FD10.

Danach...

Nachher werde ich mit der Behandlungsliege in die Bettlägerigenabteilung geschoben. Ich erhalte Infusionen mit Salzwasser und Nahrungsmitteln. Das Gerät, das verhindert hat, daß ich die Besinnung verliere, bleibt weiterhin angestellt, bis sich der Zustand meines Körpers nach drei Wochen so weit stabilisiert hat, daß ich nicht mehr ohne weiteres sterben kann. Das hat die Folge, daß ich mich in dieser Zeit nicht rühren und nicht einmal schlafen kann, sondern immer wach bin und die Schmerzen ständig bewußt fühlen muß. In der Zeit wollte ich einfach nur weg und keine Schmerzen mehr haben, aber ich konnte nicht. Und ich war so müde die ganze Zeit und Schlaf war völlig unmöglich.

Einige Mitglieder unseres Fürsorgekreises wechselten sich darin ab, an meinem Bett Wache zu halten und mich zu streicheln. Sie sagten nichts, waren nur für mich da. Mir war ihre Nähe angenehm, doch ich konnte nicht einmal mit ihnen reden. Auch der Arzt kam mich immer wieder besuchen, wurde aber von den anderen feindselig behandelt.

Kores versuchte Torey jeden Tag am Bett zu besuchen. Es ließ sich nicht immer mit seinem Dienstplan vereinbaren. Und es war schwierig mit der Feindseligkeit der anderen Reserven umzugehen, die ihn haßten, weil er zu den Ärzten gehörte, die Torey operiert hatten.

Und Kores konnte diesen Haß verstehen und begann beinahe sich selbst zu hassen - aber er hatte einfach nicht gewußt, was er hätte tun sollen.

Sicher - Torey hatte immer wieder gesagt, er an Kores Stelle hätte sich geweigert bei den Operationen zu helfen. Nur hätte das nichts geändert - Ärzte, die bereit waren, solche Operationen zu machen gab es genug - und Torey wäre so oder so operiert worden.

In der Zeit, als Torey sich nicht rühren konnte, weil der Lähmstrahler immer noch in Betrieb war, merkte Kores erst, wieviel dieser Mensch ihm bedeutete. Er hatte das Gefühl, die ganze Welt wäre bedeutungslos geworden ohne ihn.

Und er fragte sich, wie Torey dazu gekommen war ihm zu sagen, daß er ihn immer lieben würde, ganz gleich was geschieht. Vor der Operation, in dem Wissen, daß er fürchterlich verstümmelt werden würde. Wieviel Liebe gehörte dazu, so etwas zu sagen, obwohl er selbst so viele Probleme hatte, wie sie wohl niemand seinem schlimmsten Feind wünschen würde? Und dieses Lächeln, mit dem er das gesagt hatte.

Kores fragte sich, wie er diese Wochen hätte überstehen sollen, wenn er nicht ständig dieses liebe Lächeln vor Augen gehabt hätte.

Immerhin hatte sein ständiges treues Kommen nach und nach die Wirkung, daß Toreys Freunde unter den Reserven ihn akzeptierten - und gegen Ende der drei Wochen sogar gelegentlich um Hilfe bei irgendwelchen Handreichungen baten.

Kersti


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Thema: Atlantis

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