Reinkarnationserinnerung - Katzenärzte

FG7.

Mütterlicher Besuch

Nach einer Woche hatte er einen Tag frei. Seine Mutter kam ihn besuchen. Ich mochte sie nicht. Wer schickt sein eigenes Kind freiwillig an einen Ort, wo es innerhalb von ein paar Jahren umgebracht wird, ausgelaugt und mit fremden Energieen vergiftet? Meine Mutter hätte so etwas nie gemacht. Aber sie konnte es ja nicht verhindern.

Mein Mensch servierte ihr Plätzchen. Er bekam von mir Tee, aber seine Mutter nicht. Lächelnd machte er ihr welchen und erzählte, daß ich einen Menschen schon ziemlich lieben müßte, um ihm Tee zu kochen. Das war zwar nicht falsch - aber unvollständig. Seinen echten Freunden habe ich oft Tee gekocht. Aber sie mochte ihn nicht mal. Das war keine richtige Mutter und sie sollte weggehen und ihm nicht mit ihren herzlosen Bemerkungen wehtun.

Sie war erschrocken, wie alt ihr Sohn aussah und er erzählte von unserem Leben, unserer Arbeit und wie schrecklich es war.
"Ja. Man muß Opfer bringen für das Land." sagte sie.
Sie dachte von sich, als hätte sie ein Opfer gebracht, indem sie ihren Sohn verkaufte und sich dafür ein schönes Haus kaufte, in dem sie mit ihren jüngeren Kindern leben konnte.

Als ich diesen Gedanken auffing war ich so wütend. Am Liebsten wäre ich ihr ins Gesicht gesprungen. Zu meinem Erstaunen merkte sie nichts von meiner Wut, sondern plapperte munter weiter. Dabei hatte ich ihr den Gedanken doch wirklich sehr laut an den Kopf geworfen. Mein Mensch streichelte mich beruhigend und dachte, daß ich mich bloß benehmen sollte. Sie nicht anspringen. Ich gehorchte.

Sie hatte inzwischen noch ein Kind verkauft - eine Tochter, aber in eine gute Lehre. Alle Menschen verkauften ihre Kinder, das wußte ich inzwischen - aber normalerweise an einen Ort, wo sie etwas lernen konnten, wo es ihnen gut ging - nicht an einen Ort, wo sie krank gemacht wurden.

Ich war heilfroh, daß die Frau bald wieder ging. Sie war mir absolut zuwider und ich habe sie nur deshalb nicht angefaucht, weil mein Mensch das nicht wollte. Wobei ich nicht verstanden habe, warum ich schlecht über sie denken durfte, aber nicht fauchen. Ich grübelte lange darüber. Erst in den nächsten Tagen begriff ich: Menschen können keine Gedanken lesen. Nicht richtig jedenfalls. Deshalb beantworten sie meine Fragen nie genau, immer nur ungefähr, so als hätten sie geraten, was für mich interessant sein könnte. Ein bißchen spürten unsere Katzenmenschen es schon - aber nur ein bißchen. Nicht richtig. Andere Menschen merkten es aber wirklich nicht, wenn man im Geiste mit ihnen redet. Das erklärte auch, warum sie Sprache erfunden hatten. Ja. Menschen sind schon komisch.

Gottseidank kam die Mutter von meinem Mensch nicht oft. Er war nicht glücklich, wenn sie da war, obwohl er sich jedesmal freute, wenn sie kam. Er hoffte immer, sie würde plötzlich nett werden. So ganz habe ich nicht begriffen, warum das so war. Ich glaube, mein Mensch wußte es selber nicht.

Kersti


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