mich von ihnen auch nicht verstanden, denn sie sagten mir, dann solle ich eben jeden Morgen zu meinem Therapeuten gehen, denn die Alpträume wären eben meine Aufarbeitungsthemen. Es sei völlig normal, daß man das erste Jahr bei der Flotte mehr an seinen eigenen Themen arbeitet als an denen seiner Patienten.

Ich ging zu meinem Therapeuten, der viel erfahrener war als ich und beschwerte mich darüber, daß der Chef der Flotte mich nicht ernst nahm. Mein Therapeut sagte mir, daß ich ihn und nicht er mich ernst nehmen müsse, schließlich sei ich der Therapeut. Außerdem sagte er, er hätte aber den Eindruck, daß mein Patient mich sehr ernst genommen hätte, denn Karaman Val hätte ihm gesagt, daß er darauf achten solle, daß ich mit ihm über meine Alptträume rede, damit ich meine Probleme aufarbeite.

Ich gar gar nicht begeistert, aber mein Therapeut ließ mich nicht gehen, bis ich mit ihm tatsächlich über meine Träume geredet hatte, da konnte ich schimpfen und mosern wie ich wollte. Ich redete also über meine Alpträume und merkte nach und nach, daß sie zuerst weniger wurden und dann daß ich immer entspannter damit umgehen konnte, wenn meine Patienten mir Gruselgeschichten erzählten. Bei Karaman Val war ich mir aber nie so sicher, ober er mich für seinen Patienten hielt oder ob er sich für meinen Patienten hielt. Ich hatte nämlich beobachtet, daß junge und unerfahrene Therapeuten gewöhnlich alten und erfahrenen Offizieren zugeordnet wurden und das lag ganz bestimmt nicht an unserer überragenden Qualifikation!

Und dann kam Buddha persönlich und prüfte, ob alle genug aufarbeiten. Buddha fragte mich, ob ich meine Arbeit mit dem jungen Garan, dem diese Echse den Arm abgebissen hat, mit meinem Therapeuten besprochen hatte. Um ehrlich zu sein, hatte ich dazu überhaupt keine Zeit gehabt, weil er ständig Angstzustände bekam, wenn er alleine war und daher immer jemand am Bett sein mußte, um ihn zu beruhigen. Und er war ja nicht der einzige Verletzte von diesen Schlachten, die wir damals gegen die Echsen gefochten und verloren hatten. Ich war so überlastet gewesen, daß ich einfach nicht mehr die Kraft gehabt hatte, nachher noch zu meinem eigenen Therapeuten zu tapern. Außerdem hatte er damals selber an den Betten von Verletzten gesessen. Buddha ließ sich jedes Detail einzeln beschreiben, fragte immer genauer nach und in der Nacht hatte ich dan Alpträume von den ganzen Geschichten, die zu erzählen, ich schlicht vergessen hatte, obwohl sie noch viel schlimmer gewesen waren als das, was ich erzählt hatte. Am nächsten Tag war Buddha wieder da und ließ sich diese Alpträume im Einzelnen erzählen und was da dahinter gestanden hatte. Und dann hatte ich einen Alptraum, in dem mir eine Echse mit einer riesigen Streitaxt beide Beine abgeschlagen hatte. Die Szenerie hatte gewirkt, als wäre ich in einer ziemlich primitiven Kultur gewesen, in der riesige Echsen Wagen zogen und es keine komplexeren Maschinen gab.

Nach gut einer Woche legte mir Buddha einen Zettel mit einer ganzen Liste an Themen vor, die ich unbedingt mit meinem Therapeuten aufarbeiten müßte. Ich kam mir wie der größte Versager der Welt vor. Am nächsten Morgen kam Karaman Val und legte mir eine ebensolange Liste vor, die er aufarbeiten sollte. Ich war erstaunt, denn er war mir immer so perfekt vorgekommen. Er ging immer durch alle Aufarbeitungsthemen durch, ohne sich durch die furchtbarsten Dinge abschrecken zu lassen. Als ich sagte, daß es mich wundertete, daß er auch eine so lange Liste hat wie ich, mußte Karaman lachen.
"Sedor, die Aufarbeitungsthemen werden uns allen so schnell nicht ausgehen. Wenn keine aktuellen vorhanden sind, gräbt Buddha ein bißchen in früheren Leben und dann findet er dort genug, um seine Liste voll zu machen. Es reicht ihm eben nicht, wenn die Dinge bleiben wie gehabt, sondern er will erreichen, daß die Verhältnisse sich bessern."
Stimmt, darum war es gegangen, aber ehrlich gesagt, war doch das meiste, an dem ich arbeiten sollte, aus diesem Leben und Karaman Val hatte fast nur Themen aus früheren Leben auf seiner Liste. Abgesehen von Garan, dem diese Echse den Arm abgebissen hat, stand da nichts Aktuelles und er war immerhin derjenige gewesen, der Garan persönlich zum Arzt gebracht hat.

Und dann befahl Karaman mir, daß ich auch eine Therapie mir Sima, seinem Schiff, machen sollte. Zuerst wollte ich mich weigern, weil das so albern war, aber er erklärte mir, daß Buddha sie auch überprüft hatte, ob sie ihre Themen bearbeitet hatte und das hätte er nicht gemacht, wenn sie keine Therapie bräuchte.

Kersti

Fortsetzung:
F2240. Karaman Val: Ich fragte mich, wie die XZB12s es geschafft hatten, auf einem besseren Aufarbeitungsstand zu sein als unsere Flotte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben