Wir hatten dann viel zu erzählen, weil wir zum ersten mal seit Jahren wirklich offen miteinander reden konnten
Vorgeschichte:
F2405.
D
Hans Hermann von Katte erzählt:
In den Briefen hatte ich viel geschrieben, doch bei weitem nicht alles, was ich wußte, denn es gab immer noch Inhalte die heikel waren. Außerdem hatte mein Vater ja nur die ersten beiden Briefe bekommen, die anderen würden über Jahrzehnte hinweg nachkommen, bis es letztlich keine Parallelwelt mehr gibt, in der er noch lebt.
Wir hatten dann viel zu erzählen, weil wir zum ersten mal seit Jahren wirklich offen miteinander reden konnten. Manche Dinge kann ich halt nicht erzählen, wenn Gefahr besteht, daß ungebetene Zuhörer anwesend sind. Andere Dinge kann man auch in Briefen nicht mitteilen, da beispielsweise der König durchaus auf den Gedanken verfallen könnte, eine Hausdurchsuchung zu machen.
Wie bisher jedes mal wenn ich so tiefgreifende Gespräche mit meinem Vater geführt hatte, stellte ich fest, daß ich dadurch zu zu völlig neuen Erkenntnissen kam. Diesmal war ich erstaunt, warum mir noch nicht aufgefallen ist, daß das Verhalten des Königs reine Willkür war, obwohl ich seit inzwischen einigen Jahren erfolglos versucht hatte von seinen Reaktionen auf meine Handlungen auf seine Motivationen zurückzuschließen. Und wenn der Plan gar nicht von meinem Verhalten abhing, mußte diese bösartige Willkür Absicht sein. Ich hatte mich hilflos gefühlt, aber mir war nicht bewußt gewesen, daß er dieses Hilf- und Machtlosigkeitsgefühl absichtlich erzeugt hatte. Das wiederum konnte nur heißen, daß er von mir völlige Unterwerfung wollte und die würde er von mir nicht bekommen. Ich konnte sie ihm nicht einmal vorspielen, denn er verlangte von mir jetzt schon Dinge, in denen ich ihm auf keinen Fall nachgeben würde. Daher machte es auch keinen Sinn ihm in irgendeinem der vielen unwesentlichen Punkte nachzugeben, in denen er mich unter Druck setzte.
Fortsetzung:
F2414.
D