Hans Herrmann von Katte ist immer für eine Überraschung gut
Vorgeschichte:
F2410.
D
Alexander Hermann von Wartensleben erzählt:
Hans Herrmann von Katte ist immer für eine Überraschung gut. Diesmal überraschte er mich, indem er mich um Rat fragte. Das machen gerade selbstbewußte junge Männer selten, weil sie sich nicht bewußt sind, wie jung und unerfahren sie sind. Nur war ich mir gar nicht so sicher, was der Plan war, bei dem er beraten werden wollte. Er erzählte nämlich zunächst nur, daß der Prinz gegenüber seinem Vater ziemlich verbittert sei und ausgesprochen rebellische Gedanken hegen würde und er wüßte gar nicht, wie er damit umgehen solle, zumal er ja ebenfalls ziemlich ärgerlich auf den König sei. Das war natürlich extrem gefährlich, weil man dem Prinzen das ausreden mußte, weil er zu jung ist, um mit einem Putsch Erfolg zu haben, aber jeder pädagogisch kluge Weg, ihm das auszureden auch als Planung eines Anschlages auf dem König behandelt werden konnte, wenn es herauskam. Normale Leute wären in dem Zustand in eine Irrenanstalt eingewiesen worden, Könige kann man dann eigentlich nur umbringen, wenn sich der Schein nicht mehr aufrecht erhalten läßt. Und ehrlich gesagt tat er mir einfach leid, weil ich den König ja gekannt hatte, als er noch einigermaßen bei Verstand gewesen war. Darüberhinaus durfte nicht herauskommen, daß jemand dem König etwas angetan hatte, denn es war ja gar nicht gut, wenn jeder Idiot auf den Gedanken kommt, daß man Könige auch ermorden könne. Dann treiben die Idioten nämlich nur noch mehr Herrscher in den Wahnsinn, was die allgemeine politische Lage noch mehr verschlimmert.
Ich erzählte also vorsichtigerweise von dem letzten mir bekannt gewordenen Putschversuch und wie übel er ausgegangen war. Daraufhin meinte Hans Herrmann von Katte, ob ich ihm dazu mehr Informationen und Quellenangaben geben könnte, er bräuchte das für seine Gespräche mit dem Prinzen. Überhaupt jegliche Information, über jeden fehlgelaufenen Putschversuch von dem ich je gehört habe. Dann erzählte ich ihm, was mit dem letzten minderjährigen Erben eines Fürstentums unerfreuliches passiert war.
"Dafür brauche ich auch mehr Beispiele."
Ich fragte mich irritiert, ob er die Beispiele jetzt brauchte, um einen besseren Aufstand zu planen oder um eben das dem Prinzen auszureden. Es klang jedenfalls nicht so, als würde er den Prinzen, den wir noch brauchten, in irgendetwas halb Ausgegorenes oder Voreiliges hineinlaufen lassen, daher würde ich ihm die gewünschten Beispiele zukommen lassen.
Andererseits ist Katte noch so jung und konnte so manches noch nicht wissen, weil er eben zu jung war, um es selbst erlebt zu haben. Ich erklärte ihm daher, daß viele Pläne daran gescheitert seien, weil viele Menschen nicht berücksichtigen, daß Familienväter viel vorsichtiger seien als junge ledige Männer, weil sie ihre Familie nicht gefährden wollen.
Von unseren eigenen Plänen erzählte ich nichts, weil ich nicht wußte, mit wem er redet und mit wem nicht und wie realistisch er Leute einschätzt. Mich irritierte jedenfalls seine etwas seltsame Beziehung zu dem Leibwächter des Königs, dem dieser am meisten vertraute. Ich hielt das Vertrauen des Königs für überzogen, aber das war wirklich irritierend. Andererseits konnte ich ja auch fragen, warum er das tat.
"Ich brauche eine etwas bessere Einschätzung des Königs, um mich nicht in Gefahr zu bringen und er kennt ihn recht gut. Außerdem gilt er als Spion des Königs und es erscheint mir klug, ihm das Gefühl zu vermitteln, daß er mich gut kennt und gut einschätzen kann."
So weit mir bekannt war, machten die beiden Witze über ihr Zusammensein, bei denen jedem normalen Menschen das Lachen im Halse stecken geblieben wäre. Ich finde den Gedanken, daß ich am nächsten Tag gegen jemanden kämpfen könnte, mit dem ich jetzt noch lache und scherze jedenfalls nicht lustig. Außerdem schienen die beiden sich ehrlich zu mögen.
Ich wandte mich also ein zwei ältere und vernünftige Untergebene und erklärte ihnen, daß ich mir nicht sicher war, ob der junge Katte etwas gefährliches vorhat und daß sie so tun sollten, als würden sie ihm helfen, den Prinzen zur Vernunft zu bringen, aber eben auch den Auftrag hätten, sicherzustellen daß der junge Katte weiß, woran Putschversuche normalerweise scheitern, wenn sie scheitern und hoffentlich von dem Gedanken abläßt. Und sie sollten ihm auch subtilere Beispiele nennen, damit er weiß, daß so etwas häufiger ist, als man denkt, aber meist unabhängig von Erfolg und Mißerfolg nicht bekannt wird.
Fortsetzung:
F2413. Hans Hermann von Katte:
Letztlich hatte er mir damit indirekt die Erlaubnis erteilt, weiterhin mit dem Prinzen auszureiten