F2395.

"Du hast wohl dein Schwert nicht richtig festgehalten. Heb es wieder auf." sagte ich

Vorgeschichte: F2394. Kersti: D

Autor: Hans Hermann von Katte erzählt:
Der Offizier, der für den Fechtunterricht der Soldaten zuständig war, ließ mich zu sich rufen. Er erklärte mir, daß ich dem König in irgendeiner Weise positiv aufgefallen sein müsse, jedenfalls wäre ich jetzt dafür zuständig dem Prinzen das Fechten beizubringen.
"Darf ich fragen, wie sie auf den Gedanken kommen, daß ich ihm positiv aufgefallen sein könnte? Ich hatte in den letzten Wochen mehrfach den Eindruck, daß er sich nur mühsam davon abhalten konnte, mich einen Kopf kürzer zu machen." fragte ich.
"Das weiß ich nicht, aber er hat ausdrücklich verlangt, daß sie sich um die Ausbildung des Jungen kümmern. Also muß da irgendetwas gewesen sein."
Ich fragte, warum denn der alte Fechtlehrer das nicht weiter machte.
"Der König hat ihn degradiert, weil er der Ansicht war, daß er zu weich mit dem Jungen umginge." antwortete er und wirkte, als würde er dem König da überhaupt nicht zustimmen.
Das war ein Hinweis. Dann war das Positive, was er in mir sah, genau dieselbe Ohrfeige, wie das unverzeihliche Verbrechen, mit dem ich es mir mit ihm verschissen hatte. Ich fragte mich, wie dieser Idiot von König auf den Gedanken kam, daß das eine gute Idee sein könnte, wenn ich seinen Sohn ausbilde. Wenn ich der König gewesen wäre, hätte ich Angst gehabt, daß ich den Prinzen aus Rache umbringe. Natürlich hatte ich nicht die Absicht, so etwas zu tun, schließlich neige ich nicht dazu, Kinder für die Taten der Eltern verantwortlich zu machen. Er konnte mich nur bei weitem nicht gut genug kennen, um das zu wissen. Außerdem wird nichts dabei herauskommen, wenn er nicht selbst motiviert ist. Ich hatte so eine Idee, was eine gute Taktik sein könnte. Mir wurde keine Zeit gelassen, länger darüber nachzudenken, sondern ich wurde gleich zu dem Prinzen geführt, damit ich mit ihm trainiere.

Prinz Friedrich sah sehr erstaunt aus, als er mich sah und ich deutete an, daß er nicht verraten sollte, daß wir uns kennen. Da war er so freundlich, auf meinen Wunsch zu hören. Der Rest von dem was ich sah, gefiel mir nicht. Er tat zwar brav, was man vor einem Trainingsparter so an Ritualen erwartet, aber sein ganzer Körper sagte dabei "Ich habe gar keine Lust!" Das erste was ich nach den einleitenden Ritualen tat, war ihm die Waffe aus der Hand schlagen.
"Du hast wohl dein Schwert nicht richtig festgehalten. Heb es wieder auf." sagte ich.
Er sah wütend aus, hob es auf und ich schlug ihm die Waffe wieder aus der Hand. Diesmal erklärte ich ihm, daß er die Waffe zu starr festgehalten hatte. Da ich wesentlich stärker als er sei, hätte er nur eine Chance, die Waffe in der Hand zu behalten, indem er elastisch mit dem Schlag mitgeht und meinen Schlag dabei ausreichend ablenkt, daß ich ihn nicht mehr treffe. Bis zum Ende der Stunde hatte ich ihm mindestens zehn mal die Waffe aus der Hand geschlagen und er wirkte wütend, versuchte jetzt ernsthaft auf mich loszugehen, natürlich ohne besonders viel Erfolg, schließlich war er noch ein Kind und ich beinahe erwachsen.

Als wir uns dann abends wieder trafen sagte er mir, er hätte mir am Liebsten einen Stein an den Kopf geworfen. Ich sagte ihm, daß Steine nicht gingen, weil die Verletzungsgefahr damit zu hoch wäre. Ich holte einige der kleinen Bälle aus der Tasche, die wir normalerweise zum Weitwurf verwenden und sagte ihm, daß er versuchen dürfe, mich damit zu treffen. Es würde nichts machen, wenn das für mich ein wenig peinlich würde, denn letztlich würden das alle Leute dem ungezogenen Prinzen zuschreiben und nicht mir.
"Du hast mich blamiert!"
"Wohl kaum. Jeder vernünftige Mensch, der uns beide beobachtet hat, sieht daß ich bald doppelt so groß bin wie du. Sie werden sich dabei gedacht haben, daß ich den Jungen zu hart rannehme, sonst nichts. Der Unterschied wird sich nach und nach auswachsen, da ich schon fast erwachsen bin und du in den nächsten Jahren schnell wächst, aber so lange das noch nicht der Fall ist, kannst du daran üben, wie man gegen einen körperlich überlegenen Gegner ankommt." antwortete ich.

Ich fragte ihn, ob ich ihm denn weh getan hätte. Das verneinte er. Ich erklärte ihm, daß man beim Kampftraining letztlich kämpfen spielt, daher sollte man sich nicht gegenseitig wehtun und es sollte auch Spaß machen, aber wie das bei vielen Spielen ist, ist es schon wichtig, sich wirklich Mühe zu geben, denn sie sind letztlich dazu da, zu lernen, was man im Leben braucht.

Danach hatten wir eine Diskussion über Krieg und Frieden. Ich erklärte ihm daß er recht hätte, daß eine Welt ohne Kriege die bessere Welt wäre, aber wenn ein friedlicher Mensch sich nicht verteidigen könnte, gäbe es nicht weniger sondern mehr Kriege und daher müsse er kämpfen können.

Kersti

Fortsetzung:
F2408. Hans Hermann von Katte: Tiere, die meine Hilfe wollten, waren schon immer im Wald aufgetaucht

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben