F2413.

Letztlich hatte er mir damit indirekt die Erlaubnis erteilt, weiterhin mit dem Prinzen auszureiten

Vorgeschichte: F2411. Der Offizier: Hans Herrmann von Katte ist immer für eine Überraschung gut

Autor: Hans Hermann von Katte erzählt:
Es war einfach absurd.

Der König hatte mich und den Prinzen draußen in der Natur erwischt. Er war mit einer ganzen Kavalkade an Hofbewohnern und Wachen unterwegs. Es war witzlos gewesen zu fliehen, denn letztlich hing zu viel da dran. Also hielt ich mein Pferd an und ließ ihn herankommen. Der König lenkte sein Pferd zu uns heran und fragte mich:
"Was machen Sie denn hier? Sie haben doch Palastarrest!"
Schon dieser süffisante schmierige Tonfall brachte mich auf die Palme. Ich dachte "Jetzt ist es vorbei!" brachte es aber überhaupt nicht fertig, irgendwie unterwürfig oder verängstigt zu reagieren, weil ich einfach zu stinksauer war.
"Wissen sie, sie haben etwas getan, was sich selbst ein König nicht erlauben darf und mir zur Strafe für ihre Untaten Palastarrest gegeben. Und da das Unrecht ist und Bewegung und Natur nun einmal wichtig sind, habe ich ihre Anweisung einfach nicht respektiert." antwortete ich das, was ich wirklich darüber dachte.
Ich konnte sehen, daß er mit der Antwort gar nicht gerechnet hatte. Er sah jedenfalls erstaunt aus. Dann befahl er uns mitzukommen. Ich wurde aber nicht abgeführt, sondern die Wachen sollten nur aufpassen, daß ich bei der Hofgesellschaft blieb.

Ich stellte also mein Pferd nachher zusammen mit denen der Wachen in seinen Stall. Ich sollte dann auch noch bei dem Umtrunk nach dem Ritt erscheinen und mich neben den König setzen. Ich tat wie befohlen, denn was anderes blieb mir kaum übrig.
"Wie oft sind sie denn so heimlich ausgeritten?" wurde ich gefragt.
Ehrlich gesagt hatte ich keinerlei Lust, irgendetwas anderes zu sagen, als die Wahrheit.
"Täglich. Nein, fast täglich. Manchmal hatte der Prinz andere Pflichten, so daß mir das Pferd nicht zur anderen Seite der Mauer bringen konnte." antwortete ich.
"Aha, sie sind also täglich mit dem Prinzen ausgeritten?"
"Ja." antwortete ich.
"Und es beeindruckt sie überhaupt nicht, daß ich das verboten habe?" fragte er.
"Wie gesagt. Da hatte der Falsche Palastarrest erhalten." antwortete ich.
Daß der König Palastarrest verdient hatte, war natürlich eine ziemlich unverschämte Aussage, aber so dachte ich nun einmal darüber.
"Und sie sind jedes mal mit dem Prinzen ausgeritten?"
"Wenn ich nicht Palastarrest gehabt hätte, wären mir sicherlich noch andere Freizeitbeschäftigungen eingefallen, aber so bin ich fast täglich mit dem Prinzen ausgeritten." antwortete ich.
"Dann bleibt es bei Palastarrest." sagte er.
Ich sah ihn wie vom Donner gerührt an. Das war doch irre! Letztlich hatte er mir damit indirekt die Erlaubnis erteilt, weiterhin mit dem Prinzen auszureiten.

Bei nächster Gelegenheit meldete ich das meinem Vorgesetzten, da mein Vater mir gesagt hatte, daß ich ihm alles melden sollte, was heikel werden könnte und fragte diesen, nachdem ich die Geschichte erzählt hatte, ob er eine Möglichkeit wüßte, mit der man seine eigene Autorität wirkungsvoller untergraben könne, als wenn man bei Ungehorsam einfach gar nichts tut. Da wäre es ja selbst besser gewesen, wenn er mir meine heimlichen Ausflüge von jetzt ab erlaubt hätte. Und nein, auch mein Vorgesetzter konnte sich nichts Dümmeres vorstellen als das.

Ich ritt also weiterhin mit dem Prinzen aus, nur war ich ab jetzt entspannter und traf mich bei der Gelegenheit auch mit weiteren Offizierskameraden.

Kersti

Fortsetzung:
F2418. Hans Hermann von Katte: Es gab noch weitere so seltsame Verhöre mit krypischen Bemerkungen und ich war herzhaft genervt

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben