FC13.

Alpträume

Ich lag am Boden und konnte mich nicht rühren. Menschen kamen mit großen Lasermessern und schnitten damit in die Haut meines Rückens und dann begannen sie die Haut vom Körper abzuschneiden. Plötzlich wurde ich heftig geschüttelt.

Mit einem Schrei erwachte ich aus dem Traum. Ich sah in die Augen der Psychologin vor mir, die mich immer noch schüttelte.
"Komm. Es ist doch nur ein Traum."
Ich schüttelte mich und versuchte die Erinnerungen an fremde Angst und fremden Schmerz abzuschütteln. Dann sah ich sie fragend an.
"Was hast du bloß geträumt?" fragte sie mich.
"Ich habe geträumt, daß mir bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen wird." antwortete ich.
"So etwas tut doch niemand. Wie kommst du zu so häßlichen Träumen?"
"Das erste mal war kein Traum - ich habe auch geschlafen, aber stand in telepathischem Kontakt mit meinem Drachen - und der stand in Kontakt zu seinen Eltern, die zu der Zeit gefangengenommen und gehäutet wurden. Er hat danach nur noch zitternd am Boden gelegen und das Schiff, das kam und ihn tötete, nicht einmal bemerkt, bevor es zu spät war. Und dann habe ich noch ein zweites mal miterlebt, wie es ist, wenn man bei lebendigem Leibe gehäutet wird. Das dürfte jeder Drachenreiter hier im Hause erlebt haben." erklärte ich.
"Deshalb schreien sie manchmal so..." meinte die Psychologin.
"Ja deshalb. Aber selbst mit solchen Erinnerungen kann man fertigwerden, wenn man irgendeine Perspektive für die Zukunft sieht - etwas, das das Leben lebenswert erscheinen läßt. Aber eine Perspektive für die Zukunft hat hier niemand." erklärte ich.
"Und du - hast du eine Perspektive?"
"Für mich persönlich nicht. Aber - wenn noch einmal ein Drachenplanet durch Menschen erobert wird, dann will ich erreichen, daß es anders läuft als diesmal. Daß alle Drachen getötet wurden, ist darauf zurückzuführen, daß die Menschen, die das Land erobert haben, schlicht Angst haben. Und diese Angst ist im Grunde nur darauf zurückzuführen, daß Drachen als gefährlicher eingeschätzt werden, als sie sind. Wenn also diesmal ein Drache am Leben bleibt, erwachsen wird und möglichst viel freundschaftlichen Kontakt zu Menschen hat, besteht die Möglichkeit, daß das nächste mal mehr Drachen am Leben gelassen werden." erklärte ich.
"Du nimmst also die Drachen wichtiger als die Menschen?" fragte sie herablassend.
"Nein. Wie kommst du denn auf den Gedanken? Du glaubst doch nicht im Ernst, daß es eine Möglichkeit gibt, den Drachen im Menschenreich zu helfen, von der die Menschen keinen Nutzen haben? Drachen haben ihre Gefangenen aus dem Krieg gegen das Menschenreich am Leben gelassen, weil sie es nicht über das Herz gebracht haben, sie zu töten. Im Menschenreich aber werden nur die Angehörigen fremder Rassen am Leben gelassen, die den Menschen nützlich sind." widersprach ich.
"So negativ siehst du die Menschen?"
"Nein. Nicht die Menschen an sich. Der Leiter dieses Gefängnisses hier hat getan, was in seiner Macht steht, um uns Drachenreitern zu helfen, als er dieses Elend hier sah. Und auch du hast trotz allem Mißtrauen, was du mir am Anfang und zum Teil auch jetzt noch entgegengebracht hast, immer menschlich und freundlich gehandelt. Aber die Politik des menschlichen Reiches ist so zynisch, wie ich es beschrieben habe."
Die Psychologin sah mich nur an und widersprach mir nicht.

Kersti


FC14. Kersti: Fortsetzung: Organbank...
FC12. Kersti: Voriges: Die Psychologin
FCI. Kersti: Inhaltsübersicht: Damit Drachen leben können
FC1. Kersti: Zum Anfang: Trgerische Ruhe
Thema: Drachen

V4. Kersti: Merkwürdige Erfahrungen
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
Z51. Kersti: Erinnerungen an frühere Leben
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

Sonstiges
Kersti: Hauptseite
Kersti: Suche und Links
Kersti: Über Philosophie und Autorin dieser Seite

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/     E-Mail an Kersti
Ich freue mich über jede Art von Rückmeldung, Kritik, Hinweise auf interessante Internetseiten und beantworte Briefe, soweit es meine Zeit erlaubt.