Unter den Gardisten, die gerade Wache hatten, waren fünf neue Männer aus den Höfen am Rande unseres Gebietes, die beim letzten Kampf neu dazugekommen waren. Ich sah ich wie einer von ihnen langsam das Schwert aus der Scheide zog - ich zog mein eigenes Schwert, sprang auf und schlug ihm die Waffe aus der Hand, während er noch zum Schlag ausholte. Ein scharfer Schmerz schnitt bei dieser Bewegung in meinen Unterleib. Ein zweiter Neuer griff nun ebenfalls an und war tot, ehe er sein Schwert ganz aus der Scheide gezogen hatte. Dann erschlug ich den ersten, der sich gerade nach seiner Waffe bückte, und mit drei vier weiteren Hieben fielen auch die anderen drei Neuen, die sich ebenfalls in den Kampf eingemischt hatten. Entgeistert starrten die anderen Gardisten das Blutbad vor ihren Augen an. Mit so etwas hatte keiner von ihnen gerechnet.
Ich aber spürte einen stechenden Schmerz in meinem Bauch. Die alte
Wunde war wieder aufgebrochen. Weiter als je zuvor. Blut und Gedärme
quollen aus meinem Unterleib heraus auf den Boden. Ich sank in die
Knie, hob den Blick sah den mir zunächst stehenden Gardisten an und
befahl ihm, einen Arzt zu holen.
"Bist du verletzt?" fragte er.
Welch dumme Frage ... er konnte es doch sehen.
"Los geh." befahl ich.
Er ging.
"Korith!" hörte ich hinter mir die Stimme meines
Königs.
Ich sah zu ihm auf und lächelte:
"Ich fürchte, diesmal bin ich zu weit gegangen... das werde ich
nicht überleben."
"Ich will nicht daß du stirbst!"
Manchmal war er wirklich niedlich. Als wenn das jetzt noch etwas bringen
würde. Ich wäre eben nie bereit gewesen, tatenlos
danebenzustehen, wenn jemand meinen König hinterrücks
erschlägt, selbst dann nicht, wenn ich mir an fünf Fingern
abzählen konnte, daß ich einen solchen Kampf nicht
überleben konnte.
"Geron, behalte eins im Gedächtnis: Ich will daß du
glücklich alt wirst." sagte ich.
"Wie soll ich ohne dich glücklich sein?" fragte er zornig
zurück.
"Glaub mir, das geht." antwortete ich und lächelte.
"Ach Korith..."
Er nahm mich in die Arme und ich lehnte mich an ihn und beobachtete die
immer größer werdende Blutlache auf dem Boden. Es war mein
Blut, ich war gerade am verbluten. Als der Arzt kam, war ich schon
bewußtlos. Ich kam nicht wieder zu Bewußtsein, bevor ich
starb.
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/ E-Mail an Kersti
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