Reinkarnationserinnerung - Helden leiden länger

FB25.

Jahre...

Drei Jahre vergingen. Ich fand heraus, daß ich mindestens die Hälfte des Tages liegen mußte, wenn ich nicht wollte, daß es schlimmer wurde mit meinem Bauch.

Meist lag ich bei meinem König und hörte seinen Gesprächen mit Gästen und anderen Menschen zu, die von ihm etwas wollten. Niemand schien mich zur Kenntnis zu nehmen. Nachdem es mich anfangs geärgert hatte, fand ich es später nur noch lustig, daß manche Leute es fertigbrachten mit meinem König über mich zu reden, ohne sich bewußt zu sein, daß ich zuhörte und nachher mit ihm über sie reden würde. Es war wohl niemandem klar, daß ich der wichtigste politische Berater meines Königs war - außer denjenigen Männern der Garde, die mich selber öfters um Rat fragten und dem Arzt.

Ich wurde nicht wieder gesund. Wenn ich einmal quer über den Hof ging war ich nachher klatschnaß geschwitzt und die Schmerzen hätten wohl die meisten Leute früher oder später zum Selbstmord getrieben. Ich aber lebte weiter und half in jeder freien Minute dem Arzt. Ich merkte, wie ich nach und nach lernte, wann er was tat und begann bei Kleinigkeiten medizinische Ratschläge zu geben.

Irgendwann kam der Arzt zu mir und fragte mich, was ich eigentlich für Hintergedanken dabei gehabt hätte, ihn zu fragen, ob er irgendwelche Arbeit für mich hätte.
"Bin ich dir keine Hilfe?" fragte ich.
"Doch. Eine sehr gute sogar. Viel zu gut für jemanden, der eigentlich nur Ablenkung von seinen Schmerzen sucht." antwortete er.
"Ich habe beschlossen, daß ich Arzt werden will. Und da du keine erwachsenen Lehrlinge annimmst, habe ich eben nach einem anderen Weg gesucht. Ich weiß doch, wie sehr du dich darum bemühst, daß sich niemand nutzlos vorkommt. Das habe ich ausgenutzt, um doch noch zu meiner Ausbildung als Arzt zu kommen."
"Du bist einfach nur unmöglich..." kommentierte er, dann schwieg er lange, schüttelte nur von Zeit zu Zeit den Kopf und schließlich sagte er "Also gut. Ab jetzt nehme ich dich als echten Lehrling an."
Ich lächelte.

Zu Beginn dieser Lehre brachte er mir lesen und schreiben bei und ließ mich dann nach und nach seine Bücher durchlesen. Als ich damit fertig war, begann er mich regelmäßig zu fragen, was denn zu den einzelnen Fragen in den Büchern stände - und ich mußte manches noch einmal nachlesen, ehe ich auf die richtige Antwort kam. Doch mit der Zeit wußte ich es auswendig.

Schließlich überließ er mir die Arbeit am Hof und nahm mit Erlaubnis des Königs zusätzliche Patienten aus der Stadt und den umliegenden Höfen an.

Kersti


FB26. Kersti: Fortsetzung: Herzschwäche
FB24. Kersti: Voriges: "Ich habe noch nie etwas so verrücktes getan."
FBI. Kersti: Inhaltsübersicht: Helden leiden länger
FB1. Kersti: Zum Anfang: Das Attentat
V4. Kersti: Merkwürdige Erfahrungen
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
Z51. Kersti: Erinnerungen an frühere Leben
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben
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